Wer sendet noch historische Mitschnitte?

Maschi

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Das bei einer der letzten Reformen ins Leben gerufene "Archivradio" bietet bei hr2 jeden Samstag von 14 bis 15 Uhr unter dem Motto "Das Beste aus (fast) 100 Jahren Radio"
Musik, Literatur, Reportage - Kostbarkeiten aus dem Archiv
Darunter u.a. für mich persönlich besonders interessant im letzten Monat eine Reportage zum Großstadtverkehr aus dem Jahr 1958 und nächste Woche eine über die inzwischen bekanntlich aussterbende Spezies Kaufhaus von 1956.

Das SWR2 Archivradio "sendet" ja vornehmlich bis ausschließlich online, die DLF Kultur-Reihe "Aus den Archiven" ist wie zu lesen war nur noch ein Schatten früherer Tage und auch die WDR 4-Schatzkiste ist längst geschlossen worden.

Gibt es sonst noch irgendwo im deutschen Radio Sendeplätze auf denen Material früherer Tage (weitgehend unbearbeitet) zum Einsatz kommt?
 
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Es gibt sehr viele Videos (sorry!) von der ARD/Mediathek des rbb mit einem großen Fundus von Beiträgen des SFB.





ich finde die Sendung des DLF Kultur nicht so schlecht wie hier manchmal beschrieben.

Es gibt halt tolle Archive verschiedenster Sender, die online nachhörbar sind. Aber regelmäßige Radioformate kenne ich sonst keine weiter.

 
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ich finde die Sendung des DLF Kultur nicht so schlecht wie hier manchmal beschrieben.
Du sprichst von "Aus den Archiven"? Dann bin wohl ich gemeint.

Dann gerne eine Klarstellung, denn es geht dabei um Anspruch und archivarische Professionalität. Letztere darf ich anmahnen bei einer Sendereihe, die "Archiv" im Namen trägt?
Ich nenne die aktuelle Umsetzung der Sendung nicht "schlecht", sondern lieblos, oberflächlich und angesichts der bestehenden Möglichkeiten und den Machern, deren Sendungen wiederholt werden, gegenüber unwürdig.

Gerne begründe ich das an einem Beispiel:


Weder in der Audiodatei noch auf der Sendungslandingpage erfahre ich, wann und wo die Sendung damals ausgestrahlt wurde. Ich will nicht von früher (also der Vor-Kolar-Zeit) träumen, wo es noch üblich war, ein paar erklärende Worte zum Macher, hier Friedhelm Jeismann (lebt er noch?), zu verlieren. Jetzt ist bereits der Punkt erreicht, dass sein Name noch nicht mal mehr textlich dargestellt wird. Für alle, die danach googeln, also nicht auffindbar.

Klar, mit der niedrigst möglichen Erwartungshaltung kann man die Schultern zucken und einwenden, was will der denn, es wurde doch ausgestrahlt! Und diejenigen die laut @Radiokult "auf der Höhe der Zeit sind" oder seine "Oma Krause" könnten ja im Sendungen-Kalender nach weiteren Informationen zur Ursprungssendung stöbern. Sie könnten anschließend auch in alten Programmzeitschriften des Jahres weitersuchen. Grundsätzlich alles möglich, aber deswegen auch in Ordnung?

Mich schmerzt, dass mit nur ein wenig Liebe zu den Radioschätzen, und diese Jeismann-Sendung ist ganz sicher einer, man angemessen mit seinem Erbe umgehen könnte. Mehr als eine Stunde Recherchearbeit und Webseitenpflege hätte das nicht gekostet.

Wenn ihr immer von Zielgruppen sprecht, die bedient werden sollen: Warum beobachtet man sehr oft, dass es nur um ein "Abhaken" auf einer zeitgeistigen Liste geht, man sich aber eigentlich nicht mit der konkreten Zielgruppe und deren Wünschen beschäftigen will? Meint man, es gibt an der Radiogeschichte Interessierte, denen die Sendungsdaten und Angaben zu den Machern egal wären? Schlimm genug, dass es den AdA-Verantwortlichen augenscheinlich ist.

Noch ganz kurz zu "rbb retro": Dort wird ebenfalls leider viel Potential verschenkt. Wie nun umgesetzt ist das typischer "Snackable Content". Wenn sich niemand die Mühe machen will, wenigstens die archivarischen Daten, die vorliegen, mit zu hinterlegen, ist das für jeden, der nur einen Hauch forschenden Ansatz hat, nicht brauchbar.
 
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Das bei einer der letzten Reformen ins Leben gerufene "Archivradio" bietet bei hr2 jeden Samstag von 14 bis 15 Uhr unter dem Motto "Das Beste aus (fast) 100 Jahren Radio"

Darunter u.a. für mich persönlich besonders interessant im letzten Monat eine Reportage zum Großstadtverkehr aus dem Jahr 1958 und nächste Woche eine über die inzwischen bekanntlich aussterbende Spezies Kaufhaus von 1956.
Wobei es innerhalb der "Archivschätze" leider auch schon die ersten Wiederholungen gibt. Die (zweifelsohne interessante) Sendung über Friedrich Bischoff, die gestern lief, gab es zum Beispiel an dieser Stelle schon mal 2021 in zumindest sehr ähnlicher Form.
 
Was die "Schatzkiste" auf WDR 4 betrifft, so braucht man sich hier keinerlei Hoffnung auf eine Wiederauferstehung zu machen. Wie ich schon von mehreren Insidern gehört habe, findet man seit der Digitalisierung des Archivs viele relevante Aufnahmen gar nicht mehr wieder, weil die falsch oder unvollständig benannt oder verschlagwortet wurden. Mitgeschnittene Sendungen, die bis vor kurzem noch auf Band im Regal standen und ganz normal angefordert werden konnten, sind jetzt plötzlich verschwunden und als Antwort kommt dann ganz scheinheilig, diese Sendung sei damals gar nicht aufgezeichnet worden... Zugeben wird das natürlich niemand öffentlich, ist ja schließlich peinlich.
 
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Zwar kein ausgewiesener "Archivware-Sendeplatz", aber auch Hörspiel-Klassiker sind natürlich "Schätze von gestern", im Fall von NDR Kultur gabs dabei heute einen von 1953 vom damaligen NWDR:
 
Apropos Archivradio:
Und wieder eine Sache, bei der ich als interessierter Hörer mit einem Hauch an Anspruch und Professionalität nur ungläubig staune:

Da werde ich als Verantwortlicher für das Archivradio von Jörg Wagner ins Medienmagazin eingeladen. Weiß also, dass das auf radioeins ausgestrahlt würde und danach prominent in der ARD-Audiothek stünde. Da hätte man nun zwei Möglichkeiten:

  • Abzusagen mit dem Hinweis, dass alles noch im Aufbau ist
  • Hinzugehen und vorab mit meinem Team sicherzustellen, dass man sich mit dem Gebotenen nicht blamiert

Aber was macht Gábor Paál? Er gibt ein Interview, in dem ihm nicht zu peinlich ist, auf die Beobachtung von Jörg Wagner, dass der Anteil des DDR-Rundfunks noch ausbaufähig wäre, zu erwidern, man hätte doch auch was über Sigmund Jähn. Und dann auf eine Webseite zu verweisen, auf der auch heute (Mitte April) noch steht:

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Themenplanung für die folgenden Wochen:
- Januar: Die frühe Luftfahrt

 
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