AW: Dschungelcamp im Radio: Was macht Ihr?
Du meintest unterbieten?
Ja, meinte ich.
("Oh mein Gott, er hat mich!")
Ich frag mich nur wann der Zeitpunkt erreicht ist dass es nicht mehr tiefer geht... Dann müsste es ja eigentlich wieder aufwärts gehen. Oder auf konstant niedrigem Niveau stagnieren...
Ich glaube ja an das Gute. Ich ziehe jetzt mal einen etwas gewagten historischen Vergleich, der hinkt wie alle Vergleiche, aber nur ein bisschen.
Mitte bis Ende der 60er Jahre lag die deutsche Filmindustrie komplett am Boden. Der Siegeszug des Fernsehens war nicht mehr aufzuhalten. Schon die 50er waren schlimm gewesen mit Heimat- und Operettenkitsch, aber den guckten die Leute wenigstens noch. Zehn Jahre später ging kein Mensch mehr abends aus, um einen Film zu sehen, man saß zuhause und guckte die "Unverbesserlichen". Kinos gingen dutzendweise pleite und wurden zu Supermärkten.
Die Filmbranche versuchte gegenzuhalten, mit "Streifen", die an Niveau kaum noch zu unterbieten waren. Klamauk- und Softporno-Machwerke, wie es schlimmer nicht ging, mit Titeln wie "Unterm Dirndl wird gejodelt", "Hurra die Schule brennt" und ähnlichem. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, dass derlei Müll flächendeckend in deutsche Kinos kam. Selbst gute bis sehr gute Schauspieler gaben sich für diesen ausgemachten Schwachsinn her, weil sie ihre Miete zahlen mussten.
Und, was war? Schon Mitte der 70er schlug das Pendel in die Gegenrichtung aus. Junge Regisseure wie Herzog und Fassbinder kamen und sagten: Kino kann mehr! Diesen Sch... machen wir nicht mit! Der Rest ist bekannt.
Vielleicht erleben wir in zehn Jahren ein Wunder? Junge, engagierte Fernseh- (und natürlich auch Radio)macher revolutionieren das Genre. Neue, witzige, intelligente Formate schießen aus dem Boden. Shakespeare nicht zu kennen ist kein Quotengarant mehr, sondern ein gesellschaftliches Stigma. Mario Barth präsentiert ein 24-teiliges Feature über Marcel Proust, und es ist richtig gut...
Okay, man wird ja wohl noch mal träumen dürfen!