Die Idee, dass Niedersachsen aus dem NDR aus- und Radio Bremen beitritt, ist fast so alt wie der Sender Radio Bremen selbst. Vor dreißig Jahren wäre das vielleicht eine Option gewesen; heute aber bestimmt nicht mehr, denn sowohl Radio Bremen-Niedersachsen als auch der Rest-NDR wären dann nur wesentlich größer als etwa der Hessische Rundfunk, der mit erheblichen Problemen zu kämpfen hat. Von den strukturellen Verwerfungen, die ein solcher Anstaltswechsel mit sich bringen würde, ganz zu schweigen.
Dass dann aber irgendwann eine Rundfunkanstalt für 5 Bundesländer zuständig ist, die zusammen eine sowohl 25% der Fläche als auch 25% der Bevölkerung der gesamten Bundesrepublik bilden, ist dann schon ein wenig übertrieben (und da wäre Bremen nur das i-Tüpfelchen auf den gesamten NDR).
Ich sehe bei diesen ganzen "Bremen-würde-den-NDR-überdehnen"-Posts nicht, was sich denn durch die Integration von RB in den NDR für den NDR so fundamental (zum schlechteren) ändern würde. Der NDR muss heute schon von Bad Bentheim bis Rügen und von Hannoversch Münden bis Sylt senden, die Größe des Sendegebiets an sich würde sich nicht ändern, und die 660.000 Bremer, die so zum NDR hinzukämen und ihn statt für 14,2 auf 14,8 Mio zuständig machen würden. Dass der finanziell sehr viel potentere NDR nun den Klassikdudler NDR Kultur statt einem Nordwestradio und nur ein NDR 2 statt einem Bremen Vier hinbekommt, spricht eher dafür, dass im NDR die falschen Management-Entscheidungen getroffen wurden. Einer Weiterbetrieb von Radio Bremen mit Hilfe der Gebührenzahler in der restlichen Bundesrepublik lässt sich damit kaum begründen.
Den SWR Jahresetat für 2005 bis 2008 habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, gehe aber von ca. 1.000.000.000 € aus. Gefunden hingegen habe ich eine Angabe des Intendanten über die Einsparung durch die Fusion:
15.250.000 € jährlich für 2005 bis 2008. Also ca 1,5 %. Wow.
Die SDR-/SWF-Fusion kann man aber mit dem Fall von Radio Bremen gar nicht vergleichen. Im Südwesten wurde rein aus politischen Gründen fusioniert; es ging es vor allem darum, dass sich der CDU-Ministerpräsident Teufel als Macher präsentieren und er einen handzahmeren Rundfunk v.a. als den selbstbewussten SDR haben wollte. (Dass SPD-Beck in RLP zustimmte, ist verständlich, ist RLP durch die Fusion doch erheblich aufgewertet worden.)
Unter dem Stich ist es beim NDR wie beim SWR das gleiche: Sie könnten sich VIEL BESSERES Radio problemlos leisten, dass sie es nicht machen, liegt an der Quoten- und Beratergläubigkeit der Geschäftsführung.
Es war nie die Grundidee der Landesrundfunkanstalten, untereinander zu konkurrieren, das widerspricht einfach dem Grundprinzip der föderalen öffentlich-rechtlichen Rundfunkstruktur in der Bundesrepublik.
Das ist nicht ganz richtig. Natürlich hatte und hat jede Landesrundfunkanstalt ihr Stammgebiet, aber natürlich haben die Sender ihren Overspill nicht zufällig oder versehentlich, sondern bewusst aus politischen (v.a. früher) und aus finanziellen Gründen (v.a. heute) betrieben. Nicht nur an der innerdeutschen Grenze hatte der Rundfunk die Aufgabe, die jeweils andere Seite politisch zu missionieren. Und finanziell haben sich die einzelnen Anstalten auch nichts zu schenken, wenn etwa SWR, WDR und hr gegenseitig um Werbekunden kämpfen, auch jenseits des eigenen Gebietes.
Man hätte natürlich auch eine völlig neue Struktur mit zwei LRAn für die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz entwerfen können, aber wie wir alle wissen, entschied man sich 1998 mit Gründung des SWR anders. Dass der SR nicht auch noch beitrat, war der schlichten Tatsache geschuldet, dass es das Saarland nach wie vor gab.
Eine eigene LRA für RLP war meines Wissens nie ernsthaft in der Diskussion. Von den 50ern- bis Ende der 80er wurden immer nur zwei Modelle diskutiert: entweder eine Dreiländeranstalt für Saar, RLP und BaWü (Fusion SDR/SWF/SR), oder eine Anstalt für BaWü und eine für RLP und das Saarland (Auflösung des SWF; Erweiterung der Sendegebiete von SDR und SR). Aber die Geschichte
hatten wir hier im Forum
schon ein paar mal.
Dass der SR nicht auch noch beitrat, war der schlichten Tatsache geschuldet, dass es das Saarland nach wie vor gab.
Meiner Erinnerung nach war es eher so, dass BaWü und RLP dem Saarland den Stuhl vor die Tür gestellt haben, weswegen sich der SR in den 90ern dann notgedrungen nach Hessen hin orientieren musste.
Es mag Landesrundfunkanstalten für mehrere Länder geben, dass es aber mehrere Landesrundfunkanstalten für ein Land gibt widerspricht ja schon dem Begriff "Landesrundfunkanstalt".
Nicht nur BaWü, auch Berlin hatte mit dem SFB und dem Rias de fakto jahrzehntelang zwei Landesrundfunkanstalten (und da ist der DDR-Rundfunk noch gar nicht mitgezählt).