@Funkminister: ich hatte überlegt, dass ich das auch noch in meiner Erklärung unterbringe, hatte es dann aber der Einfachheit halber weggelassen. Danke fürs Ergänzen!
Muss man eigentlich die Reglerkennlinie bei aktuellen Digitalpulten noch kalibrieren?
Für
@orf_web_radio: Dass Tonsignal über die Regler läuft, der Regler also ein variabler Widerstand im Signalweg des Tonsignals ist, war früher mal so bei Profi-Pulten. Dann gab es eine Art "Zwischenwelt": die Regler wurden an konstante Spannung gelegt, am Regler griff man eine zur Position des Reglers proportionale Spannung ab und die nachfolgende Schaltung wertete das aus. Da gab es sogenannte VCA - voltage controlled amplifier - also Verstärker, deren Verstärkungsfaktor durch eine Steuerspannung eingestellt werden kann. Damit konnte man dann z.B. abgesetzte Bedienteile ermöglichen, aus denen nur Steuerspannung rauskommt und wo nicht alle Tonquellen dort direkt angeschlossen werden mussten. Oder man digitalisierte die am Regler abgegriffene Spannung und hatte somit noch weitergehende Möglichkeiten (digital gesteuerte Analogtechnik).
Die VCA gab/gibt es auch
als Chip, das ufert also nichtmal mehr in vielen Bauteilen aus. Solche Chips eignen sich auch prima, um Dynamikkompressoren zu bauen. Dann wird die Steuerspannung, die den Verstärkungsfaktor einstellt, wiederaum nach bestimmten Kriterien aus dem Tonsignal selbst gewonnen und der momentane Verstärkungsfaktor damit pegelabhängig.
Heutige Profi-Pulte sind üblicherweise digital. Auf dem Tisch hat man nur das Bedienteil, weil man einfach was anfassen können muss. "Unter der Haube" ist das aber so ähnlich wie der Windows-Soundmixer - nur dass es professionell ist, keine Sauerei mit dem Ton macht und wie dokumentiert funktioniert. Man steuert also mit den Reglern auf dem Pult nur noch so etwas wie einen Rechner mit einer Soundkarte, die ganz viele Ein- und Ausgänge hat. "Mischen" ist dann digitales Addieren, Pegeleinstellungen sind Multiplikationen mit einem Vorfaktor, Dynamikbearbeitung und Equalizing sind dann "höherer mathematischer Blödsinn". Gerade das Equalizing läuft dann vermutlich über Integraltransformationen. Das braucht also heute schon richtig Mathematik, die in Software übersetzt werden muss. Analoge Pulte machten diese Mathematik auf ganz "natürliche" Weise selbst in ihren Schaltungen, bestehend aus Kondensatoren, Widerständen und vielleicht sogar Spulen.
Die digitale Technik hat viele Vorteile. Man kann solche Pulte auch aus der Ferne bedienen, wenns denn unbedingt sein muss:
Mit einem Hauch von "Minority Report" hat die Landeswelle Thüringen bei einer ihrer letzten Veranstaltungen live vor Ort gesendet. Ein paar Mal mit dem Finger
www.radioszene.de
Man kann auch so Sachen machen, wie mehrere Audioquellen parallel (gleichzeitig) ausspielen, während es für den Bediener nur wie eine Quelle aussieht. Das braucht man z.B., wenn man Werbung regionalisiert.
Hat ein Programm ein großes UKW-Sendegebiet, möchte aber auch von regionalen Werbekunden profitieren, dann ist Webezeit im gesamten Sendegebiet unattraktiv teuer. Nimm mal ein Autohaus einer "Allerwelts-Marke", also VW, BMW, Skoda, ... - solche Autohäuser gibt es dann mehrere oder viele im Sendegebiet. Wenn das eine Autohaus Werbung für sein Frühlingsfest mit Vorstellung der neuen Modelle, Bratwurst, Schlager-DJ und Hüpfburg schalten will, ist das nur im Umkreis seines Standortes interessant. 100 km weiter gibt es gewiss ein anderes Autohaus, das genau das gleiche macht für seine Region.
Also splittet man seine UKW-Sender in Regionen auf, z.B. Nord, Süd, Ost, West. Man kann nun Werbung nur für seine Region buchen - zum geringeren Preis. Die Sender in der jeweiligen Region werden alle über die gleiche Leitung aus dem Funkhaus versorgt. Es gehen also z.B. 4 Leitungen aus dem Funkhaus raus. Da läuft fast immer das gleiche Programm. Nur zu den Werbeblöcken nicht, die sind getrennt und individuell. Die Blöcke werden so zusammengestellt, dass sie gleich lang sind und der Moderator feuert die Werbung ab, als wäre es ein Audio-Element. Das Pult ist aber in diesem Moment von der Sendesoftware so konfiguriert, dass 4 Werbeblöcke parallel ausgespielt werden über die 4 Leitungen. Danach gehts z.B. wieder mit einheitlichem Programm auf den 4 Leitungen weiter.