AW: Bitter Lemmer: Von Flutwellen und Radiowellen
Schön das mal jemand auf den Punkt bringt wie es in der privaten Radiolandschaft in Deutschland aussieht.
Allerdings habe ich wenig Hoffnung, daß sich daran in naher oder ferner Zukunft etwas ändert ... leider.
Denn noch immer bestimmt auch bei Radio die Nachfrage das Angebot - und der Durchschnittshörer will sich offenbar lieber von "total witzigen" Morgen-Mod's wecken lassen, tagsüber am liebsten nur "Nebenbeigedudel" hören und auf dem Weg nach Hause - als einzige "News" - ob vielleicht die Benzinpreise wieder gestiegen sind.
Wenn gut recherchierte Nachrichten tatsächlich nachgefragt würden so wären Informationsprogramme von öffentlich-rechtlichen in der MA deutlich stärker und private Nachrichtensender nicht schon vor Jahren pleite gegangen oder umstrukturiert, will heißen auf "Format AC" getrimmt, worden.
Ein schönes Beispiel dafür ist die Arbeitsmarktreform nach Hartz IV: Als die Vorschläge herauskamen und in der Regierung darüber diskutiert wurde hat sich kaum einer drum gekümmert. Erst als das Kind bereits in den Brunnen gefallen war, sprich die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe beschlossen, regte sich leises Murren. Und zu den immer dünner besetzten Montagsdemonstrationen rief man erst auf, als alle schreckensbleich bemerkten, was da wirklich zusammengeschustert wurde - so ein paar Monate vor dem Jahreswechsel.
Ich kenne Sender, deren Nachrichtenredaktion aus drei Festangestellten und zwei Freien besteht. Das diesen armen Schweinen im Tagesgeschäft nichts weiter übrig bleibt als Agenturmeldungen, deren Personaldecke ähnlich dünn ist, nachzubeten und die eigene Recherche links liegen zu lassen ist sicher nachvollziehbar - und führt zu der in dem Artikel angesprochenem Ergebnis.
Im übrigen habe ich das Gefühl, daß so manchen "Entscheidern" in diesem Land eine solche Entwicklung gar nicht so ungelegen kommt - weniger echte Journalisten bedeutet nämlich auch, daß die Zahl derer, die den "Oberen" auf die Finger schauen, immer dünner wird ... und zwei Augen sehen sowieso weniger als vier.