Thema DAT: war bei mir auch ganz oben auf der Wunschliste, nachdem ich 1991 einen TCD-D3 in den Händen halten durfte. In dieses Hochkonzentrat hatte man sogar noch irgendwo eine Hucht-Platine zur Analogaufnahme mit 44.1 kHz einbauen lassen. War leider nicht meiner.
1992 kam mein DTC-57ES - und damit begannen die Probleme. Bandknitter sind bei Kassettenpreisen von 20 DM kein Spaß gewesen. Ein erster Reparaturversuch über den Händler endete beim Anwalt, damit ich das Gerät wiederbekam. Versuch 2 fand bei Sony statt und scheiterte ebenso, das Knittern ging weiter, trotz eingebautem "Repair-Kit". Versuch 3 war dann direkt bei Sony in Köln, eingetütet über eine Sony-Führungskraft, mit der wir damals medienjournalistisch ab und an zu tun hatten. Das half - seitdem lief er. Später bekam das gute Stück noch eine Hucht-Platine für 44.1 kHz bei Analogaufnahme und diente mit dann jahrelang als Wandler am PC (via Optokabel und damit brummfrei). Er war aber "dreckiger" als eine 10 Jahre neuere interne PC-Soundkarte besserer Machart, soviel zum Thema "Weiterentwicklung von A/D-Wandlern und Platinendesigns".
Da das Laufwerk aber nicht unbedingt angenehm war (trotz des Umbaus), kamen dann noch zwei (!) Pioneer D-500 dazu. Die laufen göttlich (das Laufwerk steckt auch im Tascam DA20 MkII und in nem Fostex, wers kennt). Dafür war die Analogabteilung des Pioneer nicht so sauber, so daß der Sony als Wandler zuspielen durfte.
Für unterwegs kam dann noch ein gebrauchter Aiwa HD-S200 hinzu. Feines Gerät mit Vollausstattung, 44.1 Analogaufnahme und Longplay. Jedoch... genau für zwei Interviews hatte ich ihn mal mitgenommen und nicht wenig später war die Mechanik platt (u.a. ein Riss in einem Plasteteil), ein Bolzen fiel heraus. Seitdem liegt das Ding im Schrank, weil ichs nicht übers Herz bringe, ...
Vor wenigen Monaten stank es plötzlich in der Bude, nachdem ich den Sony wieder mal als Wandler angeschaltet hatte (die Notwendigkeit dafür ist auch viel seltener geworden, da man heute fast alles digital transferiert via USB statt in Echtzeit und ich fast nur noch mit dem Laptop arbeite und nicht mit dem "großen" PC). Klappe auf - ekligster, beißender Gestank.
Ums kurz zu machen: hinten am Laufwerk steckt in einem Blechdöschen der Kopfverstärker. Bei den Vierkopfgeräten sind es zwei Blechdöschen gestapelt. Da drin stecken SMD-Elkos, die nach etwa 15 Jahren beginnen, schamlos auszulaufen. Irgendwann sind die Symptome so wie bei verstelltem Tracking, man kann nichts mehr sauber abspielen. Da riecht aber noch nichts...
Etwas später verweigert sogar die Absolutzeitanzeige. Spätestens wenns riecht, sollte man handeln: Verstärkerdöschen ausbauen, SMD-Elkos rauslöten, Platine vom Elektrolyten säubern, eventuell schon weggefressene Durchkontaktierungen erneuern, neue passende Elkos rein. Bei der Gelegenheit kann auch die Mechanik gereinigt und neu geschmiert werden, die Bremsfilze fixiert, eventuell Riemen getauscht, Bandzug, Tracking und DPG-Wert (gibt an, ab welcher Stelle der Schrägspur der Datenstrom einsetzen soll) prüfen und ggf. neu einstellen (achtung, alte Aufnahmen könnten danach nicht mehr abspielbar sein, wenn jahrelang unwissend mit falscher Spurlage gearbeitet wurde). Vielleicht ist auch noch die Andruckrolle zu wechseln, wenn die alte hart und gerissen ist. Manches Zahnrad will auch nach 23 Jahren erneuert werden - es gibt inzwischen dafür Fremdanfertigungen, weil von Sony nichts mehr zu haben ist. Und auf Mainboard und Netzteil kann man mal nach manchen Elkos schauen.
Klingt übel? Ist es auch - niemand besitzt privat die dazu nötigen Drehmoment- und Testsignalkassetten sowie die Erfahrung - und ohne geht nichts. Aber es gibt Werkstätten, die sowas tatsächlich noch machen. Eine kann ich aus eigener Erfahrung empfehlen (was nichts über die anderen aussagen soll, bis auf eine, die offenbar systematisch Geräte zerbastelt, eine Firma mit 3 Buchstaben, der erste ist ein A). Ich hatte meinen 57er bei Michael Mickeleit, MCS-MIK, in Bargteheide. Herr Mickeleit ist kein Sony-Vertragsservice, sondern DAT-Recorder-Liebhaber der ersten Stunde und hat sich die Kenntnisse selbst angeeignet. Mickeleit kann DAT! Der Mann repariert im Halbtages-Takt DAT-Recorder, vor allem von Sony. Wenn es die Ersatzteillage zulässt, nimmt er aber auch Pioneer, Tascam, Panasonic, Aiwa und andere in die Kur. Und meist geht es rasend schnell: Montag hinschicken, Dienstag kommts an (wenn DHL mitmacht), Dienstag abend hat ers repariert, Mittwoch auf der Post und Donnerstag ist der Recorder wieder da.
(Fast) alles zur Geschichte der (Sony-)DAT-Recorder:
http://www.datrecorder.de/Wissenswertes-zu-DAT
DAT-Recorder-Museum:
http://www.ebay.de/gds/DAT-Recorder-Museum-von-MCS-MIK-/10000000177615591/g.html
Reparaturtagebuch:
https://www.facebook.com/pages/MCS-Mickeleit-Computer-Shop-DAT-Service/767447099983687
Weiter unten im Tagebuch sind die Gruselstories der woanders kaputtreparierten, mit dem Brateisen zerlöteten und "getuneten" Geräte.
Mein 57er läuft wieder super, zwei Viermotorengeräte eines Freundes ebenfalls. Schonmal drei erfolgreich reparierte Geräte. Ich bereuhe die (damals) 109 EUR nicht.
Wer defekte DATs wegwerfen will (weil eBay-Verkauf aus "moralischen" Gründen oder wegen der Nerverei nicht in Frage kommt): Herrn Mickeleit fragen, ob er die Dinger gebrauchen kann als Ersatzteilspender oder zum Wiederaufbau. Ich bin der Meinung, da darf nichts weggeworfen werden. Ob Kopfverstärkerplatine, Gerätefuß oder Kopftrommel - alles kann wertvoll sein. Austauschkopftrommeln sind unfassbar teuer, manche gebrauchte könnte aber noch viele Stunden gute Dienste leisten.
Da Herr Mickeleit eine anständige Rechnung schreibt und ein offizielles Gewerbe laufen hat, könnten auch "offiziellere" Kunden auf ihn zurückgreifen, wenn ein Gerät repariert werden muß. Ich kann den Mann bislang jedenfalls sehr empfehlen. Wenn DAT, dann dort.