AW: Bundesvision Song Contest 2008: Welche Radiosender sind dabei?
Ein großes Problem an der "Raab'schen BuViSoCo-Maschine" ist das System an sich. Er stellt sich gerne als den Verfechter des deutschen Nachwuchs-Künstlers dar, der den von engen Rotationen gepeinigten Musikern eine Plattform bietet.
Man sollte mal ernsthaft hinterfragen, wie diese ganzen Interpreten zusammengewürfelt werden.
In den großen Bundesländern drängen die Major-Plattenfirmen schön brav, wer für welches Land antritt. Meistens Gruppen oder Sänger, die eh schon bekannt sind und ihre Fan-Lager über die gesamte Republik verteilt haben (von Charts bis Mega-Konzerte). Die weniger beudetenden Bundesländer dürfen sich mit 08/15-Deppen aus der Nachwuchskiste begnügen.
Somit entwickelt sich ein ungerechtes Ungleichgewicht im Contest. Schaut Euch mal die Ergebnisse an: Die bereits etablierten Kandidaten sind im 100-200 Punkte-Bereich daheim, die tatsächlichen Newcomer dümpeln zwischen 12 und 60 Punkten dahin.
Raab schreibt die Kandidaten-Auswahl vor, ein echter Nachwuchs-Wettbewerb findet nicht statt.
Gerecht und für die Hörer nachvollziehbar wäre:
1. Jeder Sender veranstaltet in seinem Sendegebiet einen regionalen Contest. Bands aus dem eigenen Land bewerben sich - die 5 oder 3 besten treten gegeneinander an - Hörer voten real, wer am Ende das Land bei "BuViSoCo" vertritt.
2. Der Sender könnte seine Erfahrung bei der Kandidaten-Auswahl mit einbringen. Wenn's dann bei einem Energy-Sänger dann formatbedingt eher black-lastig klingt oder bei einem Rockland-Kandidaten eher rockig - was solls. Aber so hat jeder Sender die Chance, seinen speziellen Musiker ins Rennen zu schicken - und bei den Punkten damit haushoch zu versagen, oder volle Lotte abzuräumen.
Nebenbei wäre es eine nette Major-Promo, die man sicher auch national verknüpfen könnte. Z.B. nationaler Radio-Vorentscheid in der Woche vor der Pro Sieben-Sendung. Oder im Vorfeld "Live-Schalten in die Trainingslager der anderen Bundesländer". So fördert man im Vorfeld schon den Wettkampfgedanken bei den Hörern. Bessere Indentifikation, mehr Aufsehen, mehr Zuschauer.
3. Jede Band muß Newcomer sein und nicht bei einem Major unter Vertrag stehen. Ob es nun ein "Grand-Prix"-Siegel oder ein Gemauschel einer Major-Plattenfirma hinter den Kulissen ist - es kommt unterm Strich aufs selbe raus.
4. Und die "Zugpferde für die Einschaltquote" können die Major-Plattenfirmen schön brav zwischendurch präsentieren. Z.B. nach jedem dritten Bundesland kommt so ein Künstler. Die Einschaltquote wäre dadurch stabil, aber man verarscht die Republik nicht mit "gewollten Siegern im Contest".
Auch ein Raab wird wissen: Die Internet-Radios und offenen Kanäle sind nicht das gelbe vom Ei - sondern eher der Notnagel, weils kein anderer machen wollte. Auch Pro Sieben erhofft sich gewissen Synergien aus dem Zusammenspiel mit den Radiostationen.
Ganz klar muß man auch sagen: Für einige Radioleute ist es bei der Punktevergabe eine äußerst sensible Image-Frage. Die größten Selbstdarsteller feiern ihren miesen Auftritt und sind wenigstens für 1 Minute mal "der King"...