Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Das Schicksal des Außendienstmitarbeiters ist es wohl, Sprachlottereien zu vernehmen. Heute bei der Durchfahrt von Hessen (beim Inforadio): "Virgin Inseln". Also entweder "Virgin Islands" oder "Jungferninseln" - auch wenn Frau Moderatorin die nicht kennt.
 
Zurzeit ist das südamerikanische Land Ecuador auf Grund des starken Erdbebens in den hiesigen Medien sehr präsent. Meistens findet die Schreibweise "Ecuador" Anwendung, aber im deutschen Sprachgebrauch kommt auch "Ekuador" vor.
Egal ob mit c oder k geschrieben, ausgesprochen wird es immer gleich, nämlich mit langem e. Leider bekommt man aber recht häufig in den Nachrichten so etwas wie "Eckuador" zu hören.
 
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"FC Liverpool gewinnt Europa League
Der FC Sevilla hat die Fussball Europa League gewonnen. Im Finale in Basel besiegten die Spanier den FC Liverpool mit 3 zu 1..."
 
Überhaupt sind Moderatoren oder Nachrichtensprecher, die im Sport von der Materie keine Ahnung haben, oft die köstlichsten Bonmot-Lieferanten. Ich hatte mal eine Kollegin (heute Berlin-Korrespondentin für die ARD), die munter den Auftakt im "Vier-Chancen-Turnier" verkündete. Gemeint war die Vier-Schanzen Tournee.
 
So wie der Christopher Street Day regelmäßig zur "Schwulenparade" verkürzt wird und Frauen damit sprachlich unsichtbar gemacht werden, ist auch aus dem Nachtclub in Orlando häufig ein "Schwulenclub" geworden - obwohl das ein Treffpunkt der schwul-lesbischen Szene insgesamt ist.

Der BLSJ hat vor Jahren schon einen kleinen Ratgeber veröffentlicht, der sich mit solchen Unsicherheiten befasst: Schöner schreiben über Lesben und Schwule.
http://www.blsj.de/projekte/schoener-schreiben/
 
Schwierig - vor allem in der zwangsläufig knappen Form in den Nachrichten. Wollte man allen (?) Anwesenden gerecht werden, müsste man wohl schreiben: "Das Pulse in Orlando ist ein Nachtclub, der gerne von schwulen, lesbischen, heterosexuellen und Transgender-Gästen besucht wird." Ich habe mich heute morgen für "ein beliebter Treffpunkt der Gay Community" entschieden, weil es mir am wenigsten negativ konnotiert erscheint. Dass der Verein für Deutsche Sprache deshalb gewiss eine gepfefferte Mail an meinen Sender schickt, steht zu erwarten...
 
Ich glaube, "Gay Community" ist im englischen tatsächlich etwas weiter gefasst, soweit also korrekt, aber da hätte ich die Befürchtung, dass im deutschen Sprachraum der Hörer/Zuschauer bei "gay" eben doch ausschließlich an Männer denkt.

"Schwul-lesbischer Nachtclub" war meine Wahl. Das finde ich nicht zu lang und gleichzeitig sachlich in Ordnung, weil Hetereosexuelle und Transmenschen in solchen Läden regelmäßig deutlich in der Minderheit sind.
 
@OnkelOtto:
Hätte der Verein für Deutsche Sprache mit "LGBT-Community" auch Probleme gehabt? - "Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender" deckt doch alles ab, was sich in dem Club tummelte; das "gemeine" Volk wird damit nicht viel anfangen können, es wäre aber keine Minderheit diskriminiert worden.
 
@Heinzgen: Ja, das ist aber Terminus Technicus in der Community selbst. Da gibt's dann das "schwule Bier", auf das man am Abend geht oder die "schwule Bar", die man besucht, also die "Sub". Diese Insiderbetonung wäre dem "gemeinen Hörer" gar nicht zu vermitteln.
@Ammerländer: LGBT beginnt sich ja erst gaaaaaaanz allmählich durchzusetzen. Wenn es denn irgendwann mal bekannter ist (wozu wir als Medienmenschen beitragen könnten), dann wäre es "am Angebrachtesten".....
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Krampfhaftigkeit dieser Diskussion ist auf ihre Art ja auch ein Ausweis unseres noch äußerst mangelhaften Reifegrades bei solchen Themen. Ich würde das in einen Topf werfen mit unserer vermurksten Gender-Sprache.
 
Vielleicht eher etwas für die Abteilung Sprech-Lotterei: Onkel Otto ;)

In letzter Zeit fällt mir vor allem beim WDR-Hörfunk auf, dass ein Stau mittlerweile ein Schstau geworden ist. Auch schstockender Verkehr ist häufig zu hören. Liegt es an der Mikroeinstellung, am Sprechvermögen, oder warum greift das irgendwie um sich?

Ganz schlimm, zum Glück nicht im Radio, treibt es Ruth Moschner in der Sendung "grill den Henssler", Schsteffen
 
SAT.1 überträgt auch Spiele der ebenfalls zurzeit stattfindenden Copa América. Aber irgendwie glaubt man beim Sender wohl, dass man es "Coppa América" aussprechen würde.
 
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