AW: Mehr Oldies im Radio?
Machen wir mal hier weiter:
Vor zwanzig Jahren wurde von der Musikindustrie weniger Musik produziert als heute. Die Veröffentlichungen von damals wurden durch wenige Medien gebündelt und gefiltert. Das Publikum hatte sozusagen nur Kenntnis von relativ wenigen Künstlern und Titeln, die im TV (Musikladen, ZDF-Hitparade, Iljas Disco, Formel Eins und in einigen anderen Formate), im Radio (in den wenigen, in #4 genannten Sendungen), in der Musik-Presse (hauptsächlich Bravo), in den Tanzpalästen und Discos und im Konzertbereich rotierten und gleichermaßen vorkamen. Die Charts aus USA, UK und Deutschland waren allen bis mindestens Platz 40 geläufig. Die Nummer Eins eines jeden war die Nummer Eins aller. Im Großen und Ganzen war das so, natürlich haben Spezies auch ihre ganz persönlichen, vom Massengeschmack abweichenden Vorlieben gehabt.
Heute stellen wir ernorme Medienvielfalt in allen Bereichen fest, Informationen und neue Musik werden nicht mehr gebündelt dem Publikum zugänglich gemacht, sie fließen - nach Genre gesplittet - über unzählige Wege. Musik wird kennen gelernt durch unzählige TV- und Radio-Sendungen, durch unzählige Print- und Online-Informationen. Jeder findet schließlich "seine" gute Musik, wenn er danach sucht. Die Nummer Eins ist nicht mehr unser aller Nummer Eins.
In Anbetracht der Vielfalt von geschmacklichen Vorlieben für neu produzierte Musik beschränken sich viele Hitdudler nun auf einen kleinen, formattauglichen Teilbereich, der durch Research und bestätigte Top-Positionen in den Charts als gesaved eingeschätzt wird. Das Programm zusätzlich oder hauptsächlich auf bewährte Oldies zu stützen, ist noch die leichteste Übung: Kennt jeder, mochte jeder, es gab niemand anderen.
Die Frage, welche Oldies denn in zwanzig Jahren gespielt werden müssten, stelle ich hier absichtlich nicht.