Mannis Fan
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Die 13 bis 25jährigen? Die 17 bis 39jährigen? Die "Jungen" ganz allgemein? Jedenfalls scheinen Hörer über 40 bei den Radiosendern und Intendanten nicht besonders hoch geschätzt zu sein.
Das hat in der heutigen Wochenendausgabe der Badischen Zeitung den Kulturredakteur Alexander Dick jetzt zu nachfolgender Glosse "E-Mail an Ullrich Wilhelm, Intendant des Bayrischen Rundfunks" motiviert. Weil das Thema grundsätzlichen Charakter hat, hier die wichtigsten Passagen im Wortlaut:
"Sehr geehrter Herr Wilhelm,
ja ich bekenne mich schuldig. Auch ich bin kein Jugendlicher mehr, bin gerade mal 13 Jahre jünger als unser Jubilar Bundesrepublik. Ich habe verstanden, dass Sie uns über 50-Jährige als (zu) alt und wohl auch zu viele empfinden. Oder was verbirgt sich dahinter, wenn Sie jüngst gegenüber der Süddeutschen Zeitung bekannten: "Bei vier von fünf Sendern des BR sind die Hörer älter als 50, selbst bei Bayern 3 sind sie im Schnitt 43." Das ist in der Tat unglaublich. Da entrichten wir Babyboomer also brav unsere Rundfunkbeiträge – und dann nützen wir auch noch Ihr Angebot, hören Ihnen noch zu. Sie sagen es: "Besorgniserregend" ist das, denn das heißt ja dann wohl, dass die Jungen Sie einfach ignorieren. Für Sie sei das eine "Existenzfrage", meinen Sie. Ich darf anmerken – für uns auch. Denn wir haben ja auch nicht mehr ewig zu leben. Aber vermutlich schaffen Sie es ohnedies, dass auch wir irgendwann auf Ihr Angebot verzichten – allerdings freiwillig.(...)
Als die Alliierten unseren Vätern und Großvätern Demokratie auch mittels eines freien Hörfunks einzuimpfen versuchten. Damals, 1948, bei der Kopenhagener Wellenkonferenz gab es für das geächtete Deutschland nur neun statt der bisher 18 Mittelwellen-Frequenzen. Was aber schnell unerheblich wurde, denn die neue UKW-Technik bot dem Rundfunk ganz andere Klangqualitäten. Und damit begann die große Zeit des öffentlich-rechtlichen Systems, begann Ihr Engagement für Bildung und Kultur – Stichwort: ganzheitlich. Da gab es noch keine Spartenkanäle für Jugendliche und weniger Jugendliche, Intellektuelle und weniger Intellektuelle – das Radio bot jedem etwas. Auf einer Welle. Schichtenübergreifend.(...)
Man will auch Ihrem Rundfunk nicht den von Ihnen befürchteten "Generationenabriss" wünschen. Auch wenn Sie dabei sind, selbst alles abzureißen. Stellen Ihren Klassiksender ins Digitalradio und dafür Ihre Jugendwelle Puls auf dessen UKW-Frequenzen (die in weiten Teilen Bayerns übrigens eh’ schlecht zu empfangen sind). Auf die Folgen bin ich gespannt. Wir, die Generation Ü-50, hören dann halt auch immer weniger UKW. Aber die Generation MP-3 ist bestimmt ultrascharf auf die kratzende Ultrakurzwelle. Haben Sie eigentlich schon über einen Kanal für Säuglinge auf UKW nachgedacht? Wegen des Altersschnitts..."
Quelle:
http://www.badische-zeitung.de/e-mail/e-mail-ich-bekenne-mich-schuldig--84899426.html
Das hat in der heutigen Wochenendausgabe der Badischen Zeitung den Kulturredakteur Alexander Dick jetzt zu nachfolgender Glosse "E-Mail an Ullrich Wilhelm, Intendant des Bayrischen Rundfunks" motiviert. Weil das Thema grundsätzlichen Charakter hat, hier die wichtigsten Passagen im Wortlaut:
"Sehr geehrter Herr Wilhelm,
ja ich bekenne mich schuldig. Auch ich bin kein Jugendlicher mehr, bin gerade mal 13 Jahre jünger als unser Jubilar Bundesrepublik. Ich habe verstanden, dass Sie uns über 50-Jährige als (zu) alt und wohl auch zu viele empfinden. Oder was verbirgt sich dahinter, wenn Sie jüngst gegenüber der Süddeutschen Zeitung bekannten: "Bei vier von fünf Sendern des BR sind die Hörer älter als 50, selbst bei Bayern 3 sind sie im Schnitt 43." Das ist in der Tat unglaublich. Da entrichten wir Babyboomer also brav unsere Rundfunkbeiträge – und dann nützen wir auch noch Ihr Angebot, hören Ihnen noch zu. Sie sagen es: "Besorgniserregend" ist das, denn das heißt ja dann wohl, dass die Jungen Sie einfach ignorieren. Für Sie sei das eine "Existenzfrage", meinen Sie. Ich darf anmerken – für uns auch. Denn wir haben ja auch nicht mehr ewig zu leben. Aber vermutlich schaffen Sie es ohnedies, dass auch wir irgendwann auf Ihr Angebot verzichten – allerdings freiwillig.(...)
Als die Alliierten unseren Vätern und Großvätern Demokratie auch mittels eines freien Hörfunks einzuimpfen versuchten. Damals, 1948, bei der Kopenhagener Wellenkonferenz gab es für das geächtete Deutschland nur neun statt der bisher 18 Mittelwellen-Frequenzen. Was aber schnell unerheblich wurde, denn die neue UKW-Technik bot dem Rundfunk ganz andere Klangqualitäten. Und damit begann die große Zeit des öffentlich-rechtlichen Systems, begann Ihr Engagement für Bildung und Kultur – Stichwort: ganzheitlich. Da gab es noch keine Spartenkanäle für Jugendliche und weniger Jugendliche, Intellektuelle und weniger Intellektuelle – das Radio bot jedem etwas. Auf einer Welle. Schichtenübergreifend.(...)
Man will auch Ihrem Rundfunk nicht den von Ihnen befürchteten "Generationenabriss" wünschen. Auch wenn Sie dabei sind, selbst alles abzureißen. Stellen Ihren Klassiksender ins Digitalradio und dafür Ihre Jugendwelle Puls auf dessen UKW-Frequenzen (die in weiten Teilen Bayerns übrigens eh’ schlecht zu empfangen sind). Auf die Folgen bin ich gespannt. Wir, die Generation Ü-50, hören dann halt auch immer weniger UKW. Aber die Generation MP-3 ist bestimmt ultrascharf auf die kratzende Ultrakurzwelle. Haben Sie eigentlich schon über einen Kanal für Säuglinge auf UKW nachgedacht? Wegen des Altersschnitts..."
Quelle:
http://www.badische-zeitung.de/e-mail/e-mail-ich-bekenne-mich-schuldig--84899426.html