Wahrscheinlich sind wir hier keine repräsentativen Hörer! Habe selbst als Jugendlicher mit dem Cassettenrecorder vor allem die Moderationen mitgeschnitten, weniger die Musik. Und diese immer wieder angehört. Das ist nicht normal. Das ist pervers.
Damals stand mein Berufswunsch fest: Ich will Radiomoderator werden! - Wenn ich den Nachfolger meines Lieblingssenders heute anhöre, steht für mich abermals fest: Ich habe es mir anders überlegt! Ich sattle um auf Astronaut, Feuerwehrmann, Vulkanforscher oder Lokomotivführer! Alles längst nicht so toll und so aufregend wie Radiomoderator früher, aber in meinem Alter kann man nicht mehr wählerisch sein.
Insgeheim bewundere ich diese Plappertanten beim Radio! Das Programm läuft unerbittlich jeden Tag, Stunde um Stunde, und dann und wann geht der Regler hoch, und die plappern fröhlich drauflos! Einfach so. Ohne auch nur irgend etwas zu sagen zu haben. Jeden Tag aufs Neue. Das ist auch eine Kunst! Ich könnte das nicht.
Was für ein Segen es doch für einen kreativen Menschen wäre, wenn er zusätzlich die Kunst des Plapperns beherrschen würde! Dies ist leider recht selten der Fall.
Also bleibt es wohl weiterhin bei Weihnacht, Wetter, Wechseljahre, bei Biergarten und Latte Macchiato und wie oft haben Sie zuhause denn heute schon in Ihr Sofa reingefurzt?
Wenn ein Moderator dagegen etwas zu sagen hat, ganz einfach weil er etwas zu sagen weiß, dann fällt er damit dermaßen aus dem Rahmen, dass seine bewundernd mit offenem Mund dastehenden Moderatorinnen-Kollegen ihn fortan zur Allwissenden Müllhalde hochsterilisieren - so geschehen jedenfalls (oder scheinbar) beim SWR1, beim "Großen Schneidewind" - aus Hörersicht wohl einem der besten Argumente für die Richtigkeit des Mauerfalls.
... Je länger ich über SWR1 nachdenke, desto mehr gute Leute fallen mir da ein.