Einen Tag vor der Hitparade habe ich in lutherscher Manier hier Thesen an die Pinnwand genagelt, zwei Tage nach der Hitparde wollen wir dann doch mal den "Fakten-Check" dazu machen:
* Stairway to Heaven wird nicht Nr. 1 / 2013
RICHTIG
* der Anteil an wirklichen "Exoten" wird so niedrig sein, wie noch nie
wäre nachzuprüfen, "gefühlt" aber nicht unbedingt
* der Anteil "temporär wichtiger" Titel, also Belangloses aus 2012 und 13 wird höher und höher plazierter sein
tendenziell richtig, aber nicht so stark, wie von mir erwartet
* von wirklich leidenschaftlichen Hörern (a la Ex-Dauerhörer) wird wenig zu hören sein, aber plakative Aktionen werden durchgekaut
würde ich mich bestätigt sehen, gegen die schwangere Hörerin von diesem Jahr, war der Imbiss im letzten Jahr ja noch ein innovatives Highlight. Insgesamt wird nicht mal mehr der Versuch unternommen, vom Hype der Urhitparden etwas mitzunehmen
* Einspielungen von euphorisierten Hörern werden verstärkt zu hören sein
Sagen wir mal so, was z.T. als Hörer-Feedbacks telefonisch reingenommen wurde, war häufig ien Armutszeugnis....auch von Seiten der stammelnden Hörer
* Team-Spirit wird sich bei den Moderatoren nicht entwickeln, es wird ein anhaltendes ich-komm, ich geh-Geplaudere werden
Da haben sich meine Befürchtungen nicht direkt bestätigt. Und dennoch: Die alte, "teambildende" Maßnahme war m.E. internsiver und bot Platz für einen Spannungsbogen und "Running-Storys"
* die Plazierungen sind "rechtlich zweifelhaft", weil die Punktewertung für alle Karten-Abstimmer nicht transparent war
Ist irgendwie relevant, scheint aber doch keine wirklcih grpße Rolle gespiielt zu haben
* eine Hitparade 2014 wird es nicht geben (...."Denkpause"...)
darauf deutet derzeit nix hin
Mein Fazit: Ich hätte, angesichts der im Vorfeld kommunizierten Veränderung, einen deutlichen Abwärtstrend erwartet. Das kann man aber eigentlich so nicht sagen. Allerdings auch keinen phänomenalen Neustart. Die beiden Neuen haben sich gut geschlagen, aber das war auch schon alles. Jennet Pollok war ein guter Mitläufer, ohne besondere Akzente, Stöckle ist in jedem Fall ein guter Mann, aber er wirkt mir insgesamt zu "gestelzt" - da kommt der gelernte Schauspieler durch, es wirkt immer ein wenig wie eine Rolle.
Überrascht hat mich die Tatsache, dass in den Top 20 trotz des neuen Modus kaum Bewegung zu sehen war. Ich hatte da einige, bereits totgenudelte 2012/13er Songs erwartet. Das sich die Spitze dagegen Jahr für Jahr konstant zeigt, halte ich für absolut richtig und logisch. Ich kann epochale Songs nicht jedes Jahr neu definieren. Da kann vielleicht mal ein, zwei Titel dazu kommen, mehr nicht. Diese "Stagnation" spricht doch von einem verfestigten Empfinden und das ist bei der Nennung von persönlichen Meilensteinen der Musikgeschichte so absolut richtig.
Das Staiway to Heaven nicht mehr Nr. 1 ist, kann man wohl durchaus auch als Ergebniss des "Bashings" sehen, nach dem Motto: "diese ewig gestrigen Wilde-Süden-Nostalgiger wissen es nicht besser". Nun ist es ja kein wirklicher Unterschied, ob jetzt Queen oder Led Zeppelin die Nase vor haben. Und dennoch: Ich war enttäuscht, weil damit ein lustiger Kult, eine Identifikation mit der guten alten Radiozeit vom Thron gestoßen wurde. Die musikalischen Überraschungen verstecken sich ja sowieso auf den hinteren Plätzen und es gehört halt einfach dazu, dass man die Hitparade mit der Treppe beendet! Finde ich ! Thomas Schmidt fand das sichtlich auch so. Und allein ihm zuliebe, sollte man das auch so wieder machen...
Zur Hitparade insgesamt: Natürlcih ist alles nicht mehr so, wie es mal war. Aber: Ich bleibe dabei: Warum sollte man auf diese Ausnahmewoche verzichten, nur weil sie sich jährlich wiederholt. Die Alternative dazu ist ja nur: Eine Woche mehr das beileibe nicht aufregende "So wie immer" des restlcihen Jahres. Lieber einen berechenbaren Break, als gar keinen Break. Die Hitparade wird uns wohl nie mehr wirklch überraschen, aber sie ist immer noch um ein vielfaches besser, als jede normale Sendewoche jedes sonstigen Radiosenders. Und daher - immer wieder gerne!
Es wird hier soviel über die Mutlosigkeit und überoberformatierung des Radios gejammert (und das zurecht) - da finde ich es dann, in dieser Radiolandschaft, schon nach wie vor bemerkenswert und "mutig", wenn z.B. "am hellichten Tag" eines ÖR-Senders innerhalb von 2 Stunden Echoes, Kashmir und Thunderstruck laufen. Um 14.30... Zeigt mir mal die anderen, nichtsparten-Sender, die das bringen. Schön wäre es halt, man traute sich das auch im Alltag mehr.
Und eine, nie zu beantwortende Frage, würde mich auch beschäftigen: Angenommen, Antenne Bayern oder Bayern 3 würden, ohne weitere Maßnahmen an "Beeinflussung" genau den gleichen Wahlmodus, die gleiche Song-Listung für die Abstimmung, zur Wahl stellen. Was käme dabei raus? Ich wage auch hier eine These: Wesentlich mehr mainstream, wesentlich weniger monströse Werke. Ich denke, die musikalische "Erziehung", gründend im Wilden Süden, wirkt! Die Bayerische Top 1000 sähe anders aus. Ich glaube, ich würde sie gar nicht hören wollen...
Und so freue ich mich, trotz meinem eigenen Genörgel, schon jetzt aufs nächste Jahr!