Oh Mann, mit dieser Einstellung hätte Herr Landwehr besser Pressesprecher bleiben sollen, aber bitte nicht Chefredakteur. Ich stelle ihn mir gerade als Pressesprecher von Burger King vor, der auf den Yi-Ko-Skandal reagiert.
Herr Landwehr. In Ihren Restaurants wurden Hygienevorschriften grob misachtet und Lebensmittel verarbeitet, die bereits verdorben waren.
Genau. Das ist etwas, was absolut nicht geht und was gegen jede hygienische Regel von Burger King insgesamt, der Zentrale, aber auch gegen jede andere lebensmittelrechtliche Regel verstößt. Jeder Profi weiß, so etwas geht nicht. Da ist ein Kollege hingegangen und hat etwas zusammengestellt, also nicht verkauft, sondern nur zusammengestellt, verkauft worden ist das ja nie, was er nicht hätte tun dürfen. Das ist leider so.
Wie kann so etwas passieren?
Tja, wie kann so etwas passieren? Wissen Sie, wenn irgendwo ein Parkverbotsschild steht, dann steht da ein Auto. Jeder weiß, der einen Führerschein hat, da darf man nicht parken. Wie kann das passieren? Da sind Menschen am Werk. Und Menschen, jetzt nehmen wir mal das Parkverbotsschild, sind vielleicht mal an einer Stelle zu bequem bis zum nächsten Parkplatz zu fahren, vielleicht sind sie auch schon eine Stunde herumgefahren und haben nichts gefunden, und überlegen sich, wie groß ist das Risiko, und gehen es dann ein. Also da, wo Menschen am Werk sind, werden Fehler gemacht, und auch wenn die Regeln noch so klar und so streng sind. Ist leider so.
Es gibt regelmäßig bei Restaurants, ob große Kette oder kleine Gaststätte, immer Sachen, die nicht ganz fair sind dem Gast gegenüber. Zum Beispiel, dass mit Tierfotos vorgegaukelt würde, das Fleisch würden vom nächsten Bio-Bauernhof stammen, oder dass eine gastronomische Tradition inszeniert wird. Wie hat man bei Ihnen das ausgewertet?
Also, wir haben zunächst einmal zwei Dinge gemacht. Wir haben erstens geschaut, sind die Lebensmittel-Verarbeitungsregeln, die wir in der Zentrale haben, eigentlich klar genug? Regeln, durch die jeder genau weiß, was er darf, was er nicht darf, was hygienisch in Ordnung ist. Da muss ich sagen: Ja, diese Regeln sind klar. Aber wenn dann so etwas passiert, muss man natürlich hingehen und genau schauen, wo kann man nochmal nacharbeiten. Und selbstverständlich, Sie haben die Burger angesprochen: Burger sind eines der wichtigsten Produkte eines Schnellrestaurants. Und nicht jeder Burger, der verkauft wird, wird unmittelbar vor Verkauf zubereitet. Weil es einfach oft nicht geht. Wissen Sie, wenn Sie mittags um 13 Uhr Rush Hour haben, dann geht das nicht anders, als dass Sie die Burger bereits um 9 Uhr vorbereiten, wenn weniger Betrieb ist. Und dann muss man sich eben mit der Frage auseinandersetzen, ist das kulinarisch in diesem einzelnen Fall in Ordnung? Man muss es für jeden einzelnen Fall prüfen. Beispielsweise kann das, was um 9 Uhr vorbereitet wurde, sich um 13 Uhr bereits verändert haben. Wissen Sie, wenn Sie einen einfachen Hamburger vorbereiten, dann ist das eigentlich egal. Aber wenn es um einen Fischmac geht, dann ist das unter Umständen nicht egal, weil in dem Fischfilet in den vier Stunden sehr viel passiert sein kann. Also, in jedem Einzelfall muss man entscheiden, ist es für das Verständnis des Kunden, den interessiert das, ist es für das Verständnis des Kunden relevant oder ist es nicht relevant? Und wenn es relevant ist, dann muss man es unbedingt transparent machen. Das sind aber geltende Regeln bei uns. Und die werden auch sehr streng eingehalten.
Nun hat der Betriebsverband der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) öffentlich gesagt, man schäme sich dafür, und Burger King brauche eine Qualitätsdebatte, weil es noch andere Merkwürdigkeiten gibt. Da werden in der Werbung Leute als Burger-King-Hygieneexperten bezeichnet, die aber keine sind, und die Küchenmitarbeiter berichten von täglichen Kämpfen mit den Gebietsleitern und müssen in ihrer Küchenkleidung die Toiletten putzen. Sie waren ja selbst mal Küchenchef, was hätten Sie gesagt, hätte man Sie Fleisch aus unbekannter Quelle als Fleisch aus kontrollierter Aufzucht verkaufen lassen, so etwas passiert, oder Pferdefleisch, ohne als solches benannt zu werden? Also brauchen Sie eine Qualitätsdebatte?
Das sind zwei Dinge. Das eine ist dieses Flugblatt von der NGG. Ich habe den Kollegen, der das verfasst hat, dann mal gebeten, alles einzeln zu belegen, und bei den meisten Dingen waren es Sachen, die Jahre zurücklagen und die er vom Hörensagen kannte. Aber so weit will ich da gar nicht reingehen. Ja, ich war Küchenchef, und sehr häufig bin ich als Hygieneexperte oder Burger-King-Stammkunde in der Werbung aufgetreten, und ich finde das völlig in Ordnung, denn es ist ja nicht so, dass ich dann nur als Küchenchef gearbeitet habe. Sondern wir sind eine Arbeitsgemeinschaft, und damit bin ich auch automatisch Hygieneexperte und Stammkunde. Damit habe ich überhaupt gar kein Problem. Womit ich ein Problem habe, ist beispielsweise, das Beispiel ist konstruiert, wenn ein Kollege einen Burger aus Pferdefleisch zubereitet, er diesen aber als Rindfleisch-Burger anbietet. Das ist nicht in Ordnung. Sagt er aber, "von den Burger-King-Rindfleisch-Experten", so ist das in Ordnung, weil die Rindfleisch-Abteilung auch für Pferdefleisch zuständig ist. Wie gesagt, in jedem Einzelfall muss der Mitarbeiter und muss der Küchenchef prüfen, was mache ich, ist es im Sinne des Konsumenten in Ordnung, oder überschreite ich Grenzen. Das darf dann nicht passieren.
Wie darf es dann nicht passieren? Also, es wird immer passieren, haben Sie gesagt, und es ist auch menschlich, dass es immer wieder passiert, aber gibt es etwas, wo Sie gesagt haben, "aus diesem Fall haben wir gelernt. Wir werden jetzt möglicherweise andere Mechanismen finden, andere Strukturen, damit wir hier ehrlich gegenüber dem Kunden bleiben."
Also, wir werden in den nächsten Tagen jeden einzelnen Burger-Typ, den wir bei uns im Haus anbieten, einfach als Reaktion auf das, was da passiert ist, nochmal genau unter die Lupe nehmen. Aber wissen Sie, in meinem Bereich, der Deutschlandzentrale von Burger King, werden im Jahr 1,5 Milliarden Burger produziert. Dazu kommen Millionen von Salaten und Eincremes. Die kann niemand alle prüfen. Aber wir haben ein System von Abnahme und kollegialem Vieraugenprinzip, so dass jedes Fleischpatty von mindestens zwei Menschen angeschaut worden ist. Und das ist sehr viel. Und das ist sehr viel Arbeit. Und ich finde auch, dass das gastronomisch sehr sorgfältig ist. Und insofern müssten wir nicht viel ändern nach meiner Auffassung, und gleichzeitig tun wir es und nehmen alles nochmal unter die Lupe, weil perfekter zu werden ist niemals schlecht. Ganz im Gegenteil, das ist unser Streben. Wenn wir Lücken sehen, werden sie wieder geschlossen, einfach um jeden Tag ein kleines bisschen besser zu werden. Und ich weiß, meine ganzen Kollegen, die in der Zentrale arbeiten, da mit mir auf dem selben Weg. Es gibt Tage, da läuft mal was schief, und dann muss man halt dagegen vorgehen, und sehen, dass man wieder besser wird und jeden mitnimmt.
Ich glaube, wenn Herr Landwehr tatsächlich Pressesprecher geblieben und dafür das Unternehmen gewechselt hätte, hätte sich das Problem Burger King in kürzester Zeit erledigt. Aber Burger King wird ja auch nicht von Rundfunkgebühren bezahlt.