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Stasi-Check für SFB

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berlinreporter

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Jetzt sollen auch alle SFB-Mitarbeiter zum Stasi-Check - damit die Gleichbehandlung mit den ORBlern gewährleistet ist, schreibt der Tagesspiegel:
Senderverstörung
Die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg plant: Alle Mitarbeiter des ehemaligen SFB zur Stasi-Untersuchung

Von Joachim Huber

Mag der Sender Freies Berlin (SFB) auch nicht mehr existieren, seine Mitarbeiter leben und arbeiten noch – als Mitarbeiter des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) am Standort Berlin. Nach einem Plan von Dagmar Reim, Intendantin der aus SFB und Ostdeutschem Rundfunk Brandenburg (ORB) fusionierten Zweiländeranstalt, sollten alle Mitarbeiter des RBB Berlin von der Birthler-Behörde auf Stasi-Mitarbeit überprüft werden. Dagmar Reim bestätigte dem Tagesspiegel diese Initiative. „Die Mitarbeiter des ORB sind zwei Mal überprüft worden, diejenigen des SFB nie. Jetzt, wo wir ein Haus sind, muss es eine Gleichbehandlung geben.“ Sie werde mit den Gremienvorsitzenden und den Personalräten der Standorte Berlin und Potsdam sprechen, um eine Abstimmung in der Stasi-Frage herbeizuführen. Nach Reims Aussage besteht ein Zusammenhang zwischen der Initiative und den Rosenholz-Dateien. Diese Dateien, jüngst in den Besitz der Birthler-Behörde gekommen, geben Auskunft über die Stasi-Mitarbeiter im Westen. Peter Kröger, Sprecher des RBB Berlin, bestätigte, es habe „beim SFB seit der Wende 1989 immer wieder Überlegungen einer Regelanfrage für alle gegeben“. Überlegungen, die immer wieder zu einem Nein geführt haben. Ganz anders beim ORB: Bei der Ende 1991 in Potsdam gegründeten ARD-Anstalt wurde jeder fest angestellte und jeder programmprägende freie Mitarbeiter durch die damalige Gauck-Behörde überprüft, egal, ob er aus dem Osten oder aus dem Westen stammte. Die unterschiedliche Praxis bei ORB und SFB hatte der damalige SFB-Intendant Günther von Lojewski damit begründet, dass die Ausgangslage „unvergleichbar“ sei. Die „potenzielle Zahl“ derer, die sich der DDR-Staatssicherheit verpflichtet haben könnten, sei wesentlich geringer. Klar war auch, dass eine Regelanfrage von den Mitarbeitern des demokratisch verfassten und kontrollierten SFB als Misstrauen stiftende Maßnahme aufgenommen worden wäre. Aber nicht alle waren an der Masurenallee gleich: Bei den neu eingetretenen Mitarbeitern aus dem ehemaligen Rundfunk der DDR gab es sehr wohl Überprüfungen. Seit der Wende wurde im SFB eine Hand voll von Stasi-Fällen bekannt, „große Fische“ sind nicht darunter gewesen.

Die Initiative von RBB-Chefin Dagmar Reim wird an den beiden Standorten sehr unterschiedlich bewertet. Mitarbeiter in Potsdam weisen auf die „notwendige und richtige Angleichung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse“ in der neuen Zweiländeranstalt hin. Beim Standort Berlin heißt es: „Das ist die weitere ,Ossifizierung’ des Rundfunks Berlin-Brandenburg.“
 
Ich finde das ganz ok! Es ist immerhin eine Anstalt und ich kann mir nicht vorstellen, dass es einem Wessi (ich bin auch einer) weh tut, sich checken zu lassen. Besonders, wo doch der SFB ein Frontstadtsender war. Wenn man jetzt alle beim SWR oder Saarländischen checken würde, fände ich das etwas übertrieben. Aber beim SFB....?

Das Zitat am Ende des Artikels ist die übliche Jammerei beim SFB, "Buhu, uns geht es so schlecht und wir sind die Verlierer der Fusion". Ich mag dieses Gejammer auf hohem Niveau einfach nicht. Die Leute haben eine Arbeitsplatzgarantie und das, obwohl vieles, was sie in den letzten Jahren gemacht haben, nicht besonders erfolgreich war. Private Kollegen aus TV und Radio wissen, was ihnen blüht, wenn ihre Produkte erfolglos sind. Hier hat man (als Fester) garantierte Sicherheit, da nervt den Außenstehenden schon etwas die Jammerei.
 
Das ist aus Gründen der Gerechtigkeit absolut richtig.
Da wird es sicher auch noch einige Überraschungen geben.
Klar sind viele der SFBler im Westen aufgewachsen - aber das heißt ja nicht das sie nicht Infos an das MfS geliefert haben.
Das Netz der Informanten aus Westberlin war ja, wie man heute weiß, sehr groß.
Aber letztlich nbleibt auch die Frage "Ist das alles nicht längst verjährt". Ein 1989 wegen Todschlag verurteilter wäre jetzt schon wieder frei.
 
Das ganze ist ja irgendwie auch eine Art von Personalausdünnung. Wenn man voraussetzt, dass ein paar für das MfS unterwegs waren ;-)
Ich finde es zumindest gegenüber den Kollegen vom eh. ORB gerecht. Die sind 2x gecheckt worden und die SFB-Leute nie. Also, ist schon ok. Und warum solls verjähren ?
 
Recht bleibt Recht und Unrecht bleibt Unrecht.
Egal wie lange her. Das ist meine Meinung.
Deshalb finde ich die Überprüfung vollkommen richtig !
 
Interview zum Thema - der Tagesspiegel sprach mit WDR-Intendant Fritz Pleitgen:

„Ich bin ostalgisch“
WDR-Intendant Fritz Pleitgen über Ost-Shows und Stasi-Überprüfungen im RBB

Tsp: Herr Pleitgen, der Osten bekommt die Ostalgie-Shows, der Westen die Stasi-Überprüfungen. Ist das gerecht?

Eine flotte Formel, die aber mit der Realität nichts zu tun hat. Ich kann die Aufregung über die Ostalgie-Shows nicht nachvollziehen. Man muss sie ja nicht einschalten.

Tsp: Der Rundfunkrat des Rundfunks Berlin-Brandenburg will heute beschließen, dass die Mitarbeiter des ehemaligen SFB auf Stasi-Kontakte überprüft werden.

Ich kann verstehen, wenn RBB-Intendantin Dagmar Reim die ehemaligen SFB-Mitarbeiter ihres Senders überprüfen lässt. Es geht um Gleichbehandlung mit den Mitarbeitern des ehemaligen ORB. Wie jedermann weiß, war die Stasi nicht nur in der DDR aktiv, sondern auch im Westen, nicht zuletzt in Westberlin. In diesem Sinne habe ich für die ARD auch ein Gutachten angeregt, das die Aktivitäten der Stasi im Rundfunk in Deutschland generell untersuchen soll. Das Institut Forschungsverbund SED-Staat an der FU Berlin steht kurz vor dem Abschluss der Studie.

Tsp: Was wurde untersucht?

Die Strategien der Stasi, die Aktivitäten der Stasi gegenüber den in der DDR akkreditierten West-Journalisten, alles, was die Stasi im Westen unternommen hat.

Tsp: Ihren eigenen Sender, den WDR, haben Sie nie überprüfen lassen?

Nein, Nordrhein-Westfalen war doch ziemlich weit weg von der DDR. Aber alle WDR- Mitarbeiter, die sich mit der DDR beschäftigten, werden von dem Gutachten der FU erfasst.

Tsp: Ein SFB-Mann hat gesagt: Die angekündigte Stasi-Überprüfung sei eine weitere „Ossifizierung“ des RBB.

Erst einmal sollten Sie wissen: Osten ist für mich ein positiver Begriff. Ich kann deshalb mit Ihrer Formulierung von der Ossifizierung nichts anfangen. Ich finde den Osten per se positiv. Wir in der ARD wissen jedenfalls, was der RBB und der MDR für uns leisten. Beide Sender sind eine große Bereicherung.

Tsp: Wenn die Überprüfung durch ist, sind wir dann auch das leidige Stasi-Thema los?

Es ist ja noch nicht einmal der Zweite Weltkrieg vollends aufgearbeitet. Die deutsche Teilung war ein ungeheurer Eingriff, unter dem viele Menschen gelitten haben. Was erwarten Sie also? Deckel zu? Die Untersuchung, die wir bei der FU in Auftrag gegeben haben, soll auch sicherstellen, dass spätere Generationen sich noch ein Bild davon machen können, was passiert ist. Sie sollen Lehren ziehen können, um gewappnet zu sein. Jeder muss für sich entscheiden, wie er mit der Vergangenheit, die ja immer auch Gegenwart und Zukunft ist, umgehen will. In diesem Licht finde ich die Entscheidung von Frau Reim richtig.

Tsp: Kommt die Überprüfung nicht zur Unzeit? Wir erleben doch gerade die Verniedlichung der DDR via Ostalgie-Shows.

Glaube ich nicht! Es wird weiter ernsthafte Aufarbeitungen der deutschen Teilung geben. Erlauben Sie mir Reklame in eigener Sache. Sehen Sie sich meine Filme über ostdeutsche Regionen an, den nächsten am 28. Dezember über den Rennsteig in Thüringen – da verniedliche ich gar nichts. Die Ostalgie-Welle wird sich verlaufen. Wichtig ist, dass wir in unserer Normal-Berichterstattung die Verhältnisse so darstellen, wie sie wirklich gewesen sind. Und da sehe ich keine Gefahr.

Tsp: Wer hat denn eigentlich diese Ostalgie-Welle losgetreten?

Das ist von uns Fernsehleuten erfunden worden. Irgendeiner hatte da eine Idee. Wichtig dabei sind die richtigen Relationen. Ob in der DDR tatsächlich blödere Schlager erfunden wurden als bei uns, das wage ich doch zu bezweifeln.

Tsp: Sie waren dort, Sie haben aus der DDR berichtet. Sind Sie ostalgisch?

Warum nicht! Ich bin ostalgisch, wenn ich an die Landschaften, an die Geschichte, an die Kulturen und an viele Menschen denke, die ich dort kennen gelernt habe. Das gilt ganz und gar nicht für die politischen Verhältnisse in der DDR, wie Sie sich denken können.

Tsp: Wann reden auch Sie nicht mehr vom Osten, wenn Sie Thüringen oder Sachsen meinen?

Sie sind es doch, die die ganze Zeit vom Osten reden! Westdeutsch, ostdeutsch, das ist für mich schon längst erledigt. Ich habe in meinen fünf Jahren DDR ein besonderes Verhältnis zum Osten Deutschlands entwickelt. Dies ist mein ganz persönlicher Vorteil. Ich sage nicht, ich fahre in den Osten, sondern ich sage, ich fahre nach Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.

Tsp: Sie mögen den Osten ja wirklich. Warum eigentlich?

Bevor ich in die DDR ging, hörte Deutschland für mich an der Elbe auf. Man musste mich damals regelrecht überreden, als Nachfolger von Lothar Loewe in die DDR zu gehen. Ich habe dann sehr viele Menschen getroffen, die mich tief beeindruckt haben. Ich habe ein Gefühl der Verbundenheit zu den Menschen in Ostdeutschland. Und das werde ich mir nicht nehmen lassen.

Das Gespräch führten Thomas Eckert und Joachim Huber.
 
Tsp: Ihren eigenen Sender, den WDR, haben Sie nie überprüfen lassen?

Nein, Nordrhein-Westfalen war doch ziemlich weit weg von der DDR. Aber alle WDR- Mitarbeiter, die sich mit der DDR beschäftigten, werden von dem Gutachten der FU erfasst.
... und in NRW lag ja auch nur die damlige Hauptstadt, warum also sollte die Stasi dort aktiv gewesen sein?

Ist der Mann so naiv oder tut er nur so?
 
hey, ich finde das vollkommen korrekt, daß SFB-Mitarbeiter auf eine Stasi-Mitgliedschaft überprüft werden. Schließlich gab es auch für einen Ostdeutschen kein Recht der Verweigerung, an dieser Überprüfung teilzunehmen.
 
sfb

Warum wird hier in Deutschland so lange nach der Vereinigung immer noch nach Stasi-tätigkeit überprüft,lächerlich.
gruss vom Magnum -Eis
PS:Die haben genauso ihren Job gemacht wie die die Leute vom Verfassungsschutz und BND,
Nur mit unterschied das die beiden letzt genannten Geheimdienste Delitantten sind.
 
... und überhaupt war ja nicht alles schlecht: Jedes Kind hatte von Geburt an einen Krippenplatz, es herrschte Vollbeschäftigung und die Autobahnen haben sie auch gebaut.

Ups, da hab' ich jetzt was durcheinandergebracht... :D
 
Wer jenseits des Stacheldrahtes wohnte und als erste fremdsprache Russisch lernte steht unter Generalverdacht?
Wer eine Mauer um sich herum hatte auch?
Merkwürdiges Rechtsverständnis. Bei allem Verständnis aufgrund des Argumentes "Gleichbehandlung", aber wer die einen unter Generalverdacht stellt, muss diesen Schritt ja nicht noch einmal gehen. Werde das Gefühl nicht los, dass es um alles Mögliche dabei geht, nur nicht um die Klärung der Vergangenheit.
db
 
Ich glaub' es geht wohl nicht darum, jetzt alle ehemaligen West-Berliner "unter Generalverdacht" zu stellen, sondern Gleichbehandlung herzustellen. Das allein wäre ein guter Grund für das "Gaucken" der rbb-Wessis; die bekannte Dichte von Stasi-Leuten im damaligen Berlin (West) ist m.E. ein zweiter.
 
Kein Generalverdacht? Mag sein, dass das nicht das Ziel ist, faktisch wird es aber gemacht. Der Stasi-Check für Ost-Funker war in meinen Augen eben wegen des zugrunde liegenden Generalverdachts schon sehr fragwürdig. Das jetzt zu wiederholen, halte ich für entsprechend fragwürdig. Die "Gleichbehandlung" ist ein merkwürdiges Vorhaben. Soll damit Klagen von Ostfunkern vorgebaut werden? Oder soll präventiv gegen schlechte Stimmung ("die werden nicht gecheckt und wir mussten uns mit Dreck bewerfen lassen") vorgegangen werden? Dann ist das zwar moralisch und pädagogisch wertvoll, aber juristisch bleibt es fragwürdig.
Dass Westjournalisten in Berlin-W auf ein erhöhtes Interesse seitens der Stasi getroffen sind, ist natürlich mehr als nachvollziehbar. Wer professionell informiert und recherchiert, verfügte über Entscheidendes, um die Stasi glücklich zu machen. Keine Frage. Die bekannte IM-Dichte in Berlin-W mag ebenfalls als Argument für den Check dienen. Das aber mit einem Generalverdacht und allgemeinem Stasi-Check zu beantworten, bleibt juristisch fragwürdig. Moralisch kann man das ebenfalls sehr in Frage stellen. Aber das gilt natürlich gegenüber den gecheckten Ostfunkern auch für einen Nicht-Check der Westfunker.
db
 
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