AW: BR Jugendwelle ab 2007?
Ich wollte weder die Programminhalte von Bayern2 und Fritz noch die Größe der Sendegebiete miteinander vergleichen. Ich wollte nur klarstellen, daß man ein Programm, daß mehr Hörer hat als Fritz nicht als Programm bezeichnen kann, das fast keine Hörer hat, wie Du das ja mehrfach getan hast.
Du kannst die Diskussion trotzdem nicht losgelöst vom Sendegebiet führen. Hätte eine neue BR-Jugendwelle so viele Hörer wie Fritz, wäre das angesichts des riesigen Sendegebiets und der wenigen landesweiten Konkurrenz eine Vollpleite. Der Vergleich hinkt. Runtergerechnet aufs Sendegebiet hat B2 sehr wenige Hörer, auch wenn die Zahlen vielleicht gestiegen sind in letzter Zeit.
Bugi schrieb:
Dies liegt daran, daß der BR als einzige ARD-Anstalt auf allen seinen Radioprogrammen Werbezeit verkauft. Auf B1 und B3 dürfen die Werbetreibenden die breite Masse anbrüllen. Das auf B2, B4 und B5 ist da schon eher zielgerichtete Werbung. Obs dem BR wirklich viel einbringt wag ich zu bezweifeln. Der Qualität der Programme hats bisher jedenfalls nicht geschadet.
Oh. Der BR hat keine einzige werbefreie UKW-Welle? Ich hab auf B2 oder B5 noch nie Werbung gehört, aber auch nicht bewusst darauf geachtet. Gut, dann erklärt sich, warum die alle auf p-Werte-Basis ausgewiesen sind. Ein bisschen seltsam finde ich das aber schon. Müsste ja der BR die einzige Anstalt ohne werbefreie UKW-Welle sein ...
Bugi schrieb:
Das hast Du schon richtig erkannt, wobei die Betonung auf "Tageszeit" liegt. Das heisst um die gleiche Tageszeit bekommst Du bei B2 jeden Tag etwas ähnliches serviert. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, daß der Mensch ein Gewohnheitstier ist das sich schnell an feste Tagesabläufe gewöhnen kann, wozu z.B. auch gehören kann, daß man gewohnheitsmäßig immer wieder etwa um die gleiche Tageszeit das Radio einschaltet, ganz besonders dann, wenn man bereits weiss, daß zu dieser Zeit etwas kommt, was einen meistens interessiert, sei es nun der Zündfunk um 19:00, eher wissenschaftlich basierte Themen um 18:00, Hörertalk (Tagesgespräch) um 12:00 oder meinetwegen auch die Volksmusiksendung zwischen 6:00 und 7:00. Eine gewisse Durchhörbarkeit besteht sozusagen "von tag zu Tag" auch wenn das natürlich oft nicht richtig funktioniert, da die angeschnittenen Themen nun mal vielfältig sind. Aber auch über einen Tag hinweg folgen ja nicht ständig Sendungen aufeinander die sich gegenseitig beissen.
Ich weiß nicht, ob das heute im Zeitalter des extrem flexiblen Arbeitnehmers noch so funktioniert, dass die Leute so festgefahrene Tagesabläufe haben. Und erst recht nicht wird sich der Tagesablauf nach dem Programm richten. Ich verstehe schon das Grundkonzept, aber ich halte es dennoch für veraltet.
Bugi schrieb:
Man kann eben nicht für jede Personengruppe oder Minderheit ein eigenes Programm produzieren. Da bleiben eben nur zwei Möglichkeiten:
Entweder man ignoriert die Interessen vieler Personengruppen einfach und kommt damit dem ÖR-Auftrag im eigentlichen Sinne nicht ausreichend nach
oder man leistet sich so was wie Bayern 2.
Hmmm ... senden dann die anderen Anstalten alle am Auftrag vorbei, weil sie keinen solchen Formatbastelfasching haben wie der BR? Nützt es was, wenn man 100 Zielgruppen ein bisschen anspricht, aber keine so richtig konsequent? Und wo sollen neue Hörer herkommen? Dass man beim Zappen mehrmals zufällig bei B2 hängenbleibt, ist eher unwahrscheinlich. Für die MA ist die Programmstruktur dagegen sicher hilfreich, weil derartig an Zeitfenster gekoppelte Sendeinhalte auch entsprechend erinnert werden im Tagesablauf.
Also, du bist vielleicht damit aufgewachsen und nimmst die Struktur als gegeben hin, weil du sie gewohnt bist. Ich dagegen hab mich, als ich vor Jahren das erste Mal mit B2 in Berührung kam, erstmal gefragt, ob dieses Programm ernst gemeint ist. Ich hab sehr ungläubig in Programmzeitschriften geblättert und konnte nicht so recht fassen, dass B2 wirklich fest so angelegt ist ... dass absolut widersprüchliche Spartenprogramme im Stundenrhythmus aneinandergeklatscht werden, nach dem Motto "Friss oder stirb". Ein Programm, das man im ständigen Wechsel liebt, hasst, erträgt, nicht erträgt, ernst nimmt, nur noch zum Lachen findet ... ist für mich reichlich seltsam. Ich frage mich, wie der typische Hörer von B2 aussieht, und frage mich ebenso, was das für ein Programmchef sein muss, der gleichzeitig Kompetenzen zur Bewertung und Entwicklung von Zündfunk- und Volksmusiksendungen haben muss. Eigentlich müsste es bei B2 ja mindestens 24 Programmchefs geben ... also tut mir leid, ich find's einfach nur seltsam. Das ging vielleicht früher, aber heute ist das für mich ein längst überholtes Relikt.
Und nochmal zur Erinnerung: Ich fordere ja nicht die Abschaffung von B2. Ich bin nur der Meinung, dass man, wenn es eh einmal so ein Flickenteppich ist, ohne Probleme auch bestimmte Strecken für Klassik frei machen könnte, und die Frequenzen von B4 für den neuen Jugendsender nutzen könnte. Denn: Jugendliche von heute werden sich garantiert nicht durch die Programmstruktur von B2 arbeiten und schauen, in welchem Zeitfensterchen denn mal was für sie kommen könnte unter Umständen. Bei Klassik-Fans, die sicher ohnehin auch gern mal B2 hören, kann ich mir das viel eher vorstellen, da die mit solchen Programmstrukturen aufgewachsen sind. Ein Klassik-Fan wird sicher auch nicht so oft einfach mal so einschalten, sondern gezielt bestimmte Sachen hören wollen, ganz im Unterschied zu Jugendlichen. Also gibt's kein problem, wenn Klassik bei einem Einschaltsender wie B2 als weitere Sparte läuft. Ich seh da kein Problem. Den bisherigen B2-Hörer wird's auch nicht stören, selbst wenn er Klassik hasst. Der ist ja ohnehin gewohnt, dass man nur zu bestimmten Zeiten reinhören kann, müsste sich also nur an die neuen Zeiten gewöhnen. So funktioniert doch B2, wenn ich euch hier alle richtig verstehe ...