Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

''Ich bezweifle, daß die frei von der Leber weg geäußerten Gedanken von 99,9% der Moderatoren in irgendeiner Form von Relevanz für den Hörer sind. Eine schriftliche Grundlage erscheint mir unerläßlich.''

Genau. Deshalb rennen die Großen der Branche wie Gottschalk, Jauch und Elstner, die wohl alle mal beim Radio anfingen, bei ihren TV-Shows heute noch mit dem Zettelblock rum, von dem sie ihre Moderationen ablesen... :wall:
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Rösselmann schrieb:
"Wer schlecht spielen will, muß gut spielen können!"
...

...was ja wohl für alle "Sonderformen" gilt, zB Comedy......

Insofern ist ein Schlüren guter Grundlagen am Anfang des Jobs wohl kaum ideal.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

so haben aber auch die großen angefangen...

und irgendwann hat man das Selbstbewusstsein und ist so relaxed, dass man alles frei moderieren kann.

Wobei ich glaube, dass es auf das jeweilige Format des Senders ankommt. Wenn der Moderator bereits "Kultstatus" hat oder mit ihm eine ganz spezielle Personality aufgebaut werden soll, kann er meinetwegen auch erzählen, wieviele Pickel er heute morgen bei sich im Gesicht ausgedrückt hat, die Leute werden jubeln.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

äh, außerdem geht es ja bei den meisten kommerziellen Radiostationen ums "Verkaufen" - auch das Verkaufen von Themen.
Man kann also nicht ohne weiteres einen Schwank aus seiner Jugend erzählen und alle finden's toll.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Was für Schmarrn! Die meisten der im Radio und TV vorgetragenen Moderationen sind aufgeschrieben, zumindest in Form von Stichpunkten. Das ein Moderator auch in der Lage sein sollte, frei zu sprechen und zu moderieren, zum Bsp. weil er seinen Zettel verramscht hat oder etwas passiert, was nicht vorhergesehen war, sollte eigentlich klar sein. Und was passiert, wenn im TV der Teleprompter ausfällt, kann man äh oft äh genug äh sehen äh oder äh hören.
@Tondose:
Gemeint ist doch nur, daß der Moderator nicht wortwörtlich alles aufschreibt und das dann abliest. Gerne soll er sich Stichpunkte aufschreiben, aber bitte frei formulieren!
Kommt drauf an, ist auch Geschmacksache. Der eine kann mit einem Stichpunktkonzept was anfangen, der andre nicht. Und wer damit nix anfangen kann, sich dafür aber die Moderationen Wort für Wort aufschreibt, und natürlich auch so, wie er wirklich reden würde, und das dann auch noch so vorträgt, als ob es nicht abgelesen wäre, dann ist doch alles gut, oder?
Da ist das auch nicht anders, als im TV: Wer arbeitet denn dort mit Stichpunkten? Wird wohl nur selten der Fall sein, meist hilft der Teleprompter, und zwar mit ganzen Sätzen.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Gerade Gottschalk würde ohne diese riesigen Cue-Cards vor der Nase wahrscheinlich ein recht dummes Gesicht machen....aber ging es hier nicht um die Eigenschaften einer Mikrofonstimme und weniger darum, ob jemand die Kunst der freien Rede beherrscht oder lieber von Zettelchen abliest, was mehr eine Frage des persönlichen Arbeitsstils ist?
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Stimmt, Rösselmann. Die Kunst besteht m.E. darin, so zu schreiben, wie man spricht - und das dann so vorzutragen, als käme es direkt aus dem Gehirn.
Und wer es dann noch schafft, stimmlich Hinhörer zu schaffen, freundlich, aber nicht schleimig zu klingen, Zäsuren setzt, durch Tempo/Höhenvariation etc. seine Worte mit Leben und Inhalt zu füllen - der hat, wie ich finde, eine gute Mikrofonstimme.
Von Grundvoraussetzungen wie klarer Aussprache, korrektem Deutsch, angenehmem Tonfall usw. mal abgesehen.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Grenzwelle schrieb:
Genau. Deshalb rennen die Großen der Branche wie Gottschalk, Jauch und Elstner, die wohl alle mal beim Radio anfingen, bei ihren TV-Shows heute noch mit dem Zettelblock rum, von dem sie ihre Moderationen ablesen... :wall:
Dafür gibt es den Teleprompter und hilfreiche Menschen mit großen Zetteln (die Gottschalk häufig nicht lesen kann).
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Rösselmann schrieb:
Alles, was Onkel Otto eingangs geschrieben hat stimmt - und stimmt auch wieder nicht.

Der "Vater aller Radio-Disc Jockeys", Wolfman Jack ist ein gutes Beispiel: Schreien, ja toben, grunzen, schnaufen und abstruse Betonungen setzen gehörte bei ihm zum Mundwerk und machte einen wesentlichen Teil seiner Persönlichkeit aus. Ähnliche Beispiele, speziell aus Amerika gibt es noch mehr.
Warum in die Ferne schweifen ... Ich sage mal: Lutz Bertram.

Rösselmann schrieb:
Oder Helge Schneiders "Katzeklo" u.ä. Musik ist was anderes, aber dennoch hat es...Stil. Aber, wie sagte Schneider selbst: "Wer schlecht spielen will, muß gut spielen können!"

Und da sind wir dann wieder bei Onkel Otto...
Und der Frage, ob „Mikrofonstimme“ des Pudels Kern ist oder es nicht um etwas anderes geht.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Nein. Ich meine das, was Rösselmann „Stil“ nannte.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Stichpunkte zu notieren ist ja auch völlig okay und die Vorbereitung der Sendung sollte selbstverständlich sein. So manch einen, der sich hier krampfhaft an sein ausformuliertes Manuskript klammert, würde ich gerne mal eine Sendung wie zum Beispiel das Mittagsmagazin auf WDR 2 moderieren hören, vor allem dann wenn ein nicht planbares Ereignis eintritt, über das berichtet wird. Was macht ihr dann? Das Handtuch schmeißen wegen Überforderung? Man kann bei einigen sehr deutlich rauslesen, wer nen Claim aufsagt, ein Gewinnspiel durchführt und die nächsten Hit ansagen darf.

Interessant auch, wie viele hier Ahnung von TV-Moderationen haben, aber selber noch wohl nie vor einer Kamera stand. Lasst euch nicht stören.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Das ein Moderator auch in der Lage sein sollte, frei zu sprechen und zu moderieren, zum Bsp. weil er seinen Zettel verramscht hat oder etwas passiert, was nicht vorhergesehen war, sollte eigentlich klar sein. Und was passiert, wenn im TV der Teleprompter ausfällt, kann man äh oft äh genug äh sehen äh oder äh hören.
Nix andres hab ich gesagt. Und ich muss nicht vor der Kamera gestanden haben, um zu wissen, dass dort i.d.R. mit Promptern oder großen Zetteln neben der Kamera gearbeitet wird. Aber wahrscheinlich biste n ganz großer des Rundfunks, der sich nix ausformuliert aufschreibt. Dann kannste dir auf de Schulter klopfen und ich verneige mich vor dir.
Ob jemd. sich Stichpunkte macht oder ausformuliert, wir hatten es hier schon einige male, ist Geschmackssache. Ich zweifel aber daran, dass es viele gibt, die völlig und immer frei reden. Es sei eben höchstens der Fall, man teast und claimt so viel und so lange, bis man es eh auswendig kann.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

"Was zeichnet eine gute Mikrofonstimme aus" ist ja so ein bisschen wie "Was zeichnet einen guten Liebhaber aus" - ein entsprechendes Organ ist natürlich Voraussetzung, aber auch auf die Technik kommt es an; immer nur eine Stellung und dann drauf los ist hier wie dort nicht das Ideale.
Mikrofonarbeit nennt man das - etwas näher ran und leiser wirkt eher persönlich & vertraulich, etwas weiter weg und lauter eher seriös & neutral... und die vielen Zwischentöne.
Ein guter Moderator arbeitet also mit dem Instrument Stimme und dem Instrument Mikrofon.
Es lohnt auch ein Blick ins Lyrikregal:

nicht zu frei, nicht zu gezwungen,
nicht mit gar zu faulen Zungen;
nicht zu wenig, nicht zuviel:
beides wird sonst Kinderspiel;
nicht zu laut und nicht zu leise,
beider Maß ist rechte Weise.
Nicht zu nahe, nicht zu weit,
dies macht Kummer, jenes Leid.
Nicht zu langsam, nicht zu schnelle,
nicht ohn‘ Unterschied der Stelle...


Aus: Paul Fleming: "Die Kunst des Mikrofonsprechens", 1630 (!)
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

MichaNRW schrieb:
So manch einen, der sich hier krampfhaft an sein ausformuliertes Manuskript klammert, würde ich gerne mal eine Sendung wie zum Beispiel das Mittagsmagazin auf WDR 2 moderieren hören, vor allem dann wenn ein nicht planbares Ereignis eintritt, über das berichtet wird. Was macht ihr dann? Das Handtuch schmeißen wegen Überforderung?

Ich kenne Kollegen, die mit Zettel und Stichwortmethode so virtuos arbeiten, dass sie auch bei aktuellen Magazinen mit unvorhergesehenen Ereignissen nicht überfordert sind.
Wie sagte unser aller Bundeshelmut: "Wichtig ist das, was hinten rauskommt". Wenn's gut klingt, hab' ich gar nix dagegen, wenn einer seine Moderationen mit bleigegossenen Lettern auf handgeschöpftes Büttenpapier prägt. :)
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

''...wenn einer seine Moderationen mit bleigegossenen Lettern auf handgeschöpftes Büttenpapier prägt...''

Ist das in ARD-Redaktionen nicht Standard? :D
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Grenzwelle schrieb:
''...wenn einer seine Moderationen mit bleigegossenen Lettern auf handgeschöpftes Büttenpapier prägt...''

Ist das in ARD-Redaktionen nicht Standard? :D
Nicht ganz! Bei uns werden die Lettern dann noch vergoldet.:wow: Ach so, und die Manuskripte werden von leichbekleideten Mädchen ins Studio getragen. Dazu werden gut gekühlte Drinks serviert.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Nähkästchen schrieb:
"Was zeichnet eine gute Mikrofonstimme aus" ist ja so ein bisschen wie "Was zeichnet einen guten Liebhaber aus" - ein entsprechendes Organ ist natürlich Voraussetzung, aber auch auf die Technik kommt es an; immer nur eine Stellung und dann drauf los ist hier wie dort nicht das Ideale.
Mikrofonarbeit nennt man das - etwas näher ran und leiser wirkt eher persönlich & vertraulich, etwas weiter weg und lauter eher seriös & neutral... und die vielen Zwischentöne.
Ein guter Moderator arbeitet also mit dem Instrument Stimme und dem Instrument Mikrofon.
Es lohnt auch ein Blick ins Lyrikregal:

nicht zu frei, nicht zu gezwungen,
nicht mit gar zu faulen Zungen;
nicht zu wenig, nicht zuviel:
beides wird sonst Kinderspiel;
nicht zu laut und nicht zu leise,
beider Maß ist rechte Weise.
Nicht zu nahe, nicht zu weit,
dies macht Kummer, jenes Leid.
Nicht zu langsam, nicht zu schnelle,
nicht ohn‘ Unterschied der Stelle...


Aus: Paul Fleming: "Die Kunst des Mikrofonsprechens", 1630 (!)

Wobei Fleming sich in seinem mitten im 30-jährigen Krieg während der Flucht nach Plön verfassten Poem ausdrücklich auf die Herolde und Marktschreier bezog.
Quelle: Inaugural-Dissertation von Senft-Eiffler (1932, Prag) "Der Lyriker Fleming als Vordenker des Mikrofonarbeiters der Neuzeit"
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Grenzwelle schrieb:
''...wenn einer seine Moderationen mit bleigegossenen Lettern auf handgeschöpftes Büttenpapier prägt...''

Ist das in ARD-Redaktionen nicht Standard? :D

Gut gegeben, Grenzwelle:D
Wobei natülich Qualitons Beschreibung der wahren Zustände völlig korrekt ist. Die Qualität der Drinks allerdings ist abhängig von der Größe der ARD-Anstalt (Ausnahme SR wegen der Nähe zum französischen savoir vivre...)
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

OnkelOtto schrieb:
Gut gegeben, Grenzwelle:D
Wobei natülich Qualitons Beschreibung der wahren Zustände völlig korrekt ist. Die Qualität der Drinks allerdings ist abhängig von der Größe der ARD-Anstalt (Ausnahme SR wegen der Nähe zum französischen savoir vivre...)
Ich hörte davon, dass beim hr gerne dieses Apfelzeugs gereicht wird, der rbb lässt Posdamer REX oder Berliner Kindl und oder trotz seiner Kleinheit Cocktails servieren.:wow:
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

OnkelOtto schrieb:
Wobei Fleming sich in seinem mitten im 30-jährigen Krieg während der Flucht nach Plön verfassten Poem ausdrücklich auf die Herolde und Marktschreier bezog.
Quelle: Inaugural-Dissertation von Senft-Eiffler (1932, Prag) "Der Lyriker Fleming als Vordenker des Mikrofonarbeiters der Neuzeit"
und Zitat Nähkästchen: Aus: Paul Fleming: "Die Kunst des Mikrofonsprechens", 1630

Ich glaube, da wollen zwei Schelme, sozusagen auf den Letzten Drücker - um nicht zu sagen: 'Küsser', versuchen, ein etwas aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat aus dem Gedicht "Wie er wolle geküsset sein", als verspäteten Aprilscherz unter das staunende Forenpublikum zu verteilen!?! ;)

ISI
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Hallo erst einmal und gleich wird gemeckert: beim Thema zu bleiben liegt hier nicht allen, oder? Das ist nun einmal wirklich ein interessantes und spannendes Thema für uns Radiomenschen und trotzdem geht die Diskussion wieder direkt in die (sehr freundlich ausgedrückt) Meta-Ebene...

S.C.H.A.D.E!

Eine Radiostimme ist für mich jemand, der Emotionen transportieren kann, mit der Sprache gut jonglieren kann und irgendwie anders klingt als das tägliche Einerlei, was austauschbar so in der Szene umherwandert...

Aber ich bin ja auch die Idealistin!

Gruß und gute Nacht!
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

@Idealistin: *shame on me* - Ich gelobe Besserung, aber manchmal zuckt's in den gichtigen Griffeln..., vor allem, wenn man sich vorher thread- und seitenweise über Sprecherziehung ausgelassen hat...
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Liebe Idealistin,
ich beziehe die Kritik auch auf mich, verweise aber ebenfalls auf ernsthafte Äußerungen meinerseits zum Thema. Aber was soll's. Wie eine Stimme auf die Hörer wirkt ist durchaus eine sehr subjektive Angelegenheit. Viele quäkende hohe Stimmen scheinen ja auch anzukommen, zumindest bei denen, die sie an die Mikrofone lassen.:wall: UND: Ein bisschen Spaß muss sein. Schließlich haben OnkelOtto und ich es mit unseren "lustichen" Beiträgen in den "Bestofradioforen"-Thread geschafft. ;)
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben