AW: Traumjob Musikprogrammgestalter - Wege in die Musikredaktion...
Hallo!
Ich will jetzt mal auf einen Satz eingehen, den ich gestern übersehen hatte:
Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, ein zweijähriges Volo zu durchlaufen, da wirklich NUR musikredaktion in Frage kommt und ich später nicht z.B. in der nachrichten-redaktion, über lokales oder politik-redaktionell arbeiten möchte...
Mal abgesehen von einer ordentlichen Rechtschreibung, die du auch in einer "Musikredaktion" (Substantiv) an den Tag legen solltest, sollte man als Mitarbeiter einer Radiostation - egal ob privat oder ÖR - m.E. immer versuchen, den "Mädchen für alles"-Job (in DIESEM Sinne von Wikipedia: "eine unentbehrliche Hilfskraft in einer gehobenen Vertrauensstellung...") möglichst gut zu beherrschen. Man sollte "Allrounder" sein, kein "studierter Fachidiot".
Mitterweile dürfte hier ja hinlänglich bekannt sein, daß ich bei der Geburt von "Energy Sachsen" dabei war. Es gab damals "Moderationsdienste" und "Redaktionsdienste", die 33% schlechter als Moderationsdienste bezahlt wurden - und auch die Moderationsdienste wurden schlecht bezahlt.
Das war und ist ein allgemeines "Privatfunkproblem": Wenn der Moderator nicht von seiner Gage leben kann, muß er nebenbei Geld verdienen. Mir als DJ hat das nix weiter ausgemacht, aber die dafür aufgebrachte Zeit fehlt halt für die Vorbereitung der nächsten Sendung: Man könnte ja stattdessen zwischen zwei Sendungen neue Jingles produzieren, oder in neue Platten reinhören etc... Eine Sendung wird also nicht unbedingt besser, wenn die "Vorbereitungszeit" fehlt. Und so klingen die Sendungen dann auch. Ich schließe mich durchaus in diese Kritik ein.
Ich muß dir aber ehrlich sagen, daß ich überaus gern "Redaktionsdienst" geschoben habe, also beispielsweise den Text für die Nachrichten schreiben mußte. Ich habe kein Studium der Journalistik abgeschlossen. Vieles muß man im Leben lernen, auch das Schreiben von Nachrichten. Nach spätestens zwei Wochen hat man den "Nachrichten-Slang" (Sätze möglichst ohne Komma und gesprochen unter sieben Sekunden Länge) drauf. Das klappt schon.
Nach spätestens 3 Monaten kennt man schon jeden in der (Welt)Politik relevanten Politiker mit seinem Namen, könnte den Namen auch richtig aussprechen(!) und kennt die groben Hintergründe bei irgendwelchen Meldungen.
Nach spätestens 6 Monaten kann der "Ticker" auch mal ein paar Stunden ausfallen, man liefert die Nachrichten trotzdem pünktlich und "gut genug" ab. Denn den ausgefallenen Ticker ersetzt man einfach durch ein, zwei "ergänzende" Sätze aus dem Gedächtnis! Irgendeine Eräuterung zur Meldung, die man ansonsten nicht gebracht hätte. Nein, kein Blablabla, sondern Informationen passend zur Meldung. Soetwas "weiß" man nach sechs Monaten "einfach" und kann diese Informationen aus dem Gehirn abrufen und in ein, zwei allgemeinverständliche Sätze gießen. Und ab diesem Zeitpunkt macht die Arbeit in einer "Nachrichtenredaktion" richtig Spaß, auch wenn die Meldungen oft "schlecht" sind...
Um mal ein makaberes Beispiel zu nennen: Man weiß dann einfach, daß beim Flugzeugabsturz bei Lockerbie 1988 (Fakten - keine Wertung!) 259 Insassen des Flugzeugs und 11 Bewohner des Ortes umgemommen sind.
Ein "Praktikum" dauert im Allgemeinen drei Monate. Klartext: Ein "Praktikant" fängt möglicherweise gerade an "richtig Feuer zu fangen", ist auf dem besten Weg der zweite "Kloeppel" zu werden - und schon muß er wieder weg. Alle "Ausbilder" haben ihre Lern-Munition umsonst verschossen. Natürlich wird der "Praktikant" etwas gelernt haben, für den Sender war die ganze Aktion aber völlig nutzlos, denn er hat nichts gewonnen! Im Gegenteil, denn die "Ausbilder" des Praktis wurden ja von ihrer eigentlichen Arbeit abgehalten.
@musikzumm: Willst du wirklich NUR in einer Musikredaktion arbeiten, irgendwelche CD-Booklets in den Computer hacken? Das ist doch lächerlich. Als guter Musikredakteur solltest du (notfalls) auch eine Sendung selbst "fahren" können. Oder getraust du dich etwa nicht, weil du nie als DJ auf der Bühne gestanden hast? Das ist eine ganz schlechte Voraussetzung. Es ist ein Unterschied, ob man ein Musikprogramm nur über die Theorie und mit Diplomen (von wem auch immer) zusammenbastelt, oder als DJ diese Nummer auch live durchziehen kann.
Wäre ich PD eines Senders, ich würde dem Mann (Bewerber) aus der Praxis den Vorzug geben. Ich brauche keine Leute, die nur in der Theorie "dumm rumschwafeln" können, sondern auch mal die Köpfe einer Bandmaschine putzen können.
Journalismus, Kenntnisse der Audiotechnik und Musik sollten eine Einheit bilden. Vieles davon kann man lernen, einiges muß man aber gleich "im Blut" haben. Sonst wird das nix.
@musikzumm, wirf mal einen Blick auf den Werdegang von Fritz Egner. Er war auch "nur" Techniker bei AFN, aber ganz tief in seinem Inneren auch ein "Allrounder"...
Zwergi