AW: Neuvorstellungen jenseits des Mainstreams, aber gut: hier rein!
[URL="http://grooveshark.com/s/I+Got+You/44rwQm?src=5"]Thompson Square - I Got You[/URL] (Country #14, sinkende Tendenz)
Diese Single des Gesangspaars Keifer und Shawna Thompson erinnert an eine Zeiterscheinung, wie sie für das zurückliegende Jahrzehnt geradezu typisch war. Immer wieder versuchte das "Country Radio" mit beliebigen Pop-Experimenten dem Adult-Contemporary-Format Hörer streitig zu machen, wenn auch ohne nachweisbaren Erfolg. Wegen der übermäßigen Radio-Präsenz generierten diese Songs zwar beachtliche Downloadzahlen, die Plattenverkäufe blieben aber mit wenigen Ausnahmen weit hinter den Erwartungen zurück; andererseits wurde das AC-Format immer wieder mit Country-Interpreten geflutet (Faith Hill, Lonestar, Carrie Underwood, Lee Ann Womack, Brad Paisley). An den Marktanteilen (Country vor AC/Hot-AC, gefolgt von Urban) hat sich durch das Hin- und Hergeschiebe numerisch betrachtet aber nichts geändert, die Mehreinnahmen beschränkten sich auf wenige Superstars, während die Rezession der Albenverkäufe in Summe nicht gebremst werden konnte.
Die Abstecher in den genreübergreifenden Mainstream waren nicht selten Ausdruck des Bestrebens einer gerupften Musikindustrie, Interpreten quer über die Formate hinweg zu vermarkten, ein aus Promotionsgründen noch heute oft zu beobachtendes Phänomen. So werden Nickelback-Balladen gern im AC-Format platziert, während die Kraftnummern ausnahmslos im Mainstream-Rock-Bereich eingesetzt werden, glattpolierte teenie-gängige Nummern findet man auch schon mal im Top-40-Radio; auf ähnliche Weise wurde Taylor Swift (Country / Top 40 / AC und Hot AC) zum amerikanischen Megastar aufgebaut, während andere begabte Nachwuchskünstler auf der Strecke blieben. Wegen der vielen Wechselhörer besonders zwischen AC/Hot-AC und Country sowie Top-40 auf der anderen Seite wurden diese Manöver vielfach mit Kopfschütteln bedacht, gleichwohl konnte das Country-Format nie mehr an die schwindelerregend hohen Marktanteile in den 90er-Jahren anknüpfen.
Ein Beispiel drängt sich in diesem Zusammenhang geradezu auf: Ein kurzzeitig hochgepushter Country-Pop-Interpret, der American-Idol-Gewinner
Josh Gracin, konnte seinen teuer erkauften Airplay nicht in Plattenverkäufe ummünzen und geriet bereits nach kurzer Zeit in Vergessenheit. Zuletzt startete er eine zweite, durchaus erfolgreiche Karriere als (reiner) AC-Interpret:
Josh Gracin - Long Way to Go (30-Sekunden-Schnipsel)
Der Konkurrenzkampf zwischen den Formaten ist ohnehin schon seit geraumer Zeit vorbei, haben doch mittlerweile alle großen Radiokonzerne sämtliche Wellentypen in ihrem Portfolio vereint. Da die Radioprogramme mit mehrheitlich weißer Zielgruppe kaum noch über längere Zeit hinweg gehört werden, wurden die ehedem immens erfolgreichen Balladen in erheblichem Maße zurückgefahren oder ganz aussortiert, um den verbliebenen Kurzzeit-Hörern nach Möglichkeit keine "Ausschaltgründe" zu liefern (im Urban- und Latin-Bereich liegen die Dinge bekanntlich anders, besonders das in großen Teilen der USA erfolgreiche mexikanische Regionalformat besteht überwiegend aus beschaulicher Folklore und langen Wortstrecken). Zudem gilt neuerdings ein Grundsatz, der sich auch in Europa immer mehr durchsetzt: Gespielt wird, was sich verkaufen soll und nicht was maximale Reichweiten herstellt.
Durchaus Tiefgang hat die ursprünglich im "Southern Rock" beheimatete
Eli Young Band:
Eli Young Band - Crazy Girl (Country #10)