Bayern1 und der Oldiewahn

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Dann erkläre mir mal, warum sich die ältere Generation Baden-Württembergs fast einträchtig im Kreis der SWR4-Gemeinde versammelt, während sie mit dem musikalisch sehr ansprechenden SWR1 eine hervorragende Alternative hätten. Trotzdem ist SWR1 BW quotenmäßig weit abgeschlagen.
Hallo ricochet,

kannst Du das mit entsprechenden Zahlen belegen? Ich würde mal vermuten, dass der große Erfolg von SWR4 nicht zuletzt darauf beruht, dass es im Sendegebiet kaum Konkurrenz gibt. Zumindest wüsste ich auf Anhieb in BW keinen Sender, der mit SWR4 vergleichbar ist.

Gruß Bremen 1 in Hessen
 
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Ich würde mal vermuten, dass der große Erfolg von SWR4 nicht zuletzt darauf beruht, dass es im Sendegebiet kaum Konkurrenz gibt. Zumindest wüsste ich auf Anhieb in BW keinen Sender, der mit SWR4 vergleichbar ist.

Du hast nicht ganz richtig gelesen. ricochet sagte:
Dann erkläre mir mal, warum sich die ältere Generation Baden-Württembergs fast einträchtig im Kreis der SWR4-Gemeinde versammelt, während sie mit dem musikalisch sehr ansprechenden SWR1 eine hervorragende Alternative hätten. Trotzdem ist SWR1 BW quotenmäßig weit abgeschlagen.

Hier die Zahlen:
MA 2010 Radio II netto gesamt (Ø Stunde):
SWR4 BW: 599.000 Hörer
SWR1 BW: 393.000 Hörer
 
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Ja. Diesbezüglich noch ein kleiner Nachtrag: Der verblüffende Unterschied zwischen vielen 60er-Oldies und den Schlagern derselben Epoche ist, dass die Schlagerklassiker heute noch zünden, während "No Milk Today" und andere Titel der Beat-Ära öde und verstaubt klingen. Zumindest entspricht das meinem persönlichen Empfinden. NDR1 Niedersachsen spielt viele Schlagerklassiker darunter die Stimmungskanonen der 70er sowie guten Schlagerpop aus den frühen 80ern, gut abgemischt mit internationalen "Evergreens" und aktuellen Titeln. Mit dieser Musikfarbe erreicht der Sender sensationelle 30% der niedersächsischen Hörer.
 
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Du hast nicht ganz richtig gelesen. ricochet sagte...
Doch doch, ich habe ihn schon verstanden. Seine Aussage war, das die älteren Hörer lieber SWR4 als SWR1 hören. Deshalb dachte ich auch eher...
Hier die Zahlen:
MA 2010 Radio II netto gesamt (Ø Stunde):
SWR4 BW: 599.000 Hörer
SWR1 BW: 393.000 Hörer
...an die Reichweiten in der entsprechenden Altersklasse. Wenn die Hörerschaft von SWR1 um einiges jünger ist als jene von SWR4, wovon ich ebenfalls ausgehe, heisst das doch nichts anderes, als dass man mit einer Schlagerwelle in erster Linie die ganz alten Hörer anspricht, während sich die (etwas) jüngeren lieber für englischsprachige Oldies entscheiden. Das ändert allerdings nichts an meinem Argument, dass ein Sender mit mehreren Konkurrenten im eigenen Sendegebiet es schwerer hat als einer, der keine direkte Konkurrenz hat. Gäbe es in BW mehrere Schlagerwellen, dann würde sich das auch negativ auf die Zahlen von SWR4 BW auswirken.
 
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Hier die Zahlen:

SWR1 BW:
  • gesamt: 393.000
  • 14-49: 180.000
  • 50+: 209.000
  • 60+: 121.000

SWR4 BW:
  • gesamt: 599.000
  • 14-19: 59.000
  • 50+: 537.000
  • 60+: 455.000

Wenn die Hörerschaft von SWR1 um einiges jünger ist als jene von SWR4, ... heisst das doch nichts anderes, als dass man mit einer Schlagerwelle in erster Linie die ganz alten Hörer anspricht, während sich die (etwas) jüngeren lieber für englischsprachige Oldies entscheiden

Du siehst aber, dass bei SWR1 nur knapp die Hälfte der Hörer unter 50 ist und knapp ein Drittel immer noch über 60 Jahre.

Gäbe es in BW mehrere Schlagerwellen, dann würde sich das auch negativ auf die Zahlen von SWR4 BW auswirken.
Keine Sorge: mehr als eine Schlagerwelle pro Bundesland gibt es nirgendwo. Manchmal nicht mal eine (Bayern, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern).
 
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Danke für die Zahlen.

Warum macht man eigentlich nicht folgendes?
- eine Welle mit internationaler Popmusik von den 80ern/90ern bis heute
- eine Welle mit internationaler Popmusik von den 50ern bis zu den 70ern/80ern
- eine Welle mit deutschen Schlagern und volkstümlicher Musik

oder alternativ
- eine Welle mit internationaler Popmusik von den 50ern bis heute
- eine Welle mit deutschen Schlagern und volkstümlicher Musik

Gerade mit dem vorletzten Format könnte man eine äußerst große Vielfalt erreichen, wobei ich schon den Aufschrei höre: Oldies in einer Popwelle??? :D
 
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Das Überalterungsproblem, mit dem die Schlagerwellen heute zu kämpfen haben, belastet auch oldiebasierte Formate wie Bayern 1. In den USA ist das Oldieformat im Aussterben begriffen, immer mehr einschlägige Sender ändern ihre Ausrichtung und firmieren nunmehr unter dem Classic-Hits-Label; "Classic Hits" ist gemäß Erkentnissen des Marktforschungsunternehmens Arbitron das am schnellsten wachsende Radioformat in den Staaten und mästet sich ausschließlich auf Kosten des Oldie-Formats. Im Classic-Hits-Format findet man auch 90er-Titel, so gut wie keine 50er und nur halbwegs frisch klingende 60er. Anders als beim Classic-Rock-Format ist der Grundton weich, "gefällig" und melodiös. Die Grenze zu den konservativeren AC-Varianten ist fließend, der Hauptunterschied ist das Fehlen neuerer Titel und eine starke Präsenz von 60er- und 70er-Hits.

Leider ist niemand aus der Werbebranche willens oder fähig mir zu erklären, wie Raritäten aus dem Schallarchiv, die fast nur noch bei Bayern 1 und diversen bayrischen Lokalradios zu hören sind mehr junge Hörer ans Programm fesseln sollen als gut produzierte und erfolgsträchtige Schlagerklassiker. Es ist immer wieder von wegweisenden Umfragen die Rede, deren Ergebnisse jedoch nie das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Da liegt der Verdacht schon sehr nahe, dass man mit Suggestivfragen arbeitet, Zahlen türkt oder besagte Umfragen nur im Beraterkreis stattfinden. Wer nichts zu verbergen hat, kann sein Zahlenmaterial ja auf den Tisch legen.

MAXX, Grün und einige andere User weisen immer wieder auf die mangelnde Akzeptanz des Schlagers hin. Auch diese Behauptung wurde nie empirisch nachgewiesen, konkrete Nachfragen blieben unbeantwortet und spezifische Recherchen verliefen im Sande. In den 70ern waren die gängigen Schlagerstars noch Verkaufsgiganten, deren Titel spielend die Top-10 der deutschen Single-Charts erreichten und deren Konterfeis regelmäßig die Jugendzeitschrift BRAVO zierten. Es wird gern behauptet, alle heute 50-Jährigen wären mit "englischsprachiger" Musik aufgewachasen und hätten sich mit den Woodstock-Legenden sozialisiert. Wenn dem so wäre frage ich mich doch ernsthaft, was Roy Black seinerzeit auf dem Cover der Teenie-Postille Bravo verloren hatte. Ich verwette meinen Skalp, dass niemand aus der Bayern-1-Fanbase in der Lage ist, diesen eklatanten Widerspruch aufzulösen.

Es ist doch vielmehr so, dass die führenden deutschen "Popsender" bis in die Mitte der 80er-Jahre sowohl internationale als auch "Schlager"-Produktionen im Programm hatten, oft sogar im ausgewogenen Verhältnis. Die heute 50-jährigen wurden demzufolge mit deutscher und internationaler Musik sozialisiert, und gerade dieser Umstand lässt die Grabenkämpfe in diesem Forum derart grotesk erscheinen. In jeder Debatte werden vorgefasste Meinungen und Vorurteile zur Wahrheit erhoben, das ist nicht Neues. Öffentlich-rechtliches Radio richtet sich aber an Massen und wird von der Gesamtbevölkerung finanziert und sollte daher keinen fragwürdigen Partikularinteressen (Generalversorger mit striktem Oldieformat etc.) geopfert werden.

Ich vergaß im vorhergehenden Posting zu erwähnen, dass ein Drittel des bekanntlich werbefreien Landesprogarmms "NDR1 Niedersachsen" (die anderen NDR1-Varietäten sind ja nicht ganz so dolle) aus Wortbeiträgen besteht. Da würde mich schon interessieren was die Berater von "Wichtigtuers" Sender von diesem Programmkonzept halten.



Kann mir niemand erklären ??
 
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Guter Beitrag! 1A!

Muss ich wirklich sagen.

Du sprichst aber leider weitestgehend die Masse der Radiohörer an und darfst dabe aber nicht vergessen, dass hier "Altgediente", sowohl Hörer als auch Radiomacher, schreiben.

Es ist doch vielmehr so, dass die führenden deutschen "Popsender" bis in die Mitte der 80er-Jahre sowohl internationale als auch "Schlager"-Produktionen im Programm hatten, oft sogar im ausgewogenen Verhältnis. Die heute 50-jährigen wurden demzufolge mit deutscher und internationaler Musik sozialisiert, und gerade dieser Umstand lässt die Grabenkämpfe in diesem Forum derart grotesk erscheinen. In jeder Debatte werden vorgefasste Meinungen und Vorurteile zur Wahrheit erhoben, das ist nicht Neues. Öffentlich-rechtliches Radio richtet sich aber an Massen und wird von der Gesamtbevölkerung finanziert und sollte daher keinen fragwürdigen Partikularinteressen (Generalversorger mit striktem Oldieformat etc.) geopfert werden.

Auch in dieser Analyse gebe ich Dir weitestgehend Recht, Du darfst aber nicht vergessen, dass in NRW Wellen wie WDR2 (in späteren Jahren), SWF3 und BFBS (sowieso) schon früh damit angefangen haben, einen anderen Weg einzuschlagen und ihre Wellen "formatiert" haben. Bei SWF3 begann diese Formatierung etwas früher, aber als es mit dem "Gemischtwarenladen" zwischen WDR1 und WDR2 nicht mehr so voranging, hat man auch früh damit angefangen, auch diese Wellen zu formatieren.

Das war aber bspw. in Hessen oder Bayern, um nur zwei Bundesländer zu nennen, jahrelang nicht der Fall, da waren Wellen wie HR3 und Bayern3 bis Mite/Ende der Achtzigerjahre noch "Gemischtwarenläden", da liefen Pop und Schlager quasi nebeneinander.

Wie es in anderen Bundesländern war, vermag ich nicht zu beuteilen.
 
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Schlager und volkstümliche Musik passen überhaupt nicht zusammen. Wer gerne Andrea Berg oder Matthias Reim hört, der hört noch lange nicht gerne Marianne & Michael!

Wer sagt denn sowas?

Zum Einen zeigen doch die einschlägigen TV-Formate, daß gerade Schlager und volkstümliche Musik wunderbar zueinander passen (wobei ich Matthias Reim nicht unbedingt als "Schlager" sehen würde), zum anderen ist genau dieser Schlager/volkstümliche Mix jahrzehntelang bei zahllosen Sendern in Deutschland, Österreich, Südtirol und in der Schweiz mit riesigem Erfolg gelaufen, bis er von Beratern(!) abgestellt wurde.
 
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Ich habe mal eben die demographische Hörerstruktur einiger Sender im höheren Alterssegment unter die Lupe genommen und die Werte innerhalb der werberelevanten Zielgruppe verglichen (MA 2010 II):


Der schlagerfreie Oldiekanal Bayern 1, der auch gern 80er-Disco und 90er-Pop spielt, erreicht summa summarum 17,5 % der 14-49 Jährigen

Der fast reinrassige Schlagersender WDR4 erreicht immerhin 16, 2% innerhalb der Zielgruppe - das ist fast Gleichstand.

Der auf jung und modern gebürstete Pop-Sender RadioBerlin 88,8 schafft gar nur 15,7 % und der breitest möglich aufgestellte Landessender Antenne Brandenburg erstaunliche 25,2 % im Alterssegment 14-49.

Der schlagerfreundliche Mischsender MDR1 Sachsen kommt auf 17,1 %.


Da fragt man sich doch wirklich wozu diese ganze Reformeritis auf Kosten der älteren Gebührenzahler gut sein soll.
 
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Ich sehe gerade mir ist ein verhängnisvoller Fehler unterlaufen. Ich habe geschrieben, dass "Bayern 1" 17,5 % der 14-49-Jährigen erreicht, was natürlich Unsinn ist. In Wirklichkeit liegt der Anteil der 14-49-Jährigen an der gesamten Bayern-1-Hörerschaft bei 17,5%. Hier der korrigierte Beitrag:


Der schlagerfreie Oldiekanal Bayern 1, der auch gern 80er-Disco und 90er-Pop spielt, erreicht summa summarum 17,5 % 14-49 Jährige

Der fast reinrassige Schlagersender WDR4 erreicht immerhin 16, 2% innerhalb der Zielgruppe - das ist fast Gleichstand.

Der auf jung und modern gebürstete Pop-Sender RadioBerlin 88,8 schafft gar nur 15,7 % und der breitest möglich aufgestellte Landessender Antenne Brandenburg erstaunliche 25,2 % im Alterssegment 14-49.

Der schlagerfreundliche Mischsender MDR1 Sachsen kommt auf 17,1 %
 
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Ich würde auch gerne so viel Ahnung haben über die Menschen wie Pinochet. Er kennt die Vorlieben der 19-49jährigen genauso wie die der 60-99jährigen. Ich vermute, er hat selbst ein hochbezahltes Forschungsteam am Start, dass ihm wöchentlich die neuesten Geschmacksdaten liefern. Das kann sich das radio heute gar nicht mehr leisten. Und sich dann noch die Zeit zu nehmen, der Welt ausführlichst die Ergebnisse dieser Studien mitzuteilen, nötigt mir Respekt ab. Aber ein Satz hat mich irritiert:

"Öffentlich-rechtliches Radio richtet sich aber an Massen und wird von der Gesamtbevölkerung finanziert und sollte daher keinen fragwürdigen Partikularinteressen (Generalversorger mit striktem Oldieformat etc.) geopfert werden."

MA 2010 Radio II netto gesamt (Ø Stunde):
Bayern 1: 1.269.000
Marktanteil: 30 Prozent

Mir stinkt das auch, aber: Partikular ist ist was Anderes, das öffentlich-rechtliche Bayern 1 scheint sich wohl doch an die Massen zu richten.
Trotzdem: Kämpf weiter Pinochet.
 
AW: Bayern1 und der Oldiewahn

Schlager und volkstümliche Musik passen überhaupt nicht zusammen. Wer gerne Andrea Berg oder Matthias Reim hört, der hört noch lange nicht gerne Marianne & Michael!

Was faktisch völlig falsch ist. Radio2000 in Südtirol fährt genau diese Schiene und ist äusserst erfolgreich damit. Und komm mir jetzt bitte nicht mit völlig anderem Geschmacksempfinden der Hörer an der Südseite der Alpen.
 
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@ricochet
Du machst immer wieder zwei Fehler in deiner Argumentation:
1. Du sagst, Schlagersender seien ja beliebter als Oldiesender und führst SWR 1 gegen SWR 4 als Beispiel an! SWR 4 hat keine Konkurrenz - aber SWR 1 überschneidet sich mit SWR 3 und allen anderen Privatsendern. Bei allen Sendern läuft Tina Turner. SWR 1 hat es also zig mal schwerer, Hörer zu gewinnen, also vergleichst du Äpfel mit Birnen.
2. Noch falscher werden deine Argumente, wenn du immer wieder mit "früher" kommst! Sicher war früher Roy Black in der Bravo, aber das sag ich doch im gefühlt zwanzigsten Thread. DIE ZEITEN HABEN SICH GEÄNDERT. Hör auf zu schreiben, dass früher Udo Jürgens in Jugendsendungen auftrat. Das ist ja alles richtig, was du von früher schreibst! Aber es stimmt heute nicht mehr! Die Älteren sind anders! Belegbare Studien sagen aus, dass 60-Jährige heute so denken, wie 45-Jährige in den 60er Jahren. Meine Mutter ist über 60 und findet Pink toll, ihre Freundin (Mitte 50) läuft Marathon. Die Alten sind anderers als früher und daraum wollen sie auch anders gemachte Radioprogramme. Noch einmal: es muss doch einen Grund haben, dass (außer WDR und SWR) fast alle Rundfunkanstalten die Schlager drastisch zurückfahren, das machen die doch nicht aus Junx und Dollerei?
 
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MAXX, du kannst dich noch so oft wiederholen, das ändert aber nichts daran, dass Bayern 1 mit seinem Oldieformat innerhalb der angepeilten Zielgruppe (unter 50) notorisch erfolglos ist, da helfen nicht mal Tina Turner, Madonna, Diana Ross und das Electric Light Orchestra. WDR4 bindet mit seinem für deinen Geschmack "altbackenen" Konzept genauso viele Werberelevante wie das anglophile Bayern 1.

Am frappierendsten finde ich aber den Umstand, dass WDR4 bei den ganz Jungen vor Bayern 1 liegt. Von allen WDR4-Hörern sind 5,9 % zwischen 14 und 29 Jahren alt, von den Bayern-1-Hörern nur 4,1 %. Zugegeben, beide Sender sind stark überaltert. Ihr wollt aber doch wohl nicht behaupten, dass das Formatkonzept von Bayern 1 zukunftsträchtiger und wirtschaftlich (langfristig) lukrativer ist als das von WDR4 - die Zahlen sprechen jedenfalls dagegen. Der einzige private Oldiesender Berlins hat längst den emotionalen Wert von Schlagerklassikern erkannt und sendet zu 50% deutschsprachige Musik. In Bayern täte sich eine riesige Marktlücke auf, aber gegen die alten Fixierungen der Werbe- und Beraterbranche ist leider noch kein Kraut gewachsen.

82,5 % der Bayern-1-Hörer sind über 50 Jahre alt, 60% sogar im Rentenalter. Somit kann man Bayern 1 mit Fug und Recht als Seniorensender bezeichnen, was keineswegs eine Schande ist in diesen Zeiten. Es ist aber hinlänglich bekannt, dass gerade reifere Hörer ein besonderes Bedürfnis nach deutschen Liedtexten haben, die zum Nachdenken anregen, gesellschaftskritische Botschaften vermitteln oder Lebensweisheiten beinhalten. Ihr kennt doch die nicht enden wollende Kritik der Stammhörerschaft am Programm von Bayern 1 (fast nur englischsprachige Lieder, Rocklastigkeit etc.). Ein öffentlich-rechtlicher Seniorensender sollte sich wirklich überlegen, ob es Sinn macht, ständig die Konfrontation mit der Mehrheit der Hörer zu suchen, anstatt gesellschaftliche Kompromisse einzugehen.

Ihr solltet nicht länger die Augen vor der Realität verschließen.

Du sagst, Schlagersender seien ja beliebter als Oldiesender und führst SWR 1 gegen SWR 4 als Beispiel an! SWR 4 hat keine Konkurrenz - aber SWR 1 überschneidet sich mit SWR 3 und allen anderen Privatsendern. Bei allen Sendern läuft Tina Turner. SWR 1 hat es also zig mal schwerer, Hörer zu gewinnen, also vergleichst du Äpfel mit Birnen.

Das ist so nicht richtig. Überschneidungen gibt es auch zwischen SWR1 und SWR4, so laufen ABBA, Pur, Manfred Mann oder Shakin' Stevens in beiden Formaten. Die Überschneidungen zwischen der jugendorientierten CHR-Welle SWR3 und dem retrospektiven SWR1 sind jedenfalls denkbar gering. Flo Rida, Lady Gaga, BOB oder Jason Derulo sind für SWR1 schlicht unspielbar Zwischen den beiden Formaten liegen Welten.

Noch einmal: es muss doch einen Grund haben, dass (außer WDR und SWR) fast alle Rundfunkanstalten die Schlager drastisch zurückfahren, das machen die doch nicht aus Junx und Dollerei?

Einen rationalen Grund gibt es jedenfalls nicht. Ich glaube, dass die Anti-Schlager-Bastion längst am Bröckeln ist.
 
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@ricochet
Wie kommst du denn darauf, dass Bayern 1 die unter 50 Järigen ansprechen will, wer sagt denn sowas? "Es ist aber hinlänglich bekannt, dass gerade reifere Hörer ein besonderes Bedürfnis nach deutschen Liedtexten haben..." - Mensch - wir versuchen dir jetzt doch zum hundertsten Male zu sagen, dass das eben NICHT mehr so ist - und alle meine Vorredner sagen das auch - begreife das doch endlich mal. "Konfrontation mit den meisten Hörern..." - eben NICHT! Bayern 1 gewinnt doch in der MA. Ich weiß ja nicht wo du wohnst und was du für eine Familie hast, aber was hast du denn für ein Bild der 60+-Generation im Jahr 2010? Das ist ja abendteuerlich! Und ich werde jetzt nicht noch einmal das gleiche schreiben! Mehrere haben es dir jetzt hundert Mal erklärt und du schreibst immer wieder das gleiche, dass die Älteren deutsche Musik wollen, dass die ganzen ÖR-Sender am wahren Geschmack vorbei senden!
 
AW: Bayern1 und der Oldiewahn

In Amerika gibt es bei allen Sendern im "gehobenen" Alterssegment (25+, also jenseits der CHR- und Rhythmic-Generation) den Grundsatz : "A Song tells a story" - Ein Lied erzählt eine Geschichte, die zum Mitdenken animiert oder Gefühle anspricht. Aber auch beim Dance-Pop der CHR-Wellen und im Rap/Hip-Hop-Bereich vermittelt jeder Song eine Botschaft, die nicht unwesentlich über den Erfolg eines Titels entscheidet.

Sehen wir uns doch mal an wer Bayern 1 in der Regel einschaltet - es sind die gesetzteren Jahrgänge, die einen großen Teil ihrer Zeit vor dem Radiogerät verbringen. Es sind nicht die Jungen, die durchs Berufsleben hetzen, von Termin zu Termin eilen und einen großen Teil ihrer Freizeit außer Hauses verbringen. Die lassen im Auto mal schnell 'ne flotte Brise an sich vorbeiwehen oder profitieren von diversen Staumeldern, dazu ist Antenne Bayern allemal gut. Die Leute, die diesen Sender aus purer Geldgier einschalten lassen wir mal außer Acht.

Die Leute, die Bayern 1 hören verfolgen das Programm aufmerksamer als der junge Radiokonsument. In Bayern verfolgt/versteht fast niemand die englischen Liedtexte und fast alle reiferen Hörer vermissen die großen Hits von Udo Jürgens oder Katja Ebstein. Übrigens: Wenn Bayern 1 schon ständig claimt "Wir spielen die Hits Ihrer Jugend", warum dann nicht auch die von Howie, Rex, Vicky oder Adamo? Ein schwer zu lüftendes Betriebsgeheimnis, obwohl ich einen unschönen Verdacht habe.

Was die MA-Ergebnisse betrifft, so sagen die absoluten Zahlen gar nichts. Die jüngeren Hörer machen in der Regel einen großen Bogen um Bayern 1 und die Mehrzahl der Älteren finden in Bayern schlicht keine akzeptable Alternative zum BR-Oldiesender, so entscheiden sie sich eben fürs kleinste Übel. Was um Himmels Willen sollen die Leute sonst einschalten, einen regionalen AC-Dudler, der ihnen neben den üblichen Oldies auch noch Contemporaries vorsetzt? Mit 82,5 % Älteren und einem öffentlich-rechtlichen Auftrag sollte sich der Bayerische Rundfunk um vom Privatfunk vernachlässigte Zielgruppen kümmern. Statt dessen kopiert Bayern 1 unentwegt Arabella & Co.
 
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Maxx, wir drehen uns im Kreis. Die guten Zahlen bei BR1 gelten für das Programm, das sie machen. Vielleicht wären sie bei anderer Musikmischung noch besser, zu beweisen ist das nicht. Aber, Maxx, auch dass sie bei höherem Schlageranteil schlechter wären, ist ebenfalls nicht beweisbar. Aus Sicht des Senders verhält er sich also richtig.

Eines aber will mir aber nicht in den Kopf: Schau' Dir die Menschen in den Städten, in den Gemeinden, in den Dörfern an. Geh' in die Fußgängerzonen, auf die Marktplätze, in die Kneipen, schau' in die Plattensammlungen von Maria und Josef Normalbürger im Freistaat! Da kann mir doch niemand erzählen, dass sich dort eine Aversion gegenüber deutschen Liedtexten aufgebaut hat.
 
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Von meinen Verwandten in Rosenheim und München höre ich aber immer:
Die beste Alternative zu Bayern 1 ist Radio Salzburg !
 
AW: Bayern1 und der Oldiewahn

Von meinen Verwandten in Rosenheim und München höre ich aber immer:
Die beste Alternative zu Bayern 1 ist Radio Salzburg !

Eine ausgewogene Mischung aus internationalen Oldies und deutschen Schlagern bis hin zu aktuellen Neuerscheinungen. Wenn der Musikpool groß genug ist, dürfte das Programm kaum langweilig werden. Der heutige Vormittag klang bei denen so:

06:48: Herz Über Kopf Verliebt | Rosanna Rocci
06:52: Pour Un Flirt | Michel Delpech
06:56: L'italiano | Toto Cutugno
07:04: Düsseldorfer Girl | Die Paldauer
07:08: Angel Of The Morning | Juice Newton
07:14: Durch Jeden Tunnel Führt Ein Weg Ans Licht | Andreas Martin
07:18: Papa Loves Mambo | Perry Como
07:23: The Ketchup Song | Las Ketchup
07:26: Ich Leb'im Traum | Wind
07:39: So Nah Am Paradies | G.g. Anderson
07:43: Beg Steal Or Borrow | New Seekers
07:48: Hiatz | Meissnitzer Band
07:53: Tu Sei L'unica Donna Per Me | Alan Sorrenti
07:57: Everything I Want To Do | Albert Hammond
08:04: Rivers Of Babylon | Boney M
08:08: Du Hast Mich Mit Sternen Übersät | Looping
08:14: All You Need Is Love | Beatles
08:18: Schau Mi Net So An | Nicki
08:22: Sempre Sempre | Al Bano & Romina Power
08:26: Jo I Gspür Di | Hannah
08:35: Podemos Hablar | Luisa Fernandez/peter Kent
08:39: Zwickts Mi | Wolfgang Ambros
08:45: Quiereme | Julio Iglesias
08:48: Ich Lebe | Gilbert
08:52: Coco | Sweet
08:55: Liebe Ist Mollig | Stefanie Werger
09:04: Ein Ehrenwertes Haus | Udo Jürgens
09:07: Stuck With You | Huey Lewis & The News
09:14: Irgendwann | Lisa Valentin
09:17: Ha Ha Said The Clown | Manfred Mann
09:22: Ich Hab Dich Lieb | Herbert Grönemeyer
09:25: Ruby Dont Take Your Love To Town | Kenny Rogers
09:32: Paloma Blanca | George Baker Selection
09:35: Hoamatgfühl | Seer
09:41: Live And Let Die | Paul Mccartney
09:44: Märchenprinz | Eav
09:48: Hold Me Now | Johnny Logan
09:52: Manolito | Vicky Leandros
09:55: Alle Männer Dieser Welt | Mara Kayser
10:04: If Not For You | Olivia Newton-john
10:06: Leben | Mary Roos
10:13: Congratulations | Cliff Richard
10:15: Neider | Rainhard Fendrich
10:19: Un Emozione Per Sempre | Eros Ramazzotti
10:23: Nicht Von Dieser Welt | Helene Fischer
10:25: When You Say Nothing At All | Ronan Keating
10:33: Mit Dir Vielleicht | Nicole
10:36: Bye Bye Love | Everly Brothers
10:40: Das War Hollywood Von Gestern | Waterloo & Robinson
10:44: Non So Che Darei | Alan Sorrenti
10:49: Es Geht Um Mehr | Howard Carpendale
10:53: You're The Greatest Lover | Luv
10:56: Du Und Ich | Brunner & Brunner
11:04: Singing The Blues | Guy Mitchell
11:06: Alles Durch Die Liebe | Bernhard Brink/simone
11:12: How Deep Is Your Love | Bee Gees
11:16: Ich Kam Grad Heim Als Sie Ging | Gottfried Würcher
11:21: Eleni | Tol & Tol
11:25: Flieg Durch Raum Und Zeit | Petra Frey
11:33: Ich Fang Dir Den Mond | Andreas Martin
11:33: Sweet Sweet Smile | Carpenters
11:41: You've Lost That Lovin' Feeling | Righteous Brothers
11:45: A So An Tag Im Lebm | Martin Locher
11:48: Live Is Life | Opus
11:53: Schon Bei Unserem Ersten Tanz | Toby M
11:56: I Sag Danke | Renate
12:07: Waterloo | Abba
12:10: 1 Minutn Frei Sein | Aufgeiger
12:13: American Pie | Don Mclean
 
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Respekt, das ist wirklich eine ganz ordentliche Mischung (aus der Erwartungshaltung von heute), das ist zumindest mal ein Programm, bei dem man wenigstens noch ansatzweise erkennen kann, wo es läuft.
 
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Wie oft und wie penetrant spielt Bayern 1 eigentlich "Bayern - unser Lied für Bayern"? Ich habe diesen Müll zufällig gehört und vermute schlimmstes ...
 
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Hat jemand dieses Jahr schon das Sternstundenlied gehört? Ich hab bisher immer nur die Melodie während über Sternstunden gesprochen wird gehört, sonst wurde ja meistens der Refrain "Sternstundenzeit" angespielt und auch öfters das Lied in voller Länge ausgespielt. Aber selbst das scheint für Bayern 1 mittlerweile zu schlagerziös zu sein. Ich warte ja nur noch drauf, dass man das Lied modernisiert und bald "Star-hours-time" zu hören sein wird...
 
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