Wenn ich mir die eingangs geschilderten Richtlinien vor Augen führe, unter denen im deutschen Radio neue Titel in die Rotation eingeführt werden, wundere ich mich kein Stück, warum niemand mehr was vom Radio hält.
So verstärkt sich abermals der Eindruck, dass eine zentralistisch agierende Beraterachse all die zum Schein unabhängigen Radiostationen mit musikalischen Neuerscheinungen füttert, die ihr genehm sind und in obrigkeitsstaatlicher Manier nach ihrer Pfeife tanzen lässt, weil es die Eigentümer, die ihrerseits vom Radiomachen keine Ahnung haben, für gut befunden haben.
Mit so einer kollektivistisch-autoritären Herangehensweise wird man in den Märkten der Zukunft gründlich baden gehen. Das funktioniert wirklich nur in spätsowjetischen Funkbiotopen, in denen man krampfhaft versucht, mit besonders fest angezogenen Daumenschrauben noch einmal Gehorsam und Gefügigkeit erzwingen zu können, ehe der Eiserne Vorhang endgültig in Stücke bricht. Das Bild ist wirklich nicht von der Hand zu weisen.
Und genau deswegen muss sich das deutsche Radio schon heute breiter aufstellen um dem Medium insgesamt (!) eine Zukunft zu geben!
Was soll ein Außenstehender von einer Research-Praxis halten, bei der überrumpelten Leuten über verrauschte Telefonleitungen vorselektierte, bunt zusammengewürfelte Musikstücke vorgespielt werden, von denen oft nicht einmal eines auf Gegenliebe stößt, und die dann unterschiedslos überall bar jeder stilistischen Trennschärfe bis zum Überdruss heruntergenudelt werden?
Selbst wenn Titel übereinstimmend gut testen ist musikalischer Sachverstand gefragt, zumal sich Menschen gleichen Alters hinsichtlich ihres Musikempfindens erheblich voneinander unterscheiden, ein Umstand, dem im deutschen Radio niemand Rechnung trägt.
Über ein Dutzend (miteinander konkurrierender
) Musikwellen in etwa dasselbe Musikmaterial zu verbreiten ist ja schon hirnrissig genug; manchmal hat man den Eindruck die Presseunternehmen betreiben nur deswegen so viele nepotistisch verschachtelte, gleich klingende Radiostationen, damit kein anderer zum Zuge kommt.
Gibt es innerhalb des Systems irgend jemanden, der dieses Geschehen schon einmal kritisch hinterfragt hat oder ist jeder, der den Mund aufmacht ein toter Mann / eine tote Frau?
