Hi,
dieses genaue Gerät kenne ich auch nicht...
Es kann wohl diverse Eingänge auf die von Radiowaves erwähnte lange Leitung mit +15 dBu und auf diverse "Reporterausgänge" und die integrierten Abhörlautsprecher geben und Kommando an diverse Stellen senden.
KDO ist in der Tat „Kommando“ also neudeutsch Talkback. Die Kanalzüge CH 1100 scheinen als Summierungen für Nebenstellen, an denen Reporter sitzen zu fungieren. Vom bloßen draufsehen vermute ich, dass man mit den Reglern den Pegel der Quelle einstellen kann und sie mit den Tastern zu oder Wegschalten. KDO spricht dann in die Leitung.
„Rufen“ würde ich so interpretieren, dass eine Kommandoverbindung von der Reporterseite geöffnet bleibt, senden könnte entweder das ausgehende Kommando beeinflussen oder sämtliche Kommandos aus der Leitung entfernen, falls die auf „Senden“ geschaltete Nebenstelle auch wirklich gerade auf dem Sender ist.
Sollte es zu dem Gerät Nebenstellen geben könnte „Rufen“ auch eine optische Signalisation an der Nebenstelle auslösen, ähnlich dem Weißlicht in Studios, mit dem die Regie per Taster signalisieren kann, dass was ist ohne reinzuquaken.
Vermutlich stammt das Gerät aus einem Ü-Wagen und saß zumindest hinter dem eigentlichen Mischpult, es gibt ja einen in Stereo ausgeführten Pultsummeneingang, der Mono tastbar ist.
Auf Außenübertragung weist auch hin, dass es einen Abhörpunkt „Tuner“ gibt, das war wohl UKW-Rückempfang des Programms.
Die oberen Büchsen auf den CH 1100 sind Eingänge, was aber nichts heißen muss. Beispielsweise waren die Mikrofoneingänge aller mir untergekommen TC-D5 des WDR auch als XLR-weibchen ausgeführt. War wohl eine Variante, die im SR gängigen hatten Klinkenbuchsen.
Wenn das Gerät Stereo ausgeführt ist - und dafür sprechen sehr deutlich die Mono/Stereo-Umschaltung des Eingangs (?) Mischpult und des +15 dBu-Ausgangs, könnten die 6-poligen XLR-Buchsen ein symmetrisches Stereosignal auf einer Buchse führen. Vielleicht gab‘s Dazu ein Gegenstück am Steckfeld, insofern es ein Steckfeld gab. Oder da waren Signal und diverse Signalisationsfunktionen auf einer Buchse zusammengeführt, falls das Gerät kleine Brüder als Nebenstellen hatte.
Du kannst die Pins ja mal messen, ob du ähnliche Impedanzen je zwei der Beine gegen ein drittes hast. Dann isses wahrscheinlich ein Stereoausgang.
Hersteller? Gute Frage, woher der NDR so sein Material bezogen hat. Gestaltung, Beschriftung, Farbgebubg der Regler erinnert mich an Zähl aus Bergisch Gladbach, die haben sehr viele Sonderanfertigungen für den Rundfunk gebaut. Könnte aber auch was ganz anderes auf Kundenwunsch sein, TAB/T&S, Monitora, Siemens, wer auch immer sowas gebaut hat. Nur Schlumberger wegen der Schaltergestaltung eher weniger.
Zähl gibt‘s noch,
www.zaehl.com - selbst wenn die es nicht waren können die vielleicht sachdienliche Hinweise geben...
Sonst mach doch mal auf und schau mal, ob Du auf den Baugruppen irgendwas findest, was auf den Hersteller schließen lässt.
Nicht sicher können wir uns auch sein, ob das jetzt aus einem Hörfunkwagen oder der Tonregie eines Fernseh-Ü-Wagens kommt, auch dort müssen verschiedene Positionen verschiedene Signale bekommen und ggf. eine Möglichkeit der optischen Signalisation gegeben sein (insofern die Taste „Rufen“ wirklich eine Signalampel schaltet).
Und was machst Du jetzt damit...? Bei einer größeren Außenübertragung die Pultsumme auf 15 dBu für die analoge Postleitung (so hieß die bei uns) verstärken und diverse Quellen auf diverse Nebenstellen mit Reporterinnen und Reportern geben und diese dabei ansprechen können.
Oder als Monitoring-Mixer für ne Band benutzen. Jedem auf In-Ear oder Floormonitior einen Mix aus je einem CH 1100 geben und den Drummer über KDO ab und zu anfahren, er würde immer schneller werden. Dämpfungsglieder auf die +15 dBu-Ausgänge stecken und den ganzen Kram auch noch aufnehmen
Praxis:
Einen Workflow, der eine solche Signaldistribution und Komandoverschaltung benötigte hatten wir beispielsweise mal beim Weltjugendtag in Köln, da gab es mehrere Produktionsinseln und Studios in der Kölnmesse, es wurde ein „Eventprogram“ analog auf UKW verbreitet. Eine solches Pult hatten wir allerdings nicht, das Routing wurde mit nem Digitalmischpult mit etlichen Bussen besorgt, die Kommandonebenstellen waren alles nur Kisten mit Lautsprecher, Mikrofon und diversen Zielen, die alle analog symmetrisch einzeln auf Normpegel rauskamen und dann entsprechend geroutet wurden. Hat natürlich den Vorteil, dass man jedes erdenkliche Szenario abspeichern und aufrufen kann, ohne händisch per Cuesheet alle Parameter wieder herdrehen zu müssen.
Fun fact: Zuführung der damals genutzten 87,8 (danach in den Regelbetrieb mit 1live übergegangen) per Postleitung mit 15 dBu, das waren aber separate Verstärker im Einzelgehäuse und nicht so ne Kiste. Processing war auch drauf, ein Aphex Dominator, so mancher wird jetzt an DT64 denken.