AW: Welches Mikro fürs Produzieren zu Hause?
Hallo Stephanie
Das Mikro ist garnicht sehr entscheidend, um Zuhause produzieren zu können.
Zum Einsprechen, kann ein RØDE NT-1 Großmembran Kondensator für 190,- € genauso gut, wie ein zehnmal so teures, und qualitativ hochwertiges Mikrofon aus der High-End Marken Ecke eingesetzt werden. Ich denke ein Großmembran Kondensator sollte es schon sein wenn Du gut klingen willst.
Bevor man dort aber vielleicht viel Geld investiert, in der Hoffnung mit einem "hochwertigen" Mikrofon, dann auch "hochwertige" Aufnahmen zu erzeugen, empfehle ich als erstes:
Geld in die Halldämmung des Aufnahmeraumes stecken.
Dann allein
das macht später die Klangqualität der Aufnahme aus.
In welcher räumlichen Umgebung das Schallereignis "Sprache" mit einem guten Mikrofon aufgezeichnet wird.
Es muss nicht unbedingt ein komplexer Innenausbau in Radio-Studioqualität sein.
Aber es reichen einige hundert Euro in professionelle Hallschutzmaßnahmen zu stecken.
Und das sollte man auch tun, um professionelle Beiträge zu erzeugen.
Das ist alles besser als im eigenen Schrank, oder in der "Dusche" (perfekter Hall, wer gibt solche beknackten Empfehlungen?) zu hocken und zu hoffen das einem diese Aufnahmen ein Sender abkauft. Man kann Investition in Arbeitsmaterialien am Jahresende von der Steuer absetzen.
Also, das braucht man um glücklich, mit einem "normalen" Kondensator Mikrofon in einem "normalen" Wohnraum, hochwertig klingende Beiträge einsprechen zu können:
- Externe Soundkarte an PC/MAC mit Phantomspeisung am XLR Eingang, ca. 160,- €
- Plopschutz und Stativ und Spinne
- Abnehmbare Schallkassette an der Wand (im Selbstbau 200,- bis 800,- je nach Größe und Type)
- Alternativ dazu Pyramidenschaumstoff, auch in abnehmbaren Alukassetten je nach Ausführung (Link s.u)
- Dritte Wahl, Umzugs und Transportdecken an Wänden in Falten aufhängen (Stück 3,- €, Link s.u.)
- Und/oder ein Mike Screen hinter dem Mikrofon ca. 89,-. In Kombination mit oben genanntem.
- Ein schöner dicker Berberteppich auf dem Zimmerboden (gebraucht, vom Flohmarkt, oder neu bei IKEA)
Diese Firma vertreibt kompetente Akustik-Pyramidenschaumstoffmatten Halldämmsysteme:
http://www.aixfoam.de/
Hier bekommt man Lochplatten für den Schallkassettenselbstbau:
http://www.perfonet.de/
Hier findest Du einen Thread wie man damit umgeht und Schallkassetten damit baut: (bzw. bauen lässt)
http://www.radioforen.de/showthread.php?28240-Hilfe-erw%FCnscht-zum-Thema-Studiobau
Die billige Umzugsdeckenmethode hat den Vorteil das man das wirklich ambulant und sehr billig in jedem Raum gestalten kann. Hat den Nachteil das es nach Altkleiderfilz aussieht und auch so staubt und riecht. Das Ergebnis ist nicht gut und nur ein Kompromis.
http://www.google.de/#q=Umzugsdecke...gc.r_pw.&fp=7cf5b2637c513694&biw=1109&bih=810
Einen Mikrofonscreen braucht man nicht unbedingt immer, hilft aber in bestimmten Aufnahmesituationen ganz gut, um Resthall von der dahinterliegenden Wand etwas
abzuschirmen.
http://www.thomann.de/de/the_tbone_micscreen.htm
Tipps:
Mal in die Hand klatschen und hören wie lange es nachschwingt.
Nie das Mikrofon in die Ecke stellen. Die Raumecke wirkt wie ein Reflexionsprisma.
Es reicht meist schon zwei gegenüberliegende Wände zu entkoppeln, so das der Schall nicht zwischen den beiden Reflexionsflächen hin und her laufen kann (Echo Hall).
Sehr glatte Flächen wie Türen und Fensterflächen mit Textilien bedecken.
Bereits vorhandene Wolldecken, Steppdecken oder Tagesdecken, Felle, oder Flokatie-Teppiche können auf gespannte Wäscheleinen gehängen werden um den Raum akustisch zu verkleinern. Es reichen jeweils zwei Haken in der Wand für die Leine. Das Material kann später wieder gut verstaut werden und ist relativ billig. Einfach mal Ausprobieren und Testaufnahmen machen Erfahrungen sammeln und aufmerksam hinhören. Glatte Fläche heißt immer, hoher Reflexionsgrad.
Rauhe tiefe, textile, Oberfläche in dem sich der Schall totlaufen kann, heißt immer hoher Absorptionsgrad und geringer Reflexionsgrad. Wenig (kein) Hall ist gut, viel Hall ist schlecht.
Willst du aber langfristig professionell so arbeiten, kommst Du um zwei gute Schallkassetten in deinem "Heimstudio" nicht herum. Mit schönem Holzfurnier sind sie nicht nur professionell wirkend, sondern sehen auch im Raum sehr schön edel aus.
Ein Mikrofon kannst Du dir dann immer noch aussuchen. (Nein, kein dynamisches Reporter Mikrofon bitte....)
Mit welchem arbeitest Du denn am liebsten?
Mit welchem hast Du die besten Erfahrungen gemacht.
Und bei welchem Mikrofon klingt deine Stimme am natürlichsten?
Und die wichtigste Frage zum Schluss: Wieviel willst Du denn eigentlich für dein Mikrofon ausgeben?
Gruß Codo