Terhorst151
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Hieß es gerade in den 11-Uhr-Nachrichten im WDR. Er starb bereits schon am Samstag.
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Hans-Holger Knocke, langjähriger Musikchef bei WDR 4 erinnert sich
Das magische Auge: Ein rundes und bei Empfang grün schimmerndes Licht vorne am Radioapparat. Ich war vielleicht zehn Jahre alt, als Chris Howland in mein Leben trat. Ich starrte in das magische Auge. Natürlich kannte Chris mich nicht, denn ich lebte in Münster und Chris irgendwo in diesem Apparat aus Furnierholz.
Die meisten Menschen kennen Chris Howland vermutlich aus dem Fernseher, von „Vorsicht Kamera“ und „Musik aus Studio B“. Und sie haben ihn in kleinen, sympathischen Rollen als englischen Butler in Unterhaltungsfilmen gesehen – irgendwas mit Karl May. Er hat auch Schlager gesungen: die „Hämmerchen-Polka“ und „Das hab ich in Paris gelernt“ (wo er aus irgendeinem Grund nie hingefahren ist). Er war ein richtig guter Sänger, und ich glaube auch, dass Chris wusste, was er als Sänger wert war, obwohl er vor Publikum immer tief stapelte.
Chris Howland war ein Radio-Pionier im Deutschland der Nachkriegszeit. Er war cool. Die Musik aus Amerika und England, die er auflegte, war auch cool, aber dieser hemmungslos radebrechende Disc-Jockey schuf dafür erst das entsprechende Raumklima. Mittwochabend halb sieben war seine Zeit, und ich kann sagen, ich bin dabei gewesen. Pünktlich zur Stelle für „Melody fair“ und alles, was danach kam. Ich empfinde ein bisschen Stolz dabei. Wie eine Auszeichnung. Ob ich diesem Disc-Jockey überhaupt folgen konnte, weiß ich heute nicht mehr. Anfangs konnte er selbst ja nicht einmal richtig deutsch – und ob sich das irgendwann ergeben hat, darüber gibt es verschiedene Meinungen. Letztlich war es egal.
Chris Howlands Vater war so was wie die Stimme der BBC gewesen, ein hoch angesehener Rundfunksprecher. Der Sohn erbte die Stimmwerkzeuge des Vaters, sein Timbre und den Tonfall. Und er lernte bei der BBC die Präzision, mit der er ans Werk ging. Eine Stoppuhr war bei jeder Sendung sein wichtigstes Requisit. Ich weiß, wovon ich rede, schließlich war ich jahrelang sein Redakteur.
2004 haben wir Chris’ alte NWDR-Sendung „Spielereien mit Schallplatten“ bei WDR 4 wieder aufleben lassen. Das Radio, sagte Chris immer, sei ihm das liebste Medium, es gehe nichts darüber. Zuhörer und Sprecher sehen einander nicht, aber trotzdem ist der Kontakt dank der Stimme sehr eng. Manchmal traf ich mich mit Chris und seiner Frau Monika in einer kleinen Kneipe in der Nähe des Funkhauses. Wir setzten uns dann in eine abgeschirmte Ecke – Chris mit dem Rücken zum Schankraum, um nicht erkannt zu werden. Es gelang ihm nie, vielleicht, weil ihn seine Stimme verriet. Jedenfalls ging es nie ab, ohne dass sein Autogramm auf irgendeinem Bierdeckel landete.
Oft war ich verblüfft, wie viele Menschen Chris schon von Weitem erkannten und dann meist zielstrebig auf ihn zusteuerten. Wie erkennt man im Greis den Jüngling? Körper und Statur eines Mannes über 80 sind mit dem Abbild desselben Mannes um die 30 oft nur schwer überein zu bringen. Das Funkhaus-Café des WDR am Wallrafplatz in Köln zeigt an seinen Wänden u.a. ein Foto des jungen Chris Howland. Wir sehen einen schlanken, konzentriert wirkenden Mann vor einem Mikrophon. Das ist das Bild, das in Erinnerung bleibt: ein Mann und ein Mikrophon.
neeiiiin !.... Beitrag über den Tot ...
Und vier Bücher hat er auch geschrieben. Vor allem sein Erstlingswerk "Happy days" kann ich jedem Radiointeressiertem zur Lektüre empfehlen - köstlich!
11.25 Uhr Exactly like you Chris Howland