Die lautheitsbasierte LUFS Messmethode soll also künftig zur Aussteuerung des Sendewegs genutzt werden, während die TP Messung ausschließlich der technischen Überwachung des Signales dient!
Hallo @marillenfreund,
die TP-Messung ist also
nicht zur Aussteuerung notwendig. Besteht dann bei der Anwendung nicht die Gefahr, dass die TP-Messung bei der Loudbness-Aussteuerung zu ähnlichen Missverständnissen führt wie bei der DIN-Messung?
Anders gefragt: Sollte die TP-Anzeige für den Aussteuernden ausgeblendet werden?
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neuer Anlauf:
... damit sind wir wieder beim Kern der Diskussion um Aussteurung und die -9 dBfs, die wir schon führten, weil mindestens ein User offenbar nicht verstand, dass sich eine EBU-Empfehlung, selbst wenn sie in irgendeinem Pflichtenheft zum quasi anstaltsinternen Gesetz wird, nicht einfach so auf alle Anwendungen übertragen, weil physikalische Belange außer Acht lässt.
Diese physikalischen Unterschiede habe ich nie bestritten, @dea. Und ich habe immer die RADIOÜBERTRAGUNG in den Vordergrund gestellt.
Jedes Medium, vom Magnetband über AM, FM bis selbstverständlich auch Digital Audio hat seine ganz eignen physikalischen "Macken", die jeden Benutzer zwingen(?), so auszusteuern, dass im Rahmen der Möglichkeiten des Mediums die Signale mit einem Maximum an Qualität verarbeitet werden können. Im Allgemeinen heißt das, primär den Signal-Rauschabstand zu maximieren, freilich ohne Verzerrungen durch Übersteuerung herbeizuführen.
Dazu war der Dynamikkompressor im Hörrundfunk grundsäzlich das probate Mittel. Heute wird er, von wenigen Ausnahmen abgesehen, praktisch nur noch mißbräuchlich angewendet. Das gilt es auszuhebeln.
Ist klar.
Dennoch, für Magnetband und FM wurde das DIN-PPM jahrzehntelang erfolgreich eingesetzt und hat sich anfangs in der Digitalradiotechnik auch bestens bewährt. Und es wurde immer in dB(r) ausgesteuert, relativ zu einem Referenzwert (Zielwert: 0 dB= 100%). Ob der Referenzwert nun in dBu oder dBFS angegeben wird, ist doch sekundär und sollte auch nur einen Messtechniker interessieren.
wiki schrieb:
In der Rundfunk- und Fernsehtechnik werden digitale Aussteuerungsmesser verwendet, die die ballistischen Eigenschaften des genormten
analogen Aussteuerungsmessers PPM genau nachbilden (Anm.: DIN-IEC 268-10). Somit konnte die Arbeitsweise aus der analogen in die digitale Welt übernommen werden. Die Aussteuerungsreserve von 9 dB konnte beibehalten werden, da die Scheitelwerte von Signalen selten mehr als 3 bis 6 dB über dem Anzeigewert des genormten Aussteuerungsmessers liegen. Diese Arbeitsweise stellt sicher, dass weder bei analoger noch bei digitaler Audioübertragung Verzerrungen entstehen ! [
Quelle]
Wie Du vollkommen richtig schreibst, wurden für die FM-Übertragung zur besseren
Nutzung des Störabstandes entsprechende Maßnahmen getroffen. Gelegentlich auftretende hohe Audiosignalspitzen wurden begrenzt um den maximal zulässigen FM-Hub nicht zu überschreiten. Das geschah noch mit speziellen Amplituden-Limitern fast unhörbar, da sie wenig zu tun hatten bei der damaligen moderaten Aussteuerung durch ausgebildete Tontechniker (TT). Der musste deshalb auch von den aktuellen Hintergrundprozessen gar nichts mitbekommen, sondern nur sein DIN-PPM beobachten und reagieren. Der Betrieb hat funktioniert und der Hörer konnte den differenzierten Klang genießen.
Dann sind nach meiner Erinnerung zwei Sündenfälle fast gleichzeitig eingetreten:
1) die gut ausgebildeten Tontechniker wurden wegrationalisiert und durch Automaten ersetzt,
2) mit welchen zuerst die Kommerzradios den Loudness-War begannen.
Die kontraproduktiven Dynamikkompressoren, welche auch Du zurecht verurteilst, würden heute jede noch so angepasste gute Tontechniker-DIN-Aussteuerung zunichte machen. Das Gleiche gilt für die Loudness-Aussteuerung.
Der Unterschied zwischen Analog- und Digitaltechnik besteht doch prinzipiell nur darin, dass es möglich wurde höhere Dynamik zu speichern und (digital) zu übertragen. In den Spitzen muss sich doch kaum etwas ändern.
Für FM im mittlerweile dichten UKW-Band wäre zusätzlich zum v.g. Limiter eigentlich nur eine angepasste AGC (anstelle des TT) erforderlich um die leisen Passagen etwas anzuheben. Beides lässt sich natürlich zu einem intelligenten Audioprozessor bzw. Kompressor ohne merkliche Klangbeeinflussung vereinen. Die Multibandprozessoren sind dagegen auf Vermatschen (sog. "Soundprocessing") getrimmt.
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Wenn ich das jetzt richtig sehe, @dea, besteht unser
Streitpunkt darin, dass Du den möglichen Störabstand eines (digitalen) Speichers optimal nutzen möchtest, indem Du die höchste Amplitude
jeder Tonaufnahme misst und auf (knapp) Klipp-Pegel legst. Damit habe ich erst mal kein Problem.
Es liegt aber in der Natur der Sache, dass unterschiedliche Tonaufnahmen bei gleich hohen Maximal-Amplituden (Spitzen) unterschiedlich laut klingen (
siehe @ebs). Mit Kompressoren lassen sich die Unterschiede drastisch vergrössern. Nun zur Theorie:
Wenn ich beide Tonsignale mit gleicher Lautstärke hintereinander im Digitalradio übertragen möchte, ist es nicht zu vermeiden, dass das platt komprimierte den obersten Pegelbereich nicht nutzt (wieviel dB hängt von der Höhe der kurzen Spitzen des unkomprimierten Tonsignals ab, z.B. +9 dB oder weniger).
Ist diese Aussage falsch?
Zur Praxis:
Wenn ich nur platt komprimierte CDs in einem Programm übertragen möchte, brauche ich keinen 'Headroom', alle klingen jeweils auf Klipp-Pegel normiert, gleich laut.
Das Resultat ist die heutige Radioqualität, die auch Du kritisierst. Sollten wir dann nicht zu einer gemeinsamen Radio-Lösung kommen, die alte und neue Produktionen berücksichtigt? Momentan zwar nicht in Sicht, aber vielleicht geschieht ja ein Wunder und es werden künftig wieder hochdynamische CDs gepresst. Die sollten dann auch - mit konkurrenzfähiger Lautstärke - Platz im Kanal haben.
Was die Notwendigkeit der Aussteuerung eines digitalen Mediums > -6 dBfs betrifft, haben wir auch lange genug debattiert.
Richtig. Die Problematik liegt in der Verwendung von unterschiedlichen Aussteuerungsmessern.
Mit meinem DIN-PPM darf ich (sichtbar) nach EBU nicht mehr als -9 dBFS =100%DIN aussteuern, wenn ich Clippings strikt vermeiden will. Du darfst mit Deinem TruePeak-Meter bis 0 dBFS aussteuern.
aber
Wenn man für unterschiedliche Genres gleiche Lautstärken erzielen will, ist die Aussteuerung nach TruePeak (TP, 0 dBFS) die ungeeignetste Methode.
Die (sichtbare) Aussteuerung nach Loudness-Meter erlaubt lediglich -23 dBFS für 100% =Vollaussteuerung wobei TP-Amplitudenspitzen bis zu -1 dBFS beinhaltet sein können/dürfen.
Für Endprodukte, die nicht für Broadcast bestimmt sind, sehe ich nach wie vor nicht einen Grund, gezielt untersteuertes Material abzugeben, was bei -9 dBfs de facto so wäre.
Das steht Dir doch frei, @dea. - Sofern Du die -9 dBFS=100%DIN auch mit einem DIN-PPM gemessen hast, kann Dein Tonsignal, je nach Genre, immerhin noch Spitzen bis 0 dBFS beinhalten.
Physikalisch gibt es dennoch keinen Grund, künftig nur noch mit 15 oder gar 14 Bit zu arbeiten.
Stimmt. Da kommt Dir der filebasierte Loudness-Normalizer entgegen.
Für den ist es "null problemo" Konserven auf den richtigen Sendepegel zu schieben. Live sieht es leider anders aus.
Das wäre dem Grunde nach genauso irsinnig, wie den Hub auf UKW auf 15 kHz zu reduzieren, nur damit das künftig zu irgendwelchen Pegelvorstellungen hinsichtlich einheitlicher Lautheit passt.
Tendenziell ja, absolut nicht.
Mit einem solchen Ansatz und einem weiteren, xten VU-Meter (auch wenn es LU heißt) passiert nur neuer Mist auf unzähligen Ebenen.
Das könnte passieren.
Freundliche Grüße, TB.
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