AW: DAB vor dem Aus
Hast Du auch
den hier gelesen?
"Die Aufschaltung von MDR Info und MDR Sputnik in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt konnte auch deshalb Anfang 2010 geschehen, weil der MDR im Einvernehmen mit allen drei Landesmedienanstalten für einen Übergangszeitraum Frequenz-Kapazitäten nutzt, die später Digitalradio-Programmen unserer privaten Mitbewerber vorbehalten sein werden."
(MDR-Hörfunkdirektor Möller)
So wie sich das liest, macht man hier den braven Platzhalter für Privatfunk. Schon das ist für mich durchaus befremdlich. Wenn die privaten DAB nicht zahlen können, wars das halt. Sie können ja auch was anderes machen, das mehr Rendite verspricht. Irgendwas mit Solar (ach so, Förderung wird ja gekürzt) oder mit Waffenhandel oder was-weiß-ich. Es muß ja nicht unbedingt Radio sein und den Gesellschaftern dürfte letztlich egal sein, womit Gewinn gemacht wird. Am Radio als solches hängt deren Herz ohnehin nicht, das hängt am Geld.
Was aber gar nicht geht: Hörer von Sputnik und Info zum Kauf eines DAB+-Gerätes verleiten, um sie dann an den Privatfunk zu übergeben, falls es mit dem öffentlich-rechtlichen Engagement eventuell doch nichts wird. Klar ist da gar nichts, selbst im MDR zuckt man hinter vorgehaltener Hand mit den Schultern, auf die Zukunftssicherheit dieser neuen Angebote angesprochen. Und in grober Spaßlaune heißt es dann schonmal,
dem Hörer von MDR Klassik, der jetzt wegen Abschaltung seiner lokalen DAB-Funzel im Dunklen steht, könnte man ja das Programm als CD zukommen lassen, das wäre vermutlich billiger.
So bitter das ist: man sollte die Hörer warnen, statt für DAB zu werben. Es bleibt halt alles, wie es bei DAB immer schon war. Mit etwas Pech (und durchaus gegebener Wahrscheinlichkeit) stehen bald wieder "early adaptors" dumm da. Immerhin kosten die Geräte jetzt nicht mehr so viel wie vor 15 Jahren, der Schaden ist also geringer.
Der Artikel in der
Radiowoche offenbart auch wieder die haarsträubenden Weltbilder der immer-noch-DAB-Befürworter - und die Tatsache, daß sie sich selbst widersprechen.
Da heißt es dann "das neue Digital Radio–Netz wird leistungsfähiger werden und stellt endlich auch eine Versorgung innerhalb von Gebäuden (Indoor-Versorgung) sicher. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen Markterfolg von DAB" - und anderswo wird davon geredet, daß daheim ohnehin Radio über WLAN gehört werden wird und DAB die mobile Ergänzung werden könne.
Und dann lügt man sich mal wieder gepflegt mit "für die Ausstrahlung hochwertiger Musikprogramme sei dagegen DAB zu empfehlen, da DAB eine noch höhere Audioqualität ermögliche" in die Tasche. Die, die das behaupten, lassen es andererseits zu, daß Stereo-Musikprogramme mit 128 kbps oder gar weniger in MP2 verbreitet werden, obwohl inzwischen landauf, landab bekannt sein sollte, daß bei MP2 in Stereo unter 192 kbps nichts zu empfehlen ist und für hochwertige Programme 256 kbps angebracht wären - was bei DAB aufgrund der kleinen Kapazitäten in den Multiplexen wieder zum Problem der mangelnden Vielfalt führen würde. Das Ding dreht sich schon wieder im Kreis...
Und wenn ich dann lese, wer sich für das bundesweite private DAB-Paket beworben hat (Media Broadcast, die Neue Welle Rundfunk-Verwaltungsgesellschaft mit Sitz in Nürnberg, die Radio 97,1 MHz Hamburg GmbH für die digitale bundesweite Verbreitung des privaten Hörfunkprogramms Energy sowie The Walt Disney Company), bekomme ich richtig Kauflust. DAB+ als Rundfunk-Sondermülldeponie. Nee sorry, da ist das Geld für den DAB-Empfänger doch wirklich besser im Puff aufgehoben.
Bliebe dann noch das Festhalten am L-Band, das man zum Beispiel nicht ohne weiteres in Hausverteilungen einspeisen kann, wenn gleichzeitig Sat-Signale im Kabel sind: gleicher Frequenzbereich. Sicher könnte man da Konverter anbieten, die auf einen freien Block im Band III umsetzen, aber plug + play ist das auch nicht.
Schade, aber so wird das wohl wieder nichts. Ohne UKW-Zwangsabschaltung wird sich so kaum jemand einen lustigen DAB-Empfänger kaufen. Und selbst mit politisch verordneter UKW-Abschaltung bezweifle ich, ob dann eine digitale terrestrische Rundfunkzukunft anbrechen wird. Eher weichen die Leute aufs Netz aus und lassen den Rundfunk in der uns bekannten Form für immer links liegen.