AW: Zuverlässigkeit von Moderatoren
Ich denke, daß auch hier die Ursache für mangelnde Zuverlässigkeit - wie auch in der Diskussion um die allgemeine Qualität von Internetradios (die professionellen nehme ich hier mal aus, weil unzuverlässige Moderatoren hier ganz einfach über den Markt geregelt werden) - im Bewußtsein der Beteiligten zu suchen ist.
Aus meiner Erfahrung würde ich unterstellen, daß viele sehr blauäugig an dieses Medium herangehen. Ich erinnere mich noch gut, daß ich Webradios sehr lange so gut wie gar nicht wahrgenommen habe. Okay, mal hier oder dort was gehört, aber hat sowas Relevanz für mich? Nee, ich höre ja sowieso kaum Radio. Das war so Mitte 2006, da hatte es das Medium Radio an sich geschafft, bei mir zum Verkehrsfunk zu verkommen - CD rein, wenn Verkehrsnachrichten kommen, wird die CD unterbrochen und dann ging's weiter. Bewußt und interessant wurde die Existenz von Webradios für mich erst, als ich mich an einem langweiligen Wochenendnachmittag in Südafrika per Chat mit einem langjährigen Freund unterhielt und dieser meinte, er müsse sich "sendefertig" machen. Das weckte meine Neugier und so hörte ich dann mal rein, sprach noch ein bischen mit meinem Freund darüber und er meinte, mit meiner Ausstattung wäre das doch ideal für ein Webradio. Bis dahin hatte ich gedacht, für ein Radio braucht man so ein Monsterstudio wie die "richtigen" Sender - Begriffe wie "Stream", "Übergabe" und so weiter waren mir völlig fremd.
Ein bischen habe mich eingelesen und dann entschieden, mich einfach mal zu bewerben. Erfahrung hatte ich bis dato nur über ein (selbst gebautes, ohne fremde Unterstützung!) Schulradio, dann bei der Marine ein Bordradio und sonst nur als Plattenleger in Tanzschulen und auf Privaten Parties - Bühnenerfahrung im Chor und Theater, auch schon mal kleinere Auftritte im Radio und Fernsehen und als Sprecher für Multimedia-Produktionen hatte ich schon sammeln könenn, also dachte ich mir, frei sprechen am Micro werde auch kein Problem sein. Ansosnten hatte ich ja durch mein kleines Tonstudio auch schon ein bischen technische Erfahrung. Trotzdem hatte ich sowohl beim Casting als auch in der ersten Sendung ganz schön Lampenfieber - aber das hatte ich schon immer
Eigentlich erst ab diesem Zeitpunkt begann ich zu begreifen, daß es im Webradio ein ziemlich großes Paradoxon gibt. Auf der einen Seite ist geradezu lächerlich einfach, Webradio zu machen. Auf der anderen Seite ist aber *richtig* aufwendig, *richtiges* Radio zu machen. Das habe ich - zum großen Teil - erst durch meine Teilnahme hier bei
radioforen.de erkannt.
Was will ich mit der langen Einleitung sagen? Ich will damit keine unzuverlässigen Moderatoren entschuldigen und auch keine miese Qualität rechtfertigen - ich möchte Verständnis dafür wecken, *warum* sich die Szene möglicherweise in diesem Dilemma befindet. Ich bin mir sicher, daß es sehr vielen geht, wie mir, sie sehen am Anfang nur, wie leicht es scheint, Webradio zu machen. Wenn sie dann dabei sind, sehen sie entweder nur das, was alle anderen auch machen und messen sich daran . wie Steinzeitmensch so schön sagte, *gute* Webradios (wie auch immer jeder "gut" für sich interpretieren mag) zu finden, ist sehr sehr schwer bei der Masse von "nicht guten", die es da daußen gibt. Oder aber, sie erkennen, wie ich, daß es für "richtiges" Radio weit mehr braucht als ein Headset, SAM Broadcaster und ein paar MP3s und geben entweder frustriert auf, weil die Hürde unüberwindlich scheint, oder sie wechseln in den Wadenbeißer-Modus, krallen sich fest und versuchen, die fehlende Professionalität irgendwie doch zu erreichen (und geben dann u.U. später frustriert auf, weil sie erkennen, daß die Hürde *doch* unüberwindlich war...)
Wie gesagt. Ich möchte den ganzen Webradingens (danke, Inselkobi, für die Wortschöpfung
) ihre Daseinsberechtigung gar nicht absprechen. Meinethalben soll jeder, der sich dazu berufen fühlt, in seine Blechdose brüllen dürfen, seinen Stream totkomprimieren oder was auch immer machen dürfen - so lange es rechtlich gesehen in Ordnung ist. Wenn das Ziel eines Webradios ist, Ommis Frittenbude zu beschallen, dann bitte sehr, sollen sie doch. Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Dort können dann auch gerne Moderatoren senden, die unzuverlässig sind. Als "Einstiegsdroge" sind die allemal geeignet. Und die paar Leute, die wirklich Interesse an dem Medium haben und auch bereit sind, sich selbst fortzubilden und zu versuchen, sich zu verbessern, die werden früher oder später in Einrichtungen wie dieser (i.e.
radioforen.de) landen.
Das einzige Problem, das ich noch sehe, sind die Hörer. Ohne Hörer (Achtung: Binsenweisheit
) gibt's nunmal kein Radio. Ich rede dabei nicht von den Hörern, die sowieso nur einen (oder wenige) Sender hören, entweder, weil sie Fans sind oder einer bestimmten "Community" angehören (zum Beispiel, weil sie bei Ommi immer Ihre Currywurst mit Pommes futtern und dann zuhause auch die Frittenbuden-Atmosphäre haben wollen
), sondern mir geht es um die Hörer, die sich entweder "mal durchzappen" oder gezielt auf der Suche nach "ihrem" Radiosender sind - die werden von der schieren Menge förmlich erschlagen und wenden sich u.U. frustriert vom Medium als solchem ab, weil sie ihre "Perle" im "Misthaufen" einfach nicht finden konnten. Zu lösen ist dieses Dilemma schwierig, da man dem geneigten Hörer ein Werkzeug an die Hand geben müßte, mit dem er sich in diesem Dschungel zurechtfinden kann... aber ich schweife schon wieder zu weit ab, @Moderatoren, wenn ich zu sehr OT gegangen bin, bitte einfach löschen oder Verschieben - aber die Frage Zuverlässige Moderatoren ist für mich nur eine Spezialisierung der allgemeinen Diskussion um Qualität.
LG
McCavity