AW: Der rbb spart sich zu Tode...
max power schrieb:
nur weil man Qualität statt Quantität einführt sendet man an der Öffentlichkeit vorbei?
Wir können unglaublich lange darüber streiten, was "Qualität" ist. Zunächst nichts weiter als ein Schlagwort, das man gern in Diskussionen benutzt. In der Tendenz gebe ich Dir und anderen durchaus Recht: In dem Bemühen, den Anschluss an die privaten Sender zu halten, ist einiges an Inhalten draufgegangen. Mir liegt insbesondere der Inhalt der Musik da quer im Magen, das, was hier gern als Dudelfunk mit Minirotationen bezeichnet wird.
Ich versuche es mal anders aufzuzäumen (argumentativ):
Ich bin also Hörfunkdirektor beim ÖR ZXY für das Bundesland Ammerlandien... Dort führt ammerlandOne (privat).
Und mir stehen 5 Hörfunkwellen zur Verfügung. Mit allen zusammen erreiche ich knapp soviel Hörer wie ammerlandOne allein (!).
ICH MUSS ALSO REAGIEREN...?!
5 Wellen....
Eine davon bietet den Informationsinteressierten Info pur an: Nachrichten, Kommentare, Liveschaltungen, politisches Geschehen In- und Ausland: ZYX 5...
(wird von etwa 2-3% der Bevölkerung Ammerlandiens genutzt)
Eine andere bietet Kultur, Kinderfunk, Klassik an: ZYX 4... (wird von 1-2% der Bevölkerung genutzt)
Noch eine andere richte ich an mehrheitlich ältere Hörer mit Präferenz deutsche Schlager aus: ZYX3... und um mehr Hörer als nur diese zu erreichen, wird das Musikangebot um Oldies erweitert.
Um die Jugend nicht zu vergessen und den anderen zu überlassen, ZYX1, der Sender mit UC-Format für die kids...
Und dann habe ich noch eine (technisch) reichweitenstarke Senderkette... Ammerlandien Zwei. Da haben bisher zig Musikredakteure chaotisch nebeneinander gearbeitet und eine vermeintliche Vielfalt hineingebracht. Redakteure waren bisher mit 5-minütigen Beiträgen zu Gott und die Welt zu hören und von Ackerbau bis Viehzucht und den Tipps für Kleingärtner gab es eigentlich alles, was das Herz begehrt. Nur die MA-Zahlen haben mir bisher die Tränen in die Augen getrieben: Mein privater Konkurrent lag mit einem feucht-fröhlichen durchgestyltem Programm imemr 30% vor Ammerlandien Zwei.
AmmerhitOne war einfach nicht zu schlagen...
Der Rundfunkrat macht mir bittere Vorwürfe und von gestandenen Wissenschaftlern (!) muss ich mir anhören, dass ich meinen Rundfunkauftrag eigentlich
verletze: Ich erreiche die Bevölkerung nämlich nicht (mehr).
Ich sende an ihnen vorbei.
DAS ist der Knackpunkt, nicht das Schielen auf Werbeeinnahmen...: Wie bringe ich das Geschehen lokal, regional und global so unter, dass es gehört wird? (Da wurde dann die 1:30-Regel eingeführt, man machte sich Gedanken über ein brauchbares Musikformat und man machte das Musikformat in sich stimmig und "flüssig").
Irgendwas falsch gemacht? Ich als Programmdirektor konnte ruhiger schlafen, weil die Verweildauer der Hörer und die Anzahl der Hörer an sich beide stiegen... ich habe mit einer Welle dagegen gesetzt. Und wer mehr an Infos hören will: Ich habe immer noch den Kultur/Klassik- und den Infokanal...
Dass es im MOMENT innerhalb dieser einen (oder zwei) dagegengesetzten "Popwellen mit Infoanteil" es mächtig knirscht (überviele claims, ebenso manches dümmliche Gewinnspiel und der übertriebene eng rotierende Musikmatsch): Vollkommen d'accord. Aber noch kann man ja justieren...
Aber es ist eben nicht alles schwarz oder weiss, genau... Man muss jede Situation (und jeden Sender) einzeln für sich sehen und bewerten und besonders die Konkurrenzsituation im jeweiligen Bundesland berücksichtigen.
P.S.:
Totschlagargumente wie "sind ja alle scheisse" und "Dudelfunk" bringen uns nicht weiter. Die schwerfälligen Tanker (=ÖR) haben im Moment eben auf "Radio=Nebenbeimedium" reagiert und kopieren, wo es geht. Es hat ja lange genug gedauert.
Die Radiolandschaft ist aber "im Fluss" und dabei wird es nicht bleiben, besonders, wenn man sich trotzdem von privaten Sendern abgrenzen will. Und da ist die Chance der ÖR eben die Informationskompetenz, die sie nach wie vor haben (nur im lokalen Bereich ist mancher private Sender schneller und/oder ergiebiger)