@Fredo und andere: Ja, es stimmt viel nicht mehr im deutschen Radiosystem... Das ist wohl richtig. Zudem passen gewisse Dinge auch nicht mehr zusammen, und diese Reibungsverluste gehen leider quer durch die Radiogesellschaft...
Wie gesagt, wir alle im Forum können über Zustände sprechen, die in unserem Lieblingsmedium passieren, ob es negativ oder positiv ist. Aber die zuständigen Stellen wird unser Geschreibsel nicht interessieren, und so bleiben große Konfliktfelder quer durch die Radiogesellschaft erhalten. Dazu gehört auch die Tatsache, dass sich das Radio oder besser die Radiosender globalen Standards angepasst haben, die manche hier als Sollbruchstelle und als Verlust der Markenqualität des Radios an sich klassifizieren. Die Generation, die vor dieser Sollbruchstelle gelebt hat, soll genau so das Recht haben, ihre bekannten und beliebten Moderatoren zu Gehör zu bekommen, nur hat die Generation, die nach der Sollbruchstelle aufgewachsen ist, oftmals nur schwer die Möglichkeit, sich artikulieren zu dürfen, weil ihr, der jungen Generation angeblich die Erfahrung fehlt. Das ist im Prinzip richtig. Das hilft aber den jungen Leuten, die zweifellos über iTunes, mp3-Files hinaus auch ein Radio brauchen, nicht viel: ihnen fehlt, weil es ihnen auch am nötigen Geld und zT Einfluss mangelt, eine Lobby, die auch ihre Interessen in Funk und Fernsehen wahrnimmt.
Selbst die Grüne Jugend reagiert, was zT den Einsatz für mehr Sendungen für Jugendliche zwischen 15 und 30, in Funk und Fernsehen anbelangt, äußerst langsam und man darf sich nicht wundern, wenn die Jugend dann eben nicht mehr auf das Medium "Radio" steht.
Hören Jugendliche wirklich B3? Nach einer Studie der Universitäten Regensburg und Erlangen-Nürnberg hören Jugendliche im Alter zwischen 14 und 24 kaum noch das klassische Radio. Aber wenn man es hört, ist Antenne Bayern und die bayerischen Lokalsender mit hohem Rotationsgehalt neuerer und neuester Musik der Favorit.
Paradebeispiele solcher Sender sind Hit Radio N1, Gong Regensburg und Galaxy.
B3 wirkt oldscooled und wird "ins Land der Eltern und Tanten" verwiesen, B1 wirkt großväterlich, B2 & B4 ist zu anspruchsvoll, B5 zu langatmig und zu viel Wortanteil. On3-Radio kennen nur 8% der bayerischen Jugend. Zudem wird in der kirchlichen und staatlichen bzw. städtischen Jugendarbeit auch zu wenig auf die Bedeutung eines Jugendrundfunkes hingewiesen.
Ich schätze, es liegt auch da ein bisschen eine Fehleinschätzung in den Bereichen vor, die ggf. Lobbyarbeit für junge Menschen im Bereich Rundfunk machen könnten.
So aber schaffen sich die Jugendlichen eine Subkultur, die spannend wäre, die aber kein Gehör in den Betonzentralen der Sender findet, weil jungen Leuten eh signalisiert wird: ach, ihr habt zu wenig Erfahrung, und eure Meinung interessiert nicht und ihr stört ja bloß unser Radio. Schleichts euch und sucht euch wen anders... Wir haben für euch und eure Probleme kein Gehör... Da wächst aber dann eine für die Radioszene nicht-systemrelevante, weil auch nicht werberelevante jugendliche Kultur heran, die vom Medium Radio nicht für massentauglich eingestuft wird, und viele Talente gehen verloren...
Aber die alten Zeiten, die dürfen ja heiter weiter gehen...
Dieses Missverhältnis innerhalb der Generationen ist ja nicht nur im Bereich der Medien gegeben, wobei es mir da aufgrund der gestrigen Abenddiskussion besonders deutlich wieder geworden ist.