Bayern1 und der Oldiewahn

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AW: Bayern1 und der Oldiewahn

Eins noch: Warum läuft auf allen jugendorientierten Hitradios dasselbe Zeugs, wenn es keine klaren Absprachen gibt??
Das fragst du nach fast vier Jahren im Forum ernsthaft?

Die Hitradios werden von den Plattenfirmen naturgemäß sehr umhätschelt, sind sie doch ihr wichtigster Promotionskanal.
Ersterem mag ich nicht widersprechen, zweites entspricht höchstens noch bedingt der Realität.

AC- oder Oldiesender hingegen spielen Musik, die von der Redaktion als formattauglich erachtet oder von den Beratern gutgeheißen wird.
Nichts anderes tun Hitradios, die ja im übrigen auch nur eine Ausprägung des AC-Formats spielen.
 
AW: Bayern1 und der Oldiewahn

Ein Posting erlaube ich mir noch, obwohl uns Dein Edit in #649 schon eher auf einen gemeinsamen Nenner bringen könnte.

Eins noch: Warum läuft auf allen Hitradios dasselbe Zeugs, wenn es keine klaren Absprachen gibt??

Es bedarf keiner Absprachen, auch wenn das von außen so aussehen mag.

Plattenfirmen:
Veröffentlicht werden von der Musikindustrie die Künstler, von denen sie sich weiterhin oder neuen Erfolg versprechen. Marktvorhandensein und zur Verfügung stehende marketing- und promotiontaugliche Mittel vorausgesetzt. Bei etablierten Künstlern gibt es Erfahrungswerte, Tourneen etc., bei neuen Künstlern Anzeichen, Einzel-Events, Hinweise, Analogien, Glauben.

Radiosender:
Gespielt werden die Titel und die Künstler, von denen sich der Sender für sich weiterhin oder neuen Erfolg versprechen. Sie achten auf und erfragen die bei den Firmen geplanten Marketing- und Promotionmittel. Sie vertrauen auf den Erfolg und steigen eigennützig frühzeitig ein. Vertrauen sie nicht, steigen sie nicht ein - oder sie warten, bis der Titel oben in den Charts steht und steigen dann ein ("Wir machen nicht die Hits, wir spielen sie"). Schließlich achten sie genau auf die Playlisten ihrer Konkurrenzssender im Sendegebiet und an dessen Rand. Da dies alle Sender gleichen Formats tun, gleichen sich die Playlisten an.

Man sieht sehr deutlich die Wechselwirkung der von der Industrie veröffentlichten Künstler und den Einsätzen im Radio und auf anderen Plattformen in den Medien. Tatsächlich profitieren im besten Falle Plattenfirma und Radio. Ab wann die ganze Sache kontraproduktiv wird, hat eben Waterhead angerissen.
Nur kann in diesem Geschäft weder von "willfährigem Büttel" (herrliche Formulierung) noch von Absprachen die Rede sein. Den Zahn muss ich Dir leider ziehen, Ricochet.



@Waterhead:

Soweit richtig, aber die erwähnten fünf bis acht Millionen Zuschauer sind schon stattlich und nicht zu vergleichen mit den damals weit höheren Quoten, gab es doch früher weit weniger gleichzeitige Unterhaltungsmöglichkeiten als heute.
 
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Allerdings gibt es auch kaum noch reine Volksmusiksendungen. Bei Silbereisen und Nebel kommt auch immer Schlager und internationaler Pop. Und auch der Musikantenstadl wird langsam schlagerlastiger. Diese Sendungen haben zwischen 5 und 8 Millionen Zuschauer. Die Mehrheit der Bevölkerung ist das nicht.

Nein, natürlich nicht. Diese Schlager/Volksmusik-Veranstaltungen werden fast ausschließlich von Älteren geschaut, wobei eine klare Unterscheidbarkeit zwischen "Schlager" und "Volksmusik" heute kaum noch möglich ist. In den 70ern war der Schlager rockig, bluesig, jazzig oder orchesterbetont. Auch südeuropäische (latino-/griechische) Motive waren beliebt. Die volkstümliche Musik der 70er- und 80er-Jahre war launige Stimmungsmusik im Bläsersound, fallweise mit Akkordeon und Gitarrenbegleitung. Man kann diese Musikrichtungen mögen oder nicht, der Produktionsaufwand war jedenfalls erheblich und die Interpreten im Gesangs- wie im Instrumentalbereich waren echte Könner.

Heute kommt alles im ärmlichen Synthesizergewand daher, bei einigen Titeln sind zumindest die Arrangements noch einigermaßen ausgeklügelt aber der Sound ist schlurfig bis matschig. Echte Instrumente sind Fehlanzeige, man findet keine Gitarren, keine Streicher, noch nicht mal das Schlagzeug ist echt. Dass diese Musik kein hohes Prestige hat, darf die Macher nicht wundern. Aber zugegeben - es gibt Ausnahmen, die von den Medien leider meist links liegen gelassen werden.

Schließlich achten sie genau auf die Playlisten ihrer Konkurrenzssender im Sendegebiet und an dessen Rand. Da dies alle Sender gleichen Formats tun, gleichen sich die Playlisten an.Nur kann in diesem Geschäft weder von "willfährigem Büttel" (herrliche Formulierung) noch von Absprachen die Rede sein. Den Zahn muss ich Dir leider ziehen.

Ich weiß nicht genau wie das Konkurrenzverhalten in NRW aussieht, meiner Kenntnislage nach gibt es dort ein Duopol (WDR und Radio NRW). In Bayern ist "Antenne Bayern" unangefochtener Marktführer in der werberelevanten Hörergruppe, in Österreich Ö3. Beide Sender haben es nicht nötig abzukupfern, sie sind die Takt- und Impulsgeber. Du musst schon zwischen AC- und Hitradio unterscheiden. Erstere betreiben eine gewisse Auslese und machen gegebenenfalls Hörtests, während letztere exzessiv Neuerscheinungen promoten und damit Hits produzieren. Natürlich wird nicht jede Single ein Superhit, das hängt auch von der Käuferakzeptanz ab (Downloads!!).

Aber der entscheidende Unterschied zwischen den Hitradios (eine deutschlandspezifische Abwandlung des CHR-Formats unter Hinzunahme von 80er/90er-Hits und Mainstream-Rock) sowie den verschiedenartigsten Wellen des AC-Spektrums ist folgender: CHRs spielen Currents und machen die Musik bekannt, AC-Wellen spielen neben anderem Material Re-Currents (wenn sie bereits einigermaßen bekannt sind), wobei sie immer auf die Formatverträglichkeit achten.
 
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OK. Dann liegt der Hund wohl einfach da begraben, dass weder Antenne Bayern noch Ö3 CHRs sind, sondern (Hot-)AC-Formate. Als klassische CHRs würden in Deutschland allenfalls noch ein, zwei ARD-Jugendwellen durchgehen.

Das kann man so oder so sehen, aber ein Hot-AC-Format, dem kein CHR-Format gegenübersteht, ist de facto auch ein CHR (oder sagen wir besser "Hitradio"). In Europa gelten nicht die amerikanischen Originaldefinitionen, weil die Zwischenräume fehlen. Außerdem gibt es bei den amerikanischen AC-Radios wegen der großen Vielfalt kein beispielhaftes Modell, aber ein paar Grundkriterien (ein gewisser Anteil Gegenwartsmusik, Re-Currents, viele oder überwiegend Klassiker). Ein Jugendradio, das stundenlang House, Alternative oder Hip-Hop spielt, ist kein CHR. "1 live" würde ich aber als CHR durchgehen lassen.

Von der US-Grunddefinition her kann man "Antenne Bayern" durchaus als Hot-AC-Sender ansehen (in Amerika ein eher quotenschwaches Zwischending zwischen AC und CHR). Aber von der Funktion her sind "Antenne Bayern" und Ö3 jugendorientierte Hitradios im Top-40-Bereich.
 
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Bayern 1 hat knapp 1.3 Mill. Hörer und ist die Nummer Eins in Bayern vor Antenne Bayen.
Bayen 2 Zündfunk einschalten und der Oldiewahn hat ein Ende.
 
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Das Märchen der Werberelevanten Zielgruppe der 14 bis 49 jährigen entstammt einer Zeit als die Demografie in Deutschland noch in Ordnung war...

...sie also dem Bild eines "Tannenbaumes" entsprach.

Heute allerding steht dieser Tannenbaum immer mehr auf dem Kopf !

Und die Frage ist nicht mehr nach der jungen..werbeaffinen Gruppe der 14-49 Jährigen...sondern nach der Gruppe, die in den 70er/80er Jahren viele berufliche Erolge hatte und heute über ein stattliches Einkommen oder Pensionen/Renten verfügt...wovon die Jüngeren in 30 Jahren nur noch träumen dürfen..da deren Rentenerwartung drastisch sinken wird!

Ich finde auch..... warum denkt man immer, die über 50 jährigen säßen nur zu Hause im Schaukelstuhl umher???Nein Ganz im Gegenteil..sie sind heute fitter als vor 50 Jahren genießen ihr Leben...und scheuen weder Mühen noch Kosten, das sie sich es noch leisten können....
Die über 50 Jährigen sind DER Teil ...unserer Gesellschaft..., die monatlich das größte Salär zur Verfügung haben....und dies auch liebend gerne nutzen oder aber als Finanzspritze in ihren Nachwuchs stecken und ihm hier und da mal was "GUTES" zukommen lassen. :)


Bayern 1 ,liegt voll und ganz auf Hörerlinie, auch wnen man das leise verabschieden das deutschen Schlagers bedauern darf.Das finde ich nicht in Ordnung.Ein gesunder Schlageranteil würde Bayern 1 trotzdem gut zu Gesicht stehen...
 
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Schlager hin oder her, bei Bayern 1, als der einzigen regionalen Radiowelle in Bayern, sollte man an der Musik zumindest mal ansatzweise erkennen, in welchem Land man sich gerade befindet. Wellen mit "globalisierter" Musik gibt's schließlich mehr als genug.
 
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Ich habe mehrere Verwandte in Bayern und alle sind sie mittlerweile von
Bayern 1 zu Radio Salzburg gewechselt.
Eine Tante von mir erzählte mir außerdem, daß Sie einmal von einem Umfrage - Institut
angerufen wurde und gefragt wurde, welchen Radiosender sie hört.
Als sie dann "Radio Salzburg " sagte, wurde Sie nochmal aufgefordert, bitte einen
bayerischen Sender zu nennen, denn Auslandssender würden nicht erfaßt.
 
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Ich hab nachgefragt:

Sie hat gesagt:
"Ja früher habe ich Bayern 1 gehört "
Da hat dann die Dame am Telefon gesagt " Danke " und hat sich verabschiedet.
Das war alles.
 
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Jetzt gibt es doch wieder eine Art Gästebuch, allerdings auf der Seite des Radioclubs.

Wie sehr das Programm die Hörer begeistert, könnt ihr ja selbst nachlesen. Besonders zum Schmunzeln fand ich folgenden Satz:

Wenn schon einer deutsch singt ist es in der Regel ein Österreicher! Wenn man dann an den BR schreibt bekommt man höchstens die Empfehlung auf BR Plus auszuweichen


Siehste, doch Alibi-Veranstaltung! Ein BR-Techniker bedauerte mal allen Ernstes vor laufender Kamera, dass "Bayern Plus" üblicherweise noch nicht in geschlossenen Räumen zu empfangen ist, von der erforderlichen Zusatztechnik mal ganz abgesehen. Da kann man doch gleich Internetradio hören.
 
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Na, wo isses denn das Gästebuch? Mit Kritik kann der Sender leider gar nicht umgehen; wenn die doofen Hörer kein gutes Haar am Sender lassen, muss eben wieder die Zensur zuschlagen. Erinnert mich ein bisschen an totalitäre Regime, bei denen der geliebte Staatenlenker schon weiß, was gut für seine renitenten Schäfchen ist. Noch könnt ihr euch es ja erlauben.
 
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Das mit den geschlossenen Räumen ist aber schon ne Zeit her bevor die Sendeleisung erhöht wurde. Davon abgesehen wurde Bayern plus jetzt auf Mittelwelle aufgeschaltet.
 
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Warum wird dann nicht "Bayern Klassik" ausschließlich via DAB verbreitet? Das elitäre, anspruchsvolle und finanziell gut situierte Publikum dieses Senders würde nicht zögern binnen einer kurzen Übergangsfrist auf digitale Verbreitungswege umzusteigen, falls dies vom Sender ordentlich kommuniziert würde. Die vereinzelten Proteste stünden doch in keinem Verhältnis zum ewigen Gemaule über die musikalische Ausrichtung des Massenformats "Bayern 1".

Außerdem wäre dies ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft; "Bayern 1" könnte sich endlich vom allseits angefeindeten Oldie-Format trennen und verstärkt Pop- und Rockklassiker aus den 80er- und 90er-Jahren spielen, während ein generalreformiertes "Bayern Plus" (eine Umbenennung wäre sinnvoll) eine riesige Marktlücke füllen würde. Zwar wäre "Bayern 1" vermutlich die Marktführerschaft los, dafür stiegen die Werbeeinnahmen im umgekehrten Verhältnis zu den Hörereinbußen. Die BR-Hörfunkwellen würden jedoch mit diesem Schachzug ihren Gesamtmarktanteil erheblich ausbauen und für ein paar Stunden Klassik könnte man problemlos einige Sendeplätze im wenig ertragreichen aber äußerst kostspieligen "Bayern 2" freischaufeln. Ausführliche Zeitfunksendungen und Hintergrundreportagen wären auf "B5 aktuell" sowieso besser aufgehoben.
 
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ich habe nicht den ganzen b1-thread hier bisher verfolgt - es kann sein, dass mein thema in ähnlicher form weiter oben evtl schon mal behandelt wurde - beim durchschauen eben habe ich nichts gefunden...

es geht mir nicht um die musik bei b1 - da könnte ich mich inzwischen auch drüber auslassen .. nein, es geht mir um was anderes:

bayern1 höre ich meistes wenn ich bei meinen großeltern bin. was mich bei diesem sender EXTREM (!) stört, ist, wenn die station-voice nach der vollen stunde die songs (titel+interpret) ansagt!! boah, sorry, da krieg ich innerlich was an mich!!!!
warum brauch man dann überhaupt noch einen moderator wenn das die station voice macht? für mich klingt das irgendwie total versteift, als sei der moderator nach den verkehrsnachrichten überfordert einen song anzusagen!!

außerdem stört es mich, dass der mod die hörer nicht begrüßt oder viell nen kurzen teaser macht.

der einzige, der sich da ein bisschen drüber hinwegsetzt ist stephan lehmann, der am ende der verkehrsmeldungen ab und an ne typische lehmann-mod dranhängt. lehmann ist top - keine frage .. aber irgendwie klingt auch das oft holprig, weil kein offizielles "intro" läuft UND eben diese nervige station-voice einen super-mega-knaller-geilen oldie ankündigt!!
 
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Das Ankündigen von Titeln und Interpreten für die nächste halbe Stunde gehört m.E. zu den schlimmsten Angewohnheiten etlicher Sender, insbesondere der konservativen Programme. Es ist eben nicht so, dass deren treue Hörer alle halbe Stunde aufjubeln: "Hurra, da kommt er wieder, mein Lieblingssong 'Dancin Queen'", sondern im Gegenteil aller Programmüberraschungen entraubt werden.

Nun gut, mich fragt ja keiner.
 
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ich glaube hier geht es nicht um die (häufig gehörte) ankündigung von mehreren titeln der nächsten halben stunde, sonder um die gezielte ankündigung des ersten titels nach den nachrichten bzw. dem service um halb.
ich würde nicht behaupten, dass mich dies stört, aber ich finde es sehr seltsam,
da solche ankündigungen meiner ansicht nach job des moderators sind, und diese ansagen ja schließlich keine arbeit abnehmen, man muss diese teaser ja erstmal produzieren (lassen).
ich kann mir das irgendwie nicht erklären?!
 
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Ich glaube, dass 70% der Bayern-1-Stammhörer mit 70% der Bayern-1-Musik wenig bis gar nix anfangen können. Schaut einfach mal auf die Demographie der Hörerschaft und ihr wisst bescheid. Die Vorankündigungen dürften niemanden bei der Stange halten und die paar eingefleischten Oldiefans, die B1 wegen der Musik einschalten, haben sowieso alles auf Vinyl.
 
Der Aberwitz hat Methode...

Die Werbe- und Beratermesalliance will ihr krudes Geschäftsmodell perpetuieren, hat aber keine Antworten auf die veränderten Bedürfnisse einer anspruchsvolleren, fragmentierteren Gesellschaft. Langsam dämmert diesen Leuten, dass der abgestandene Oldiemix bei den meisten Hörern nicht mehr verfängt und so suchen sie ihr Heil in einer "behutsamen aber konsequenten Programmverjüngung".

Damit öffnen sie aber erst recht die Büchse der Pandora, weil junger Gegenwartspop mit den musikalischen Vorstellungen einer reiferen Hörerschaft prinzipiell unvereinbar ist. Musikformate mit erwachsener Gegenwartsmusik sind in Deutschland praktisch nicht existent und so quälen die inspirationslosen Consulter ihre armen Opfer mit grauenvollen Mischungen aus Klassikern und brandaktuellem Top-40-Hip-Pop. Wie man ohne Not so eine Bauchlandung hinlegen kann ist mir völlig unverständlich; wenn man bedenkt, welche Marktpenetration mobile Endgeräte heute schon erreicht haben ist es mehr als fahrlässig, die wenigen treuen Hörer, die diesen verqueren Formaten geblieben sind auch noch in die Flucht zu schlagen. In diesem Zusammenhang von "Beraterterror" zu sprechen ist gar nicht so falsch, gepaart mit einer Spur Todessehnsucht, die man gemeinhin den Lemmingen zuschreibt.
 
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