AW: Stereoplay: Komprimierte Musik ermüdet
@ radioextreme
Die HiFi-Zeitschriften sind seit Jahrzehnten dafür bekannt, immer mal wieder eine Art "Okkultismus" zu betreiben, meist dann, wenn Meßwerte versagen und physikalisch sinnvolle Modelle nicht für etwas herhalten können, was der Autor persönlich mag - und sei es, weil der Transrotor-Plattenspieler so schön im Licht funkelt oder das Kabel für die Digital(!)schnittstelle durch seinen dreistelligen Meterpreis schon eine Erwartungshaltung definiert, die sich dann gefälligst in einem "besseren Klang" zu äußern hat.
Es passiert auch immer mal wieder, daß "audiophil" angehauchte Radiohörer auf ihren alten UKW-Tuner von Maratz oder Restek schwören, weils da halt alles so viel besser, analoger, kompletter klingt - und dabei völlig ignorieren, daß die Klassikwelle ihres Vertrauens auch irgendwo bis auf 384 oder sogar 256 KBit/s runterrechnet.
Tatsache ist: MP3s, mit nem ordentlichen Encoder (z.B. LAME) erstellt, eignen sich unterhalb 160 KBit/s kaum zum genußvollen Anhören, oberhalb je nach Struktur der Musik allerdings schon. Die von qualitätsbewußten Hörern gern genommenen 192 KBit/s sind so gut, daß man schon zu brutalen Tricks (Abhören des Seitensignals) greifen muß, um die Datenreduktion zu entlarven. Besser als die meisten heute verkauften Stereoanlagen ists allemal, im Auto erübrigt sich sowieso jede Diskussion. Das gleiche gilt für 256 KBit/s Layer 2, und das ist Mindeststandard im Hörfunk (von Sat-Strecken für Endverbraucher mal abgesehen).
Im totalen Widerspruch zu dieser nüchternen Einschätzung steht ein psychischer Aspekt: das sind nicht die Originale, sondern "irgendwie" (und sei es unter Normalbedingungen unhörbar) kastrierte Versionen. Manch einer gibt sich damit nicht zufrieden, schon gar nicht, wenn das Material als Ausgangspunkt für weitere Bearbeitungsschritte dienen soll. Ich auch nicht, deshalb stehen hier von allen MP3s, die ich besitze, auch die Originalalben herum.
Weiterführende Links:
http://www.heise.de/ct/00/06/092/
http://www.heise.de/ct/02/19/094/default.shtml
sowie
http://www.heise.de/ct/Redaktion/cm/highendpc.html