Ich denke, man muss die Geschichte nach den verschiedenen Ebenen sortieren.
Auf der finanziellen Ebene wird das Deutschlandradio seit jeher kurzgehalten, obwohl es das öffentlich-rechlichste Angebot aller Rundfunkanstalten abliefert. Das, was das Deutschlandradio in einem Jahr insgesamt fur sein Gesamtangebot zur Verfügung hat, ist etwa weniger als das, was ARD&ZDF gerade an den reinen Rechtekosten für eine einzige WM an die korrupte FIFA überweisen. Trotzdem ist es natürlich merkwürdig, dass diese Finanzlücke nun so kurzfristig aufgetaucht ist, und der Zusammenhang mit den schlechten Quoten des Berliner Programms macht das ganze noch rätselhafter, schließlich läuft im Deutschlandradio keine Werbung. Da hat Programmdirektor Weber einiges zu erklären. Gleiches gilt für den Umgang mit dem Betriebsrat.
Die zweite Ebene ist die kulturelle innerhalb des Deutschlandradios. Eigentlich seit der Gründung vor bald einem Vierteljahrhundert fühlt sich die Berliner Mannschaft von Köln, wo Intendant und das prestigeträchrigere Informationsprogramm sitzen, untergebuttert, während das RIAS-Haus in der öffentlichen Wahrnehmung zumeist unter dem Radar fliegt. Doppelstrukturen auflösen heißt im Deutschlandradio zumeist, die Sache in Köln zu zentrieren. Als vor ein paar Jahren Mal beschlossen wurde, an Wahlsonntagen solle es nur noch eine gemeinsame Berichterstattung beider Programme geben, löste das eine regelrechte Rebellion in Berlin aus (obwohl die Zuständigkeit für die gemeinsame Sendung zwischen beiden Häusern rotieren sollte), und die kürzliche Umbennung zum Kölner "-funk"-Namen hat dieses Gefühl sicherlich auch wieder bestärkt.
Schließlich zu den geplanten Änderungen am Berliner Programm. In der Sache kann man schwer dagegen argumentieren. Der Kinderfunk, der ja erst seit wenigen Jahren auf dem 15-Uhr-Sendeplatz sitzt, ist disruptiv (das war er vorher um 13:30 Uhr freilich auch schon), und ein Kinderangebot per Podcast wäre wohl auch für die Zielgruppe interessant. Weniger Sport und Doppelmoderationen, das klingt fast so, als würde man sich die Kritik an der letzten Programmreform, wie sie auch hier im Forum geäußert wurde, zu Herzen nehmen, und künftig gesprochene Nachrichten ohne O-Töne, das ist auch ein schöner Gegentrend, wenn inzwischen viele Landesrundfunkanstalten selbst im Kulturprogramm nur noch O-Ton-Verschnitte anbieten. Auch wenn das nun nach einer Durchstellung der Kölner Nachrichten auch am Tag klingt.
Wichtiger als solche Eitelkeiten, wie eigene Nachrichten im Tagesprogramm wäre es, wenn sich Berlin auf seine Stärken konzentrieren würde, ein in Wort und Musik ansprechendes popkulturelles Programm am Tag ohne Scheuklappen, Vorgaben und Quotenblicken, aber immer mit inhaltlichen Wert anzubieten, hier seine Kompetenz zu entwickeln und auszubauen, und dort, wo Köln seine Stärken hat, nicht neidisch und mit RIAS-Nostalgie auf die Bewahrung seiner eigenen Nische bestehen.