Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Gibt es in der Aussprache überhaupt den Unterschied zwischen "Coooohpa" und "Coppa"? Ich war immer der Meinung, dass es im Spanischen nur das "geschlossene o" gibt wie z.B. in "gordo". Die deutsche Aussprache "Coooohpa" kenne ich außerdem noch von Barry Manilow.
Aber wahrscheinlich wird in Südamerika alle paar Kilometer ein anderer Dialekt gesprochen, ähnlich der Situation in Nordafrika.

2Stain
 
Vielleicht habe ich es bislang ja erfolgreich verdrängt, aber mir ist die Formulierung "Sieg über (...)" bei Mannschaftssport-Meldungen unangenehm aufgefallen. Zuletzt bei
Deutschlands Sieg über die Slowakei
(Spiegel)

Ist das jetzt politisch überkorrekt bewertet (was ich noch nie war) oder wirklich eine sprachliche Fahrlässigkeit? Mein Bauchgefühl fährt mit diesem Satz Achterbahn, aber so etwas taucht immer wieder mal auf.
Richtig, falsch oder grenzwertig?

Liebe Nachrichten- und Sportredakteure: Wie formuliert ihr so etwas und warum?
Falls pro "über": Taucht das in den nationalen Ligen ebenso häufig auf wie in internationalen Wettbewerben? Gibt es Unterschiede zwischen Vereinsduellen und Spielen der Nationalmannschaften?
 
Wäre da ein „gegen“ etwa angenehmer?

Der Bauch hätte sich aber schon in frühester Kindheit melden müssen, oder was sagt er hierzu?
albf4de.png
 
Recht schönen Dank, dass Du mich für so jung hältst. :)

Besagten Band kenne ich nicht - und besaß ihn folglich auch nicht.
Wenn Du aber auf meine Kindheit anspielst, empfehle ich Dir die Liste der zu meiner frühen Zeit verfügbaren Asterix-Bände (ab Band 25 habe ich mit dem Kauf der aktuellen Ausgaben aufgehört):

https://de.wikipedia.org/wiki/Asterix#Liste_der_B.C3.A4nde
alternativ:
http://www.comedix.de/medien/hefte.php

Sorry, aber da kann ich keinerlei kriegerische Titel entdecken. Sicher geht es in den Bänden um kriegerische und kämpferische Auseinandersetzungen, aber bezogen auf sportliche Wettbewerbe (Olympische Spiele, bei den Briten z.B.) kann ich mich nicht an solche Formulierungen erinnern.

Zum anderen kann sich mein Bauchgefühl auch weiterentwickeln. Nicht zuletzt einige sehr von mir geschätzte Nutzer dieses Forums haben trotz meines fortgeschrittenen Alters *hüstel* dafür gesorgt, dass ich mich sprachlich verbessert habe. Einige Menschen mit sehr empfehlenswerten Twitter-Accounts und Blogs dahinter runden diesen ständigen Lernprozess ab.
Zumal die Fähigkeit zur sprachlichen Differenzierung in den heutigen Zeiten der Vereinfacher ein Qualitätsmerkmal ist bzw. sein sollte. :thumbsup:

Wir schreiben hier oft über die Verflachung des Radios, begrenzte Rotationen, Dudelfunk etc. - warum dann nicht das Thema "Sprache als Kulturgut (auch und besonders im Radio)" herauskitzeln und auf eine schleichende Verflachung oder gar Verrohung aufmerksam machen?
Wir hatten diese Diskussion z.B. schon bei Meldungen über Verkehrsunfälle ("Crash! Boom! Bang!").

Zunächst mal hatte ich eine Frage gestellt, wie das mit den Siegen über wen auch immer bei welchem Anlass gehandhabt wird.
Erst mal möchte ich allein den Sport betrachten. Politik, Recht, Religion und nicht zuletzt Kriege sollten wir zusätzlich unterschiedlich bewerten.

Könnte ja auch sein, dass ich komplett falsch liege.
Andererseits: Gerade in Zeiten, in denen immer weniger bewusst zugehört wird (eine These, die ich schon länger vertrete), ist so ein Thread und - mindestens! - eine kritische Frage wichtiger denn je.

Anlässlich der EM, wenn wir schon dabei sind, sprach der Reporter vom Publikum, das auf ein "Torerlebnis" hofft. Bei Twitter habe ich eine wunderbare Antwort dazu gelesen:
I even heard one guy on CNN talk about a 'rain event': "Louisiana is expecting a rain event."
- George Carlin, 1992
(via @journalismbln)
Das ist der Punkt: Nichts gegen eine Sprache, die sich entwickelt - allein die Richtung lässt sich durchaus beeinflussen.
Wenn nicht in den Medien, wo sonst? Auf Demonstrationen? In PR-Abteilungen? In Propaganda-Institutionen?
 
Einen nichtkriegerischen Anwendungsfall kenne ich aus der Sportpsychologie: Sieg über den inneren Schweinehund!
Aber ansonsten teile ich @Studio Rebstocks sprachliches Unbehagen.
 
Die Bedeutung der Abkürzung UKIP dürfte nicht jedem sofort klar sein - von daher ist diese Formulierung nachvollziehbar.
 
Wie wäre es stattdessen mit UKI-Partei?

Man spricht ja auch von HIV, aber dem HI-Virus. Dort klappt es komischerweise.


Ich würde mich auch gerade noch eben so mit "...der Partei UKIP" zufriedengeben.
 
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"... der Partei UKIP" ist bei gleichem Platzbedarf die wesentlich elgantere Formulierung.

Es käme schließlich auch niemand auf die Idee, die Schlagzeile als "Merkel gibt Vorsitz der CDU-Partei auf" zu formulieren, wenn man dem Leser mitteilen muss, dass es sich bei der Abkürzung um eine politische Vereinigung handelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich leg noch einen drauf. Verkrampft nicht. ;)

Zitat von Tweety:
... einen der besten Torwärte im Turnier ...
Wenn man das etwas altbackenere "Torhüter" nimmt, dann wird es einfacher.;)

Vorsicht.
Man könnte auch eine altgediente "Torwand" aus dem ZDF-Sportstudio nehmen. Ihr solltet heute aber besser einen "Torwald" vom Typ "Patrício" aufstellen. Das verwirrte den polnischen Schützen, wie die SWR1-Nachrichten später in der Nacht zu berichten wußten. Echt jetzt!

Just listen:
 

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  • 20160701_0300_SWR1_Nachrichten_Polen-Portugal_Torwald.mp3
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Die Nachrichten um 14.00 beim Inforadio des Hessischen Rundfunks. Sprecher Lessing textet den USA-Korrespondenten vom HR-Radio an. Der Mann (Jan Pöschel?) sagt Batten Rouge!
Also wie "BUTTON" (Knopf). Hä??? Ein Korrespondent, wohlgemerkt, in den USA, der die Stadt nicht richtig aussprechen kann! Anregung an den Mann: Fernsehen einschalten und zuhören.
 
Jan Bösche kann eigentlich Englisch ;) Vielleicht hat er eine Regionalaussprache gewählt. *Scherz*
(By the way: Der Sprecherkollege heißt Ronald Lässig)
 
Die Schweizer machen vor, wie es geht:
Zugleich möchte ich Sie beglückwünschen, dass Sie auf exakte Begriffe achten. Weder unsere Sprache noch der Journalismus sollten verludern, und wenn Sie da Hinweise geben, ist das nur zu begrüßen.
Quelle: Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz vom 21. Juni 2016; der vollständige Text ist hier abrufbar.

Sorry, ich wollte diese Perle nicht in der Radioszene Schweiz versauern lassen.
Bezug zu Deutschland: So etwas ist hier leider kaum vorstellbar - auf beiden Seiten nicht. Eine Ombudsstelle (natürlich nicht ausschließlich für Sprache) würde den Röschenhof-Beschwerdeführer™ auch nicht besänftigen.

In jedem Fall bemerkenswert, mit welcher Gründlichkeit der Fall bearbeitet wurde. Fast schon ein Recherche-Kleinod.

Nachtrag:
Wenngleich ich mir @OnkelOtto als zukünftigen Ruheständler sehr gut als Ombudsmann für Nachrichten, Präsentation und Sprache vorstellen könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Weil ich's heute wieder auf drei ÖR-Wellen in drei Variationen gehört habe, Wiktionary kneift und ich keinen adb-Zugang habe: Wie wird bitte Städte bzw. Stätte korrekt ausgesprochen?

mit ä wie in Kette?
mit ä: wie in Käthe?
mit e: wie in Knete?

Letzteres scheint ja die norddeutsche Variante zu sein (höre auch oft Flughäfen wie Flughefen in der Hamburger Tagesschau). Ersteres lernte ich notgedrungen in der ersten Klasse als Franke in Deutsch ("...weil's da so steht!"). Aber Bsp. 2 höre ich immer öfter in D-Radios. Als Nord-Süd- Kompromiss? Oder wird Hochdeutsch in solchen Einzelfällen toleranter gehandhabt?
 
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Ich wollte gerade knapp schreiben, Beispiel 2 ist korrekt, aber dann hat mich das Audio im adb-Eintrag zum Käthe-Kollwitz-Ufer verwirrt. ^^

Stàdte mit einem Ä wie in Ähre ist korrekt.

Aber das kennt man ja schon vom Mädchen mit dem Käse, dass die ä-Laute oft schleifen gelassen werden, und Redakteure im Studio bzw Moderatoren sind sehr unterschiedlich in der Aussprache ausgebildet. Im Affekt sage ich auch Städte wie Kette.
 
Die verflixte Aussprache, das hatten wir hier doch schon einige Male.
Ä mutiert leider immer öfter in der Aussprache zu E. Mir kommt es so vor, als würde speziell im Norden vieles "ver-eeht". Vielleicht täusche ich mich auch.

Die erste Silbe in Städte wird wie die erste Silbe in Käthe ausgesprochen, also ein etwas verlängertes ä im Vergleich zu Stätte.
Die erste Silbe in Stätte wird wie die erste Silbe in hätte ausgesprochen. Das doppelte T sorgt für eine sehr kurze erste Silbe.

@OnkelOtto kann sicherlich noch weitere Einzelheiten dazu beitragen.

2Stain
 
@2Stain: Gerne! ;)
Viel Spaß bei diesem Übungstext:

"Das Kernkraftwerk Erfurt stand auf einem unterirdischen, gesperrten Bergwerk. Kernkraftwerksexperte Wertheimer kam extra aus Bad Hersfeld und lehrte die Erfurter Handwerker, die Bergwerksstätte nicht zu betreten. Das sei gefährlich. Breche das Bergwerk unter dem Kernkraftwerk ein, gäbe es bald eine Sondersendung im MDR oder hr. Wer wolle das? Das wäre doch gegen die Ehre…
Sehr gerne übten die Speerwerfer mehrerer Städte im Kernkraftwerk. Die Speerwerfwertungen zählten allerdings herzlich wenig..."
 
Das gefällt mir, tolle Sache OnkelOtto.
Ich stelle mir gerade vor, was akustisch bei und mit dem Text passiert, wenn er von Personen gesprochen wird, die aus unterschiedlichen Gegenden kommen und auch entsprechende Sprachwurzeln haben. Ich meine Personen, die keine Sprecherausbildung haben.
Dieser Text passt auch gut in eine Grundschule, vierte Klasse, Deutsch, Diktat.
Kleine Korrektur an Deinem Text: Im letzten Satz müsste es "Speerwurfwertungen" heißen.

Da fällt mir gerade noch der Ergebnisdienst von Rio ein, ich glaube es war sogar im ZDFtext, es ging um das Ergebnis im Kugelstoßen der Frauen - "...Die deutsche Teilnehmerin Christina Schwanitz beendete den Wettkampf mit einem enttäuschenden sechsten Platz. Sie hatte die Kugel nur auf 19,03 Meter geworfen."

2Stain
 
Das gefällt mir, tolle Sache OnkelOtto.
Ich stelle mir gerade vor, was akustisch bei und mit dem Text passiert, wenn er von Personen gesprochen wird, die aus unterschiedlichen Gegenden kommen und auch entsprechende Sprachwurzeln haben. Ich meine Personen, die keine Sprecherausbildung haben.
Mir auch!
Ich habe ihn gerade mal auf @Radiocat-Deutsch eigschbrochä (eingesprochen). Zu den ganzen verdrehten "e"- und "ä" kommen dann noch einige "zischende" "sch"-Laute. Ha woisch, do wird denn a mol gänz schnell aus'm "Kernkraftwerk" 's Gärngrafdwärg(le) odr a Bärgwärgschdädd(l)e.

Bitte, danke, belasst ihn im Hochdeutschen. ;)
 
@Radiocat: Das kommt aber auch auf den Dialekt an und von wem er wie gesprochen wird, ob es sich gut oder eher befremdlich anhört. (Ok, jetzt wird es komplett off-topic) So fand ich immer den sächsischen Dialekt des Gärtner-Schlumpfs sehr drollig :D
 
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