Der rbb spart sich zu Tode...

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AW: Radioforen.de hyperventiliert sich zu Tode ...

allerdings fehlt in der PM - ebenso wie in den Artikeln - der Hinweis, welche Programme konkret betroffen wären

Warum sollte man, nachdem man potentielle Konsequenzen kalkuliert hat, eine vorauseilende Kapitulation hinterherschicken? Fehlte bloß noch, daß auch gleich noch Aussagen erwartet werden, welche UKW-Frequenzen man räumen wird.

Die Annahme, daß das Szenario einige Nachdenklichkeit auslöst, weil „die Gesellschaft“ eigentlich auf keines der Programmangebote verzichten möchte, scheint in dem Fall nicht ganz unberechtigt.

Könnte man auch noch näher ausführen und nachfolgend diskutieren, aber das wären mal wieder Perlen vor die Säue.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

max power schrieb:
nur weil man Qualität statt Quantität einführt sendet man an der Öffentlichkeit vorbei?
Wir können unglaublich lange darüber streiten, was "Qualität" ist. Zunächst nichts weiter als ein Schlagwort, das man gern in Diskussionen benutzt. In der Tendenz gebe ich Dir und anderen durchaus Recht: In dem Bemühen, den Anschluss an die privaten Sender zu halten, ist einiges an Inhalten draufgegangen. Mir liegt insbesondere der Inhalt der Musik da quer im Magen, das, was hier gern als Dudelfunk mit Minirotationen bezeichnet wird.

Ich versuche es mal anders aufzuzäumen (argumentativ):
Ich bin also Hörfunkdirektor beim ÖR ZXY für das Bundesland Ammerlandien... Dort führt ammerlandOne (privat).
Und mir stehen 5 Hörfunkwellen zur Verfügung. Mit allen zusammen erreiche ich knapp soviel Hörer wie ammerlandOne allein (!).
ICH MUSS ALSO REAGIEREN...?!

5 Wellen....
Eine davon bietet den Informationsinteressierten Info pur an: Nachrichten, Kommentare, Liveschaltungen, politisches Geschehen In- und Ausland: ZYX 5...
(wird von etwa 2-3% der Bevölkerung Ammerlandiens genutzt)
Eine andere bietet Kultur, Kinderfunk, Klassik an: ZYX 4... (wird von 1-2% der Bevölkerung genutzt)
Noch eine andere richte ich an mehrheitlich ältere Hörer mit Präferenz deutsche Schlager aus: ZYX3... und um mehr Hörer als nur diese zu erreichen, wird das Musikangebot um Oldies erweitert.
Um die Jugend nicht zu vergessen und den anderen zu überlassen, ZYX1, der Sender mit UC-Format für die kids...

Und dann habe ich noch eine (technisch) reichweitenstarke Senderkette... Ammerlandien Zwei. Da haben bisher zig Musikredakteure chaotisch nebeneinander gearbeitet und eine vermeintliche Vielfalt hineingebracht. Redakteure waren bisher mit 5-minütigen Beiträgen zu Gott und die Welt zu hören und von Ackerbau bis Viehzucht und den Tipps für Kleingärtner gab es eigentlich alles, was das Herz begehrt. Nur die MA-Zahlen haben mir bisher die Tränen in die Augen getrieben: Mein privater Konkurrent lag mit einem feucht-fröhlichen durchgestyltem Programm imemr 30% vor Ammerlandien Zwei. AmmerhitOne war einfach nicht zu schlagen...

Der Rundfunkrat macht mir bittere Vorwürfe und von gestandenen Wissenschaftlern (!) muss ich mir anhören, dass ich meinen Rundfunkauftrag eigentlich verletze: Ich erreiche die Bevölkerung nämlich nicht (mehr). Ich sende an ihnen vorbei.
DAS ist der Knackpunkt, nicht das Schielen auf Werbeeinnahmen...: Wie bringe ich das Geschehen lokal, regional und global so unter, dass es gehört wird? (Da wurde dann die 1:30-Regel eingeführt, man machte sich Gedanken über ein brauchbares Musikformat und man machte das Musikformat in sich stimmig und "flüssig").

Irgendwas falsch gemacht? Ich als Programmdirektor konnte ruhiger schlafen, weil die Verweildauer der Hörer und die Anzahl der Hörer an sich beide stiegen... ich habe mit einer Welle dagegen gesetzt. Und wer mehr an Infos hören will: Ich habe immer noch den Kultur/Klassik- und den Infokanal...

Dass es im MOMENT innerhalb dieser einen (oder zwei) dagegengesetzten "Popwellen mit Infoanteil" es mächtig knirscht (überviele claims, ebenso manches dümmliche Gewinnspiel und der übertriebene eng rotierende Musikmatsch): Vollkommen d'accord. Aber noch kann man ja justieren...

Aber es ist eben nicht alles schwarz oder weiss, genau... Man muss jede Situation (und jeden Sender) einzeln für sich sehen und bewerten und besonders die Konkurrenzsituation im jeweiligen Bundesland berücksichtigen.

P.S.:
Totschlagargumente wie "sind ja alle scheisse" und "Dudelfunk" bringen uns nicht weiter. Die schwerfälligen Tanker (=ÖR) haben im Moment eben auf "Radio=Nebenbeimedium" reagiert und kopieren, wo es geht. Es hat ja lange genug gedauert.
Die Radiolandschaft ist aber "im Fluss" und dabei wird es nicht bleiben, besonders, wenn man sich trotzdem von privaten Sendern abgrenzen will. Und da ist die Chance der ÖR eben die Informationskompetenz, die sie nach wie vor haben (nur im lokalen Bereich ist mancher private Sender schneller und/oder ergiebiger)
 
Auch wenn’s vielleicht wirklich

Perlen vor die Säue

wäre, nur, damit dies

Der Rundfunkrat macht mir bittere Vorwürfe und von gestandenen Wissenschaftlern (!) muss ich mir anhören, dass ich meinen Rundfunkauftrag eigentlich verletze: Ich erreiche die Bevölkerung nämlich nicht (mehr). Ich sende an ihnen vorbei.

nicht unwidersprochen stehenbleibt:

Nirgendwo steht geschrieben, daß der Rundfunkauftrag darin bestünde, maximale MA-Zahlen zu produzieren. Dieses Mißverständnis ist die Wurzel allen Übels. Alle Diskussionen, die diese Ursache ignorieren, müssen sich zwangsläufig im Kreise drehen.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Es gibt diese Analysen, von denen ich sprach... Ich tue nichts anderes als an der Bevölkerung vorbei zu senden, wenn ich nur noch eine Minderheit bediene. Punkt. Und immer wieder gern vergessen: Es gibt immer noch den Info- und den Kulturkanal! Und deren Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache.

Als Programmdirektor/Intendant/Programmchef/PD bin ich bei 4-6 zur Verfügung stehenden Wellen geradezu verpflichtet, dagegen zu setzen: Eben um die Informationskompetenz nicht den privaten Sendern zu überlassen.
Wenn ich bei dieser Ausgangssituation vor der Wahl stehe, es sperrig-altbacken- und mit "von allem was" treiben zu lassen ODER mit einem durchhörbar gemachten Programm auch die Hörer zu erreichen, die eben (leider) auf "Berieselung" und "Radio als Begleiter durch den Tag" stehen, gibt es überhaupt keine andere Wahl!!!

Man verwechselt zu oft Ursache und Wirkung... und das ist das "im Kreise drehen", hier in diesem Forum :rolleyes:
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Radiovictoria:

Inwiefern verletzt es den Rundfunkauftrag der öffentlich-rechtlichen, wenn, pimaldaumen 50% der Bevölkerung vorwiegend private Sender hören? Es verletzt doch auch nicht das statliche Gebot der Förderung der Familie, dass 98% der Bevölkerung zur Zeit keinen öffentlichen Kindergarten besuchen (bzw. 90% der Familien keinen Kindergarten in Anspruch nehmen).

Das entscheidende ist aber, dass solche Sozialeinrichtungen der Gesellschaft einen Nutzen bringen, auch selbst man sie als einzelne(r) nur zu bestimmten Zeiten nutzt. Und wenn ein Hörer gerne 5 Stunden am Tag rs2 hören möchte, sich aber morgens und abend für jeweils 20 Minuten Inforadio reinzieht, so entfällt statistisch gesehen knapp 89% seiner Radionutzung auf private Anbieter. Warum sollte das einen öffentlich-rechtlichen Radiomanager schlecht schlafen lassen?

Sehr viel mehr Alpträume bereitet würde mir ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk bereiten, der zwar 80% Einschaltquote hat, aber von 70% der Bevölkerung nicht mehr als öffentlich-rechtlich erkannt wird. Wenn viele Menschen aber nicht mehr erkennen, was eigentlich öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist, weil er sich für sie genauso anhört wie der Werbefunk, so ist das für mich eine sehr viel stärkere Delegetimation für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, als wenn er pro forma eine schlechtere Einschaltquote hat, aber dafür einem größeren Teil der Bevölkerung als Alternative und Mehrwert bewusst ist - unabhängig davon, wie viel sie ihn dann auch nutzen (absolut und relativ zur privaten Mediennutzung.)
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

freiwild:

Wir meinen vielleicht sogar das gleiche, reden aber trotzdem aneinander vorbei...

Inwiefern verletzt es den Rundfunkauftrag der öffentlich-rechtlichen, wenn, pimaldaumen 50% der Bevölkerung vorwiegend private Sender hören?
Der Auftrag lautet: Für alle Bevölkerungsschichten einen Versorgungsauftrag zu erfüllen. Wenn Dir hunderttausende Hörer durch auf Nebenbeimedium und "das Radio-ihr guter Begleiter durch den Tag" abhanden kommen, musst Du reagieren... jetzt verstanden?

Und wenn ein Hörer gerne 5 Stunden am Tag rs2 hören möchte, sich aber morgens und abend für jeweils 20 Minuten Inforadio reinzieht, so entfällt statistisch gesehen knapp 89% seiner Radionutzung auf private Anbieter.
Die Beobachtung ist durchaus richtig. Sage ich ja auch: Die Informationsangebote gibt es nach wie vor. Widerspricht aber nicht der meinigen These, etwas rs2 entgegen zu setzen? Als Einschaltmedium "mal kurz hinüber schalten und hören, was passiert ist" für 20 Minuten am Tag wäre mir der ÖR zu gross dimensioniert... und sie würden wirklich nur so für sich senden...?
Sehr viel mehr Alpträume bereitet würde mir ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk bereiten, der zwar 80% Einschaltquote hat, aber von 70% der Bevölkerung nicht mehr als öffentlich-rechtlich erkannt wird.

Ich glaube da überschätzt Du das Urteilsvermögen der Bevölkerung etwas (leider). Mir bereitet -und jedem Programmdirektor geht es ebenso, ganz sicher!- eher Alpträume (Albträume, neue Schreibweise), dass der ÖR nur noch Minderheiten erreicht und nur noch für diese sendet.
Es darf doch nichts Verwerfliches dabei sein, wenn ein ÖR von vier,fünf,sechs Wellen eine oder zwei mehr auf Nebenbeimedium trimmt und -da liegt der Hase im Pfeffer- dieses nutzt, um Informationskompetenz auch an diese Nebenbeihörer zu bringen....?

Ich glaube, da gibt es keinerlei Alternative dazu! Wir können aber gern darüber diskutieren, mit welchem Format, mit welcher Musikladung, mit welchen claims, mit welchen news (und wievielen, welche Länge, wann) dieses Programm dann als Alternative zur privaten Konkurrenz gefahren wird...
Da sehe ich Handlungsbedarf...
nicht aber an der Tatsache an sich, das man Hörer zurückholen will.... und eigentlich auch müsste.....? Oder?
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Ich hatte hier einen Aufschrei erwartet.... sind die Argumente ausgegangen?

Also, um es nochmal aufzugreifen und deutlicher zu machen:
o Den heutigen "Dudelfunk" mit allen Auswüchsen (insbesondere fake-Gewinnspielen, 60% Boulevard-Themen oder Sprechrobotern) zu kopieren, habe ich nicht gemeint. Auch nicht die drastische Reduzierung des Musikangebots (es geht auch, mit gleichem Ergebnis, mit mehr an Musik, durch schnelleren Austausch). Da sind wir uns hoffentlich einig...
o Wenn man den Rundfunkstaatsvertrag aber ernst nimmt und ihn entsprechend auslegt/interpretiert, bleibt dem ÖR keine andere Wahl: Er muss -mit "qualititiv hochwertigeren Inhalten als die Konkurrenz, diese aber kurz und knapp" diese Hörer zurück holen. Oder in Schönheit sterben, weil er wirklich nur noch für eine Minderheit sendet? Also eine Welle konsequent durchhörbar gestalten!
o Wenn man den Rundfunkstaatsvertrag ernst nimmt, sind eigentlich MEHR Wellen erforderlich. Da UKW das nicht hergibt, bleibt nur der Ausweg auf digitale Wege... Nur kommt das eben nicht voran (im Gegenteil), daher dreht sich manches im Kreise...
o Oder, ganz anderer Gedanke, man dreht wirklich die Zeit zurück: Alles auf zwei Wellen, so wie in den seventies/sixties... Eine für Kultur und Klassik, und die andere mit "von allem was". Dann gibt es Pop aber nur noch abends für 1-1,5 h, vielleicht mittags mal eine "Mittagsdiskotheke (Atze seelig auf hr...:D), und sonst Berichte für den Börsianer, den Jugendfunk, den Kinderfunk, den Kleingärtner, das Wort in den Tag, 20 Minuten neue Chansons aus Frankreich, 15 Min Buchvorstellung, 30 Minuten Musik zwischen Arktis und Feuerland (...:D, gab es wirklich mal...!). Oh ja... ich freue mich schon auf dieses Programm.... und die vielen frei werdenden Frequenzen, um dann privat etwas dagegen zu setzen!
(Den Fehler hatte auch die BBC einst gemacht (bis Sommer 1967), und wir wissen alle, wohin das führte... :D.)
 
AW: Auch wenn’s vielleicht wirklich

Nirgendwo steht geschrieben, daß der Rundfunkauftrag darin bestünde, maximale MA-Zahlen zu produzieren. Dieses Mißverständnis ist die Wurzel allen Übels. Alle Diskussionen, die diese Ursache ignorieren, müssen sich zwangsläufig im Kreise drehen.

Genau so ist es. In den Rundfunkstaatsverträgen steht ziemlich genau definiert, was die öR zu leisten haben, von Quote ist dort nirgends die Rede. Im Gegenteil, und das erwähne ich ja nicht zum erstenmal: Wenn man auf die Masse schielt, welche ja angeblich kein Qualitätsradio möchte, sondern privaten Dudelfunk, dann bitte, sollen sie privaten Dudelfunk bekommen, der Markt gibt das her. Den öR brauchen wir ja gerade nicht, um die Masse zu erreichen (als primäres Ziel), sondern abseits der Marktlogik ein gutes Programm bereitzustellen. Genau das ist Sinn und Zweck der Gebührenfinanzierung. Mal ganz davon ab, dass mal jemand den Beweis erbringen sollte, Qualitätsfunk wolle keiner hören, die Empirie sagt da was anderes. Aber man wiederholt sich, nicht wahr Maxx?
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Der Auftrag lautet: Für alle Bevölkerungsschichten einen Versorgungsauftrag zu erfüllen. Wenn Dir hunderttausende Hörer durch auf Nebenbeimedium und "das Radio-ihr guter Begleiter durch den Tag" abhanden kommen, musst Du reagieren... jetzt verstanden?

Nein. Es geht um Grundversorgung. Man kann und darf das, was das Privatradio bietet, überhaupt nicht mit dem vergleichen, was der öR bieten soll. Genauso könnte man argumentieren, wenn 70% der Leute lieber Eis essen gehen als Radio zu hören, dann muss der öR eben mit nem Eiswagen rumfahren.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Es gibt aber auch Leute, die es nicht begreifen wollen oder können.... :rolleyes:
Es geht um Grundversorgung
OK, dann reduziere alles auf zwei Wellen wie einst und biete einen Kuddelmuddel an Viertelstündchen diesem und zwanzig Minuten jenem an... basta. Reicht. Der ÖR wird noch weniger Hörer haben als jemals zuvor...

Wenn wir darüber diskutieren, dass die Ausführung des Versuchs, die Nebenbeimediumhörer zu erreichen schwer im Argen liegt, bin ich der gleichen Meinung. Es geht aber bzw. würde gehen, gerade beim ÖR....

Nein, es ist -durchaus aus dem Rundfunkstaatsvertrag abzuleiten!- und als gesellschaftspolitische Aufgabe zu sehen (und daher notwendig!!!!), dass der ÖR nicht jene Hörer abschreibt, die mehrheitlich lieber einen auf Durchhörbarkeit und Nebenbeimedium getrimmten Sender hören. Das darf nicht passieren.

Es geht also überhaupt nicht um "Quote" - endlich endlich endlich endlich kapiert ?????!!!

Der Auftrag müsste sein, diese Hörer mit einem inhaltlich besser gestaltetem Programm (also minus Sprechroboter, minus übermässige claims, schnellerer Austausch der Musikladungen: keine zu nervende Minirotation, und vielen vielen Infohäppchen (anders geht es bei dieser Klientel leider nicht) ) diese Hörer auch zu bedienen und zurück zu holen - Werbung und MA mal ganz aussen vor: Das ergibt sich dann daraus sozusagen.
Ich weiss nicht, wie ich es Dir (und anderen) sonst noch begreiflich machen soll... irgendwie liest Du es nicht richtig oder willst es nicht lesen. :rolleyes:
In der intelligenten und inhaltlichen Justierung dieser Nebenbeiwelle eines ÖR sehe ich den Handlungsbedarf, nicht an der Tatsache an sich, auch diese Klientel zu bedienen. Nach Deiner Lesart soll der ÖR diese Hörer dann abschreiben? Zu doof, doof geblieben und steht nicht im Rundfunkstaatsvertrag drin, ja?
Seltsame Auslegung....
 
Das trifft es nicht ganz...

Ich hatte hier einen Aufschrei erwartet.... sind die Argumente ausgegangen?

Nicht ausgegangen, aber ich habe sie (durchaus mehrfach) vorgebracht, und damit hat es sich für mich erst mal wieder. Zumindest solange, wie mir kein Widerspruch entgegengebracht wird.

Und wir widersprechen uns überhaupt nicht darin, daß
a) öffentlich-rechtlicher Rundfunk auch den „Mainstream“ bedienen muß und
b) vieles an der heutigen Umsetzung dieses Ziels sehr kritikwürdig ist.

Um es mal an einem meiner Lieblingsbeispiele festzumachen: Die Spezialsendungen bei hr1 und hr3 (Schwarzweiß, Rebell, Ball) wurden vor allem mit der Begründung gekippt, daß die Quoten zu niedrig seien. Und jetzt hören vermutlich wirklich mehr Leute am Sonntagabend das hr3-Madhouse-Finale als früher Rebell und Ball. Kann man daraus ableiten, daß hr3 richtig gehandelt hat? Ich sage nein und denke, daß Du es genauso siehst. Also worüber sollten wir uns dann noch streiten?
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Ja, wir sind weitgehendst d'accord. madhouse ist auch nichts anderes als eine Spezialsendung, die von Tag zu Tag und in sich dann auch noch stündlich den Schwerpunkt wechselt. Das durchgängige ist der durchgängige Namen für alles, was am Spätabend läuft...
Und wenn der werte threadopener so ruhig ist, kann ja gar nichts mehr schief gehen.
rakete empfehle ich einen Besuch des Hamburger Nachtmarktes und sich dort mal richtig von Olivia Jones durchknuddeln lassen: Vielleicht kommt dann etwas Freude in sein Leben zurück? (:frozzzzzel:)
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Radiovictoria, da widersprechen wir uns doch garnicht unbedingt. Ich sehe den öR in etwa folgendermaßen: Ein Jugendsender, ein Radio für Leute 25-50, und eine Welle für ältere, wie gesagt, der rbb fährt etwa nach diesem Schema, und hat damit Erfolg. Dazu ein bundesweiter Klassiksender, und bei den Infowellen müsste man auch mal diskutieren, ggf wäre da etwas bundesweites mit starken Regionalfenstern ganz gut.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Ich sehe den öR in etwa folgendermaßen: Ein Jugendsender, ein Radio für Leute 25-50, und eine Welle für ältere, wie gesagt, der rbb fährt etwa nach diesem Schema, und hat damit Erfolg.
Und ich halte es immer noch für falsch, alles am Alter der Hörer festzumachen. Ich finde es viel schöner, nach Interessensgebieten vorzugehen. Natürlich sollte es eine Welle für die jüngsten Hörer geben, weil man denen bestimmte Themen anders erklären muss als den Älteren, aber ansonsten hängt es doch nicht vom Alter ab, welche Musikfarbe jemand haben möchte, sondern es sollte in erster Linie darauf ankommen, welche Art von Informationen man haben möchte. Und da sind die Öffis in erster Linie gefragt, weil der Informationsanteil im Programm am teuersten ist und sowas am besten mit Gebühren zu machen ist. Aus meiner Sicht muss sich ein politischer Bildungsauftrag durch alle Wellen und alle Programmbereiche ziehen. Dabei soll man natürlich keine Meinung vorgeben, sondern die Leute so gut informieren, dass sie sich danach eine eigene Meinung bilden können. Das geht sogar schon bei einer Jugendwelle. Während es bei einem Kulturradio vielleicht mal um die Zusammenlegung von Orchestern und Opernhäusern geht, könnte bei einer Jugendwelle zum Beispiel der Streit um die Bebauung des Spreeufers (Szenelokalitäten gegen Gewerbe und Wohnen) ein Thema sein. Und wenn die Leute sich erst mal beginnen, dafür zu interessieren, weil sie merken, dass sie von vielen politischen Entscheidungen unmittelbar betroffen sind, dann werden sie sich auch künftig dafür interessieren, wenn sie älter werden. Dann haben sie irgendwann selbst Kinder und merken, dass sie in noch viel stärkerem Umfang von politischen Entscheidungen betroffen sind und haben es dann leichter, weil sie bereits ungefähr wissen, wie sowas funktioniert und wie man sich vielleicht auch selbst einbringen kann.

Matthias
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Matthias beschreibt sehr schön, was man z.B. an Radio Eins sehen kann: das hören die 17-jährigen, die nicht zu den kreischenden Partykiddies gehören wollen, genau so wie die 60-jährigen, die sich weder für schunkelnde Schlagermusik noch für Heimtier-Tips interessieren. Letztlich treffen sich bei Radio Eins viele Menschen unterschiedlichsten Alters, die der grundlegende Geschmack eint, dem Radio Eins entspricht.

Und das ist anderswo ähnlich. Die Musikfarbe ist dabei nur ein Kriterium, der redaktionelle (Wort-)Inhalt ein weiteres. Es kommt dann auch ganz wesentlich auf das Image an, das ein Programm durch die Art seines Auftretens entstehen läßt. Ich z.B. teile partiell den Musikgeschmack von Jump und dem neuen Radio Top40 - kann mir beide Programme wegen der prolligen, dumpfen Geisteshaltung aber keine 5 Minuten geben. Ich will nicht "zu denen" gehören, denn ich bin "nicht so". Das ist eine reine Bauchsache, dazu braucht man keinen Kopf. Ich will mit denen, die diese Programme hören, auch privat nichts zu tun haben - sie können mit mir und meiner Lebensweise nichts anfangen, ich mit ihrer nicht. Das war z.B. mit dem alten Radio Top40 anders: da entsprach die Musik nun anfangs gar nicht meinen Präferenzen und es gab auch kein redaktionelles Wort (2 "eigentlich-Ausschluß-Kriterien"), aber ich fühlte mich aufgrund der Tatsache, daß die Hörer ernstgenommen wurden, dort recht wohl - genau wie die anderen Hörer, die übrigens auch eine Altersspannweite von vielleicht 15 bis weit über 50 hatten.

Nee, mit Altersklassen ist da wirklich nicht viel zu machen. Es geht um Lebensrealitäten. Und die sind - anderes Beispiel - bei hr1, hr3 und YouFM z.B. offenbar beinahe gleich und nur in jeweils marginal anderer Musikfarbe verpackt. Ich kenne niemanden mehr im Rhein-Main-Gebiet, der Programme des hr hören würde. Ich kenne halt die gesellschaftlichen Schichten, die der hr nicht mehr erreichen will. Egal, ob die Leute nun 30 oder 60 sind.
 
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Richtig. Aber irgendeine Orientierung brauchen die Sender doch. Das schöne ist ja, dass Fritz auch 30jährige anspricht, und RadioEins durchaus alle Altersgruppen erreicht, dafür aber auch Jüngere bei 88.8 hängenbleiben.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

radiowaves schrieb:
Ich kenne niemanden mehr im Rhein-Main-Gebiet, der Programme des hr hören würde. Ich kenne eben die gesellschaftlichen Schichten, die der hr nicht mehr erreichen will. Egal, ob die Leute nun 30 oder 60 sind.
Nun, wenn hr, dann höre ich recht häufig hr1 oder hrINfo... so schlimm ist es mitnichten. Vielleicht bin ich als einziger übrig geblieben? Meine teilweise heftige Kritik am hr reduziert sich eigentlich auf hr3 und deren Umsetzung der letzten Reform, die nur die Musikgestaltung betraf (inkl. der abgeschafften Spezialsendungen von KW und VR).
Ich habe an hr2 oder an hrINfo nichts auszusetzen und damit erreicht der hr an Kultur, Klassik und news, Kommentaren und Berichten interessierte Hörer: Nach wie vor...

bei hr1, hr3 und YouFM z.B. offenbar beinahe gleich (betreffend Musik?)
Einige currents sind davon betroffen... warum Ayo Technology auch auf hr1 läuft, erschliesst sich mir nicht ganz. Sonst sind die Unterschiede aber schon erheblich...
hr1 ist wesentlich reichhaltiger (wenn auch nicht optimal) und fast auf "music of your life" getrimmt: Baut also auch aktuelle Titel ein.
hr3 läuft tagsüber zu einem mehrheitlichen Prozentsatz gnadenlos mit researched tracks up and down
youfm ist lockere Ansprache und von hip hop bis techno inkl Spezialsendungen abends "alles drin", was UC hergibt, inkl. einer flotteren Sprache...

Ich sehe, um auf die angeblich vernachlässigten gesellschaftlichen Kreise zurück zu kommen, keinen Sinn darin, auf allen Wellen einen 4-Minuten-Beitrag über das Befinden der schwarz-gelben Koalition zu bringen....?
 
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Ich sehe, um auf die angeblich vernachlässigten gesellschaftlichen Kreise zurück zu kommen, keinen Sinn darin, auf allen Wellen einen 4-Minuten-Beitrag über das Befinden der schwarz-gelben Koalition zu bringen....?

Und ich sehe überhaupt keinen Sinn darin, über derartigen Mumpitz zu berichten. Wer sich für Kaffeesatz-Leserei interessiert, sollte halt ein politisches Magazin lesen. Allzuviele im Leben stehende Menschen spricht so ein Blödsinn nicht an.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Es war ja nur ein Beispiel.... hätte auch eine Studie über den Zustand von BP, das auslaufende Öl, die Umweltverschmutzung und das mögliche Abnippeln der Ölfirma sein können oder oder oder. Über dies und den Zustand der schwarz-gelben Koalitition wurde aber gesprochen: Morgens um 9 Uhr, immer im Zwiegespräch mit einem versierten Journalisten. Auf phoenix. Ist zwar nicht Radio, finde ich aber interessant.
 
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Ist doch wieder mal völlig klar, wens trifft. Die, die keine Lobby haben und nicht in Prozentpunkten abrechenbar sind. Ist aber nix neues, Lutz Schramm hat so 1993 schon das Ende des Parocktikums "argumentiert".

Wie gesagt: wenns Tiere wären, käme der Tierschutz und die Artenschutzkommission. Es sind aber eben bloß Menschen...
 
Die Platte hat doch echt langsam 'nen Sprung.

Gibt es eigentlich Brauser-Steckreins, um im Indernett an beliebiger Stelle immer denselben Text reinzustellen? Wäre sicher eine Arbeitserleichterung!

Im graublauen Forum (:rolleyes:) heißt es, Radio Multikulti habe in Brandenburg 1.000 Hörer gestern gehabt. Für Funkhaus Europa seien nunmehr überhaupt keine Hörer mehr nachweisbar.

Wer Zeit hat, mag einmal nachschauen, ob das so stimmt. Plausibel wäre es auf jeden Fall. Ich wüßte beim besten Willen nicht, wer sich in Kotbus und Chipfabrikhausen z.B. türkische Sendungen mit ausgeprägtem Kölnbezug anhören soll. Es mag durchaus einen noch nachweisbaren WHK geben, der bestimmte Musiksendungen gezielt einschaltet. Aber deshalb der MB weiter dafür Geld in den Schlund werfen, ein über weite Strecken auf brutale Weise für das Sendegebiet irrelevantes Programm abzustrahlen, wenn Bodensicht in der Kaffeekasse herrscht?

Brutal ist hier aber auch der Pragmatismus. Hat es das überhaupt schon einmal gegeben, hat sich schon einmal eine ARD-Anstalt ersatzlos von UKW-Frequenzen getrennt? Also keine Deals gedreht, sondern wirklich Frequenzen ohne Gegenleistung zurückgegeben, in Kauf nehmend, daß sie unweigerlich an im jeweiligen Sendegebiet neue Wettbewerber gehen werden? Mir scheint das eine Premiere zu sein.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Also mir würde da die ehemaligen SFB-Frequenzen 98,2 und 106,8 einfallen welche ja heute in privater Hand sind!
 
Die 98,2 ist dem SFB nach der Einstellung von Radio 4U regelrecht weggenommen worden. Kann mich gerade nicht entsinnen, ob der Vorgang sogar vor Gericht gelandet war, aber freiwillig hat man sie jedenfalls nicht hergegeben.

Bei 106,8 weiß ich nicht, wie freiwillig die (diesmal im Ergebnis der Einstellung von Radio 3) geräumt wurde. Widerstand wurde in diesem Fall aber wohl nicht mehr geleistet.

Diesmal geht es aber darum, Frequenzen eines unverändert existierenden Programms (auch wenn das jetzt nur noch eine Übernahme ist) ersatzlos abzuschalten und zurückzugeben. Und da wüßte ich halt keinen früheren Fall.
 
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RBB und MDR wollen gemeinsam Geld sparen
VON ROLF WESTERMANN UND ESTEBAN ENGEL, 30.08.10, 09:47h, aktualisiert 30.08.10, 10:12h

Die beiden Rundfunkanstalten RBB und MDR wollen stärker zusammenarbeiten und damit Geld sparen.


BERLIN/LEIPZIG/DPA. Sie tauschen Fernsehsendungen aus, denken über ein gemeinsames Nachtprogramm der Info-Wellen nach und wollen sich auch bei Technik-Investitionen abstimmen: Die beiden
Rundfunkanstalten MDR und RBB arbeiten künftig enger zusammen und geben damit auch ein Beispiel für die ARD. Arbeitsgruppen unter Leitung von MDR-Intendant Udo Reiter und RBB-Chefin Dagmar Reim haben 22 Vorschläge für eine engere Kooperation erarbeitet. «Das ist eher eine stille Revolution», meint Reiter und Reim betont: «Es wird unser finanzielles Schicksal nicht wenden. Aber je mehr Gemeinsamkeiten wir identifizieren, desto mehr Spielraum haben wir für das Programm.»

Die beiden Anstalten haben für die kommenden Jahre drastische Sparpakete angekündigt. Mit der Kooperation soll Geld gespart werden, die Größenordnung lässt sich allerdings noch nicht beziffern. «Beide Seiten müssen etwas davon haben. Wo die Identität der beiden Sender tangiert wird, ist aber Schluss», unterstreicht Reim. «Eine intensive Zusammenarbeit hinter den Kulissen erlaubt uns, auch in Zukunft das zu machen, was wir am besten können, nämlich Sendungen für Radio und Fernsehen sowie attraktive Onlineangebote.»

Konkret ist von September an das monatliche MDR-Kinomagazin «Kino Royal» mit Else Buschheuer auch im RBB zu sehen. Im Gegenzug strahlt der MDR die 14-tägige deutsch-polnische RBB-Sendung «Kowalski trifft Schmidt» aus. Kooperationen soll es bei den Sendungen für die sorbische Minderheit in der Ober- und Niederlausitz geben. In Berlin ist eine engere Zusammenarbeit der Hauptstadt-Korrespondenten geplant, auch bei der Sportberichterstattung aus dem Osten setzen die Sender auf mehr Gemeinsamkeiten. Mit dem abgestimmten Erwerb von technischen Systemen sollen günstigere Einkaufspreise erzielt werden. «Zusammen haben wir eine stärkere Marktmacht, und im Grunde brauchen die Sender ja das Gleiche», erklärt Reim.

Beim nächsten Treffen der Geschäftsleitungen im Januar 2011 in Leipzig geht es unter anderem um ein gemeinsames Nachtprogramm der Info-Wellen. «Auch die anderen ARD-Sender sind eingeladen, sich daran zu beteiligen», betont Reim. Nach den Vorstellungen der Senderchefs könnte die Nachtschiene abwechselnd in den beteiligten Häusern produziert werden, darunter in Leipzig und Berlin. Reiter hat schon Interesse registriert. «Es liegt nahe, dass in der Nacht nicht jeder sein eigenes Programm mit einer vollen Schicht braucht.»

Die Zusammenarbeit hat jedoch auch ihre Grenzen. «Hätten wir lediglich ein bundesweites Kulturradio, kämen Berlin und Brandenburg höchstens mit zwei Beiträgen pro Tag zum Zug. Aber so können wir mit dem kulturellen Reichtum unserer Region ein komplettes Programm gestalten», erläutert Reim. Reiter meint dazu: «Mozart ist nicht gleich Mozart. Für die Hörer kommt es auch darauf an, ob das MDR- Sinfonieorchester spielt oder die Berliner Philharmoniker. Die regionale Identität wollen wir nicht aufgeben.» Eine Fusion zu einem gemeinsamen Sender «MDRBB» schließen beide kategorisch aus. «Man kann Sachsen nicht von Berlin aus führen und umgekehrt», betont Reiter.
 
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