AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße
@radiowaves
Thema Soldatensender: Der muß sich in der Regattastraße 267 befunden habe. Das Nachbargrundstück 277 war damals die Rundfunkschule. Anhand von Fotos wurde das Gebäude identifiziert. Fotos dazu gibt es
hier. Ausserdem habe ich noch auf
dieser Seite Bilder vom Funkhaus Berlin gefunden.
Ja, in der Regattastraße 267 befand sich seit Mitte 1960 der "Deutsche Soldatensender 935". Er wurde damals auf Beschluss des ZK der SED und des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR eingerichtet, um die Bundeswwehrsoldaten ideologisch zu beeinflussen. Der Mittelwellensender dazu stand in Burg (bei Magdeburg); er wurde mit Umschaltung auf MW 904 mit dem "Deutschen Freiheitssender " genutzt. Im Kellergeschoss des Hauses 267 befand sich das Studio; die Redaktionsräume waren im Hause selbst. Am 30. Juni 1972 wurde der "Sender" aufgelöst. Zum Thema gibt es Feature, das das DeutschlandradioBerlin (jetzt Deutschlandradio Kultur) vor einigen Jahren sendete unter dem Titel "Der Laubfrosch hat die Farbe gewechselt".
"BIB" scheint eine Art Bildungsträger zu sein. Evtl. so eine Firma, die Fortbildungen und Umschulungen durchführt. Bin mir da aber nicht 100%sicher. "Social Cop" ist ein Begleit- und Hilfsdienst für ältere und behinderte Menschen. Offensichtlich teilen sich die beiden Firmen das Haus. Immerhin tut sich etwas in der Regattastraße. Für das Funkhaus Weimar sehe ich schwarz. Noch ein paar Winter und der Laden fällt zusammen.
Im Funkhaus Grünau habe ich mal meine Ausbildung bekommen, damals als "Rundfunkschule" bekannt. Das Haus sieht wirklich traurig aus. Auf dem Gelände ist seit einiger Zeit eine Steinbaracke errichtet, Dort werden zukünftige Gärtner und Landschaftsgestalter´ausgebildet. Betreiber ist "BWM Bildungswerk Neukölln". Lehrausbilder und Lehrlinge sind angewiesen, das ehemalige Funkhaus nicht zu betreten. Es bestünde Einsturzgefahr!
Ich besitze den Mitschnitt des Feature "Der Laubfrosch hat die Farbe gewechselt". Zwar nicht in sehr guter Tonqualität, aber man kann sich die 45 >Minuten anhören.
Auch ich habe im Funkhaus Grünau meine Ausbildung erhalten; in der damaligen Rundfunkschule.
Über das Haus habe ich für das "Jahr- und Lesebuch 2007 Treptow-Köpenick" einen Beitrag geschrieben, das jetzt erschienen ist. Darin sind alle wesentlichen Details über das Haus Regattastraße 277 genannt:
Als "Funkhaus Grünau" wäre 60 Jahre alt:
1928 erteilt das Köpenicker Bauamt die Genehmigung auf dem Grundstück Neue Regattastraße 13 - 15 ein Sportgebäude zu bauen. Geldgeber ist die Darmstädter und Nationalbank AK, Berlin W 8,(DANAT), Behrenstraße 68-70.
1929 beginnt der Bau. Als Bauherr wird genannt Michélhaus GmbH, Berlin-Grünau. Die Fertigstellung ist nicht bekannt. Bis 1934 werden weitere Bauvorhaben beantragt: Bootshafen, Steg, Motorhalle, biologische Kläranlaghe, Uferbefestigung, Leuchtschrift an der Vorderfront, Vorgärten.Nicht alle Anträge werden genehmigt.
1934: Die Michelhaus GmbH übergibt das Gebäude an die Grundbesitz-Verwaltungs-AG, Berlin W 8, Schinkelplatz 1/2. Die Dresdener Bank übernimmt am 1. 10. 1934 das Gebäude nach der Kündigung des Mitvertrages mit der ALLIANZ (?) als "Sport- und Erholunsheim für soziale Zwecke".
(Aus den Bauunterlagen gehen keine weiteren Fakten dazu hervor).
Etwa 1940 verfügt nunmehr der Wehrmachtsfiskus über das Haus als "Reserve-Lazarett".
1945: Durch Bombenangriffe in der Umgebung wird auch das Haus Regattastraße 273-277 ( wie die Straße seit einiger Zeit heißt und anders nummeriert ist) beschädigt.
1946: Die Zentralveraltung für Post- und Fernmeldewesen der Sowjetischen Besatzungszone ordnet am 2. Mai 1946 an, dass lt. Befehl der SMAD in den zwei Bootshäusern der Dresdener Bank (Regattastraße 273-277) und der Allianz (Regattastr. 267) eine Drahtfunk-Studioanlage zu errichten sei. Die Häuser seien instandzusetzen und auszubauen.
1951: Das Amtsgericht Köpenick verfügt die Eintragung is Grundbuch: Regattastaße 277 Eigentum des Volkes. Rechtsträger des Funkhauses Grünau ist die Generalintendanz der Rundfunksender der DDR.
Zum Ausbau 1946 ist zu bemerken, dass er fast 2 Millionen RM kostete. Über Sinn und Zweck des Ausbauen ist hier auf den verschiedenen Seiten des "radioforum.de" schon geschrieben worden. Als 1947 der Ausbau vollendet war, übergab die SMAD das Gebäude als "Ersatzfunkhaus" der Intendanz des Berliner Rundfunks, der damals aus der Masurenallee sendete.
Näheres dazu im "Jahr- und Lesebuch 2007 Treptow-Köpenick", das von der Kunstfabrik Köpenick herausgegeben worden ist.
Ich hoffe, die Antwort ist ausführlich genug.