AW: Tour de France im Radio
Nicht nur der Etappensieger. Aber der auf jeden Fall. Es wurden auch immer andere Radfahrer ausgesucht.
Hanebüchne Theorie?
Wo sind die Indizien dafür, dass zum Beispiel alle Championsleague-Sieger der letzten 12 Jahren quert durch die Mannschaft gedopt haben, oder Italien letztes Jahr?
Italien letztes Jahr? Ich sag es mal ketzerisch: In Italien braucht man kein Doping im Fußball, es reicht die Mafia im Hintergrund.
Keek, sag mir doch bitte, wie im Radsport öffentlich gemacht wurde, dass systematisch gedopt wird? Und vor allem sag mir, wann das der Fall war und warum.
Ich versuche es mal selbst zu beantworten:
* September 2005: Roberto Heras von Liberty Seguros wird des Dopings mit EPO überführt. Der Vuelta-Sieg wird ihm daraufhin aberkannt.
* Februar 2006: Die spanische Polizei Guardia Civil bekommt Hinweise auf ein Dopingnetzwerk. Daraufhin wird die „Operation Puerto“ gestartet. Ab sofort werden Personen und Wohnungen beobachtet, abgehört und mit Kameras aufgezeichnet.
23. Mai 2006: Manolo Saiz, sportlicher Leiter von Liberty Seguros, und Teamarzt Eufemiano Fuentes werden im Rahmen einer Dopingrazzia festgenommen. Bei Fuentes werden Dopingmittel und Hunderte von Blutbeuteln gefunden. Außerdem findet man eine Liste mit Codenamen, die den „Kunden“ von Fuentes zuzuordnen sein sollen. Manolo Saiz wollte mit den mitgeführten 60.000 Euro eine offene Zahlungen aus dem Jahr 2005 begleichen, vermutet Radprofi Jörg Jaksche im Juli 2007. Die Polizei ging davon aus, dass das Geld für den Kauf von Dopingmitteln verwendet werden sollte.
(aus wikipedia.de)
Recherchiert wurde daraufhin nur von den Journalisten, weil Ermittlungsmaterial der Polizei vorlag. Und auch heute ist vieles im Radsport auf die gefundenen Listen zurückzuführen. Bis dahin gab es nur vage Recherchen, vage Artikel oder Berichte. Bis dahin war der Radsport ein Spitzensport wie jeder andre auch. Es wurden Dopingkontrollen durchgeführt, wie in jeder andren Sportart auch. Es gab positive Fälle, wie in anderen Sportarten auch.
Nur durch die Aktion der spanischen Polizei haben wir eine Ahnung davon, wie es im Radsport zugeht. Die Journalisten überbieten sich in Sachen Dopingaufklärung, allen voran Prof. Franke und Hajo Seppelt. Über die anderen Sportler, die auf der Liste stehen, wird kaum ein Wort verloren. Es wird, zumindest nicht erkennbar, auch in andere Richtungen recherchiert. Warum? Weil erstens viel zu viel Geld auf dem Spiel steht, auch für die übertragenden Sender. Und: Weil im heutigen Journalismus für solche Recherchen keine Kapazitäten zur Verfügung gestellt werden. (Und weil die deutsche Rechtslage der Polizei nicht so viel Spielraum gibt, wie es zum Beispiel in Frankreich der Fall ist.)
Wer ernsthaft glaubt, dass systematisches Doping nur im Radsport betrieben wird, ist ein Träumer. Es fehlen uns nur stichhaltige Beweise bzw. Indizien, anderswo die Verhältnisse offen zu legen. So, wie sie uns bis 2005/ 06 im Radsport gefehlt haben, als jeder der Überzeugung war, dass ein 7maliger TdF-Gewinner nur gedopt sein kann, ohne je den Beweis erbracht zu haben, wenn man mal von einer späteren Dopinguntersuchung von Armstrong absieht.
Was also haben die Dopingtests im (Rad-)sport bis dahin gebracht? Sie haben den 7maligen Tour-Gewinner NICHT überführt.
In diesem Licht betrachtet ist es eine absolute Doppelmoral, sich als Wohl und Weh des Radsports zu produzieren und nicht einmal zu erwähnen, selbst Fehler gemacht zu haben. Das ist seitens der ARD unaufrichtig gegenüber den Zuschauern. Und nicht zuletzt heuchlerisch.
Die Umfragen, die hier und da, vornehmlich in der Springer-Presse, veröffentlicht werden mit der Fragestellung: "Finden Sie es richtig, dass ARD und ZDF aus der Tour ausgestiegen sind?" sind nichts wert, weil der gemeine Zuschauer sich gar keine dezidierte Meinung bildet. Was ich ihm nicht mal vorwerfen kann.
Und ich lasse, nach dem ich so viele Dinge hervorbringe, mir nicht von keek vorwerfen, ich betreibe hier blindes Ö-R-Bashing.