Wenn nicht einmal die großen landesweiten Privaten (Antenne Niedersachsen, ffn, Delta Radio, Ostseewelle, PSR, Antenne Thüringen, Landeswelle) auf den ortsüblichen Ensembles zu empfangen sind, muss es senderseitig Gründe dafür geben! Man ist dort von diesem System eben nicht überzeugt, dass es die bessere Technik ist.
Deine Argumentation ist manchmal schwer nachvollziehbar. Die privaten Landesradios liefern nicht eben viele Anhaltspunkte, dass sie besonders auf hohe Qualität achteten. Wozu auch. Die senden nicht für Besitzer goldener Audiokabel und der Anteil der Leute, die ihr Programm länger auf einer halbwegs hochwertigen Anlage hören, dürfte verschwindend gering sein. Dass die privaten Landesradios nicht alle auf DAB+ senden, liegt daran, dass der Status Quo für sie womöglich einfach optimal ist.
- Die Klangqualität von UKW reicht vollkommen aus für den Empfang auf Küchenquäkern oder im Auto bei 130-km/h-Hintergrundrauschen.
- Die Werbekunden finden die Tonqualität ebenso ausreichend.
- Die UKW-Geräte sind spottbillig und Standard zum Radio hören.
- Das UKW-Band ist voll und neue Ketten de facto unmöglich.
- Die bestehenden Ketten können die privaten Landesradios de facto als Besitzstand ansehen. Zwar sind sie eigentlich regelmäßig auszuschreiben, aber in der Praxis kann man die Fälle von verweigerter Lizenzverlängerung aus den letzten 35 Jahren an einer Hand abzählen. Ob das mit der besonderen programmlichen Qualität oder herausragenden publizistischen Leistungen der Wellen zu tun hat, sprich: relevanten Kriterien, nach denen die begrenzte Ressource UKW eigentlich vergeben werden soll, könnte man vielleicht bezweifeln.
- In vielen Ländern liegen fast alle "guten" Ketten auch mehr oder minder bei einem einzigen Unternehmen bzw. sich sehr gut untereinander abstimmenden Unternehmen. In wie vielen Märkten gibt es mehr als zwei voll voneinander unabhängige Privat-Player? Das daraus resultierende Duopol bzw. Oligopol neben den stark regulierten ARD-Werbewellen ist für die Vermarktung und den nötigen Programmaufwand wirtschaftlich kein Nachteil.
- UKW ist damit effektiver Konkurrenzschutz und kaum überwindbare Markteintrittshürde, solange UKW von möglichst vielen Hörern in typischen Hörsituationen exklusiv als Empfangsweg genutzt werden kann.
DAB+ würde diese Situation ändern. Wenn man als privates Landesradio davon ausgeht, vom UKW-Konkurrenzschutz mehr profitieren zu können, als durch die neuen Verbreitungsmöglickeiten von DAB+ zu gewinnen wäre - dann bremst jeder Verantwortliche, der halbwegs strategisch klar im Kopf ist. Das ist pures Eigeninteresse.
Die Vorteile von DAB+ - größere Programmauswahl, geringere Verbreitungskosten, höhere Frequenzeffizienz - sind nicht (zwingend) Vorteile für die Landesradios.