Also sparen um des Sparens willen? Die Qualitätsdebatte wird anscheinend gar nicht mehr geführt. Anstatt sich einmal vor Augen zu halten, was Radio Bremen mit dem ihm zur Verfügung gestellten Geld anstellt und mal die NDR-Programme dagegenzuhalten, werden lieber immer wieder die selben Schlagwörter aufgefahren: Zwangsabgabe, Pfründe, Pensionen.
Wie gesagt finde ich das Programm von Radio Bremen ja auch nicht schlecht gemacht. Beispielsweise darf man aber auch darüber nachdenken, ob die anderen Programme nicht ihre Qualität steigern könnten, würden sie eben nicht das Geld weiterleiten in absolut defizitäre Stationen. Radio Bremen ist auch dafür das passende Beispiel. Und dann sollte man halt weiter differenzieren: Was würde sich zunächst einmal durch eine Zusammenlegung ändern? Im Fernsehen dürfte wohl weitgehend alles gleich bleibe. Insgesamt füllt man am Vorabend eine Dreiviertelstunde mehr mit regionalem Programm als die anderen NDR-Sender, allerdings darf zugleich auch festgestellt werden, dass immerhin eine Viertelstunde davon über den Tellerrand schaut in die anderen Bundesländer, nämlich in der Sendung "Nordländer". Dann noch ein wenig Regio-Sport, Regio-Wetter und die zehnminütigen Sendungen "Ansichten" bzw. am Freitag dann "Sieh an - Das Quiz" und "Bremer Tierladen". Dann noch der "Tatort", der aber auch bestehen bleiben dürfte, weil ja jedes Bundesland seinen "Tatort" oder "Polizeiruf 110" hat.
Beim Radio reden wir konkret über vier Hörfunkwellen: Das Radio Bremen 1 eingestellt würde, würde man Radio Bremen mit dem NDR zusammenlegen, darf ernsthaft bezweifelt werden. Ob man das Nordwestradio tatsächlich einstellen würde, keine Ahnung. Kostet viel, wird aber schon jetzt durch den NDR mitgetragen. Bleibt also noch das Funkhaus Europa übrig und Bremen Vier. Um Bremen Vier wäre es zwar schade, allerdings bekomme ich dort auch nur begrenzt Regionalität oder hochwertigen Qualitätsjournalismus zu spüren: Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um eine Jugendradiowelle und bei einer Einstellung (das wäre vermutlich der Fall) wäre es um die Vielfalt in der Region dahingehend schade, allerdings fände muss man nun deswegen ganz sicherlich keine Doppelstrukturen zwanghaft aufrecht erhalten. Einzig das Funkhaus Europa bliebe übrig als Station, die ich im Rahmen einer Zusammenlegung in Gefahr sähe und um die es mir leid täte. Aber wegen eines Senders doppelte Posten, doppelte Verwaltungen, usw. aufrecht erhalten? Finde ich etwas übertrieben.
Leider führt das aber zu nix. Die Pensionen der ehemaligen Radio-Bremen-Mitarbeiter müssen in Fall weiterbezahlt werden.
Das ist richtig. Die Pensionsansprüche können aber nur dann sinken, wenn man weniger Mitarbeiter neu einstellt und nicht, wenn man das Niveau beibehält.
Und "Pfründe" sind natürlich auch nur im ö-r System zu finden, in der Privatwirtschaft sind Gewinnmaximierung, Postensicherung und persönliches Gewinnstreben ja zum Glück völlig unbekannt. Wie sähe denn eine andere Lösung aus? Schließung der gesamten ARD, um den größtmöglichen Einspareffekt zu erreichen?
Hat das jemand behauptet? Habe ich hier nicht gelesen. Dass man aber die Anzahl der Anstalten reduziert, halte ich für durchaus sinnvoll. Ob sich das tatsächlich lohnt, muss man aber in den Anstalten beurteilen, dort wo man auch langfristig rechnen und die einzelnen Posten und deren Minimierung abschätzen kann. Dass einzelne Anstalten quersubventioniert werden müssen, nur um die lokale Politik zu befrieden und ggf. lokalpatriotistische Bürger, die es gar nicht einsehen, ihren Sender einzustampfen, weil man sich da hervorheben kann, halte ich allerdings für zu viel des Guten.
Man kann sich die Einsparungsfolgen auch schönrechnen. Bestimmt sinken sofort bundesweit die Rundfunkgebühren, wenn Radio Bremen dichtmacht und die Bremer werden endlich durch die qualitativ hochwertigen NDR-Programme bedient.
Vielleicht sinken die Rundfunkgebühren nicht, vielleicht bleiben sie aber stabil. Das ist die Ansage für ARD und ZDF in den letzten Jahren seitens der verschiedenen politischen Parteien gewesen (die im Prinzip allesamt daran beteiligt sind). Wenn du diese nicht wählst, ist das deine Sache, allerdings werden Politiker und Parteien in einem demokratischen System durch Wahlen bestimmt, gleiches gilt für die Meinungsbildung innerhalb von Parteien. Wenn sich da keine Mehrheiten für eine Gebührenerhöhung finden, gehörst du ggf. zu einer Minderheit (zumindest was diesen einzelnen Punkt betrifft und das soll auch nicht vorwurfsvoll oder beleidigend gemeint sein). Im Übrigen handelt es sich hier ja auch gerade nicht um eine prozentuale Steuer, sondern um eine pauschalisierte Abgabe. Was für dich vielleicht wenig Geld sein mag, ist für andere halt etwas mehr Geld, weil sie ggf. weniger verdienen.
Ich zahle zwangsweise meine Rundfunkgebühr, stimmt. Ich zahle aber als Konsument aber auch zwangsweise den Werbeetat vieler Firmen mit, durch den sich die Kommerz-Sender finanzieren, die ich gar nicht höre. Eines davon zahle ich gerne, eines eher nicht so gerne. Aber so ist nun mal unser duales System aufgebaut, das werden wir alle hier nicht ändern.
Hier wendest du dich meines Erachtens dem eigentlichen Kern der Diskussion dann vollkommen ab. Ich zahle meine Rundfunkgebühr auch gerne und ich bin auch ein Befürworter, Fernseher, Leser und Hörer der öffentlich-rechtlichen Programme. Genauso höre ich auch private Angebote, sehe private Angebote und lese private Angebote. Das teilweise auch mit vergnügen. Im Kern der Diskussion geht es aber darum wer wieviel zahlt. Natürlich zahlt auch jeder Bremer Haushat (oder zumindest die meisten). Resultiert aber daraus ein Anspruch für Bremen ein besseres Programm zu liefern als für die übrigen Bundesländer? Im Übrigen brauchst du auch keine Kommerz-Sender zu unterstützen: Kauf beim örtlichen Bauernhof ein und schwupp finanzierst du nicht mehr deren Werbeetat. Geht einfacher als bei den öffentlich-rechtlichen Sendern.