Ich frage mich ja immer, warum so lange nichts geändert wurde.
Die Probleme von OE3 darf man nicht auf OE1 und FM4 abwälzen. Das sind unterschiedliche Welten: die der akustischen Massentapete und die der echten Radios. Echtes Radio hat mit Humanismus und Kultur zu tun und ist teils auch durchaus anstrengend. Es wäre mir neu, wenn sich so etwas irgendwo gut selbst finanzieren würde. Das sind gesellschaftliche Verpflichtungen, sie sind nötig für die "Hygiene" und Gesunderhaltung der Gesellschaft - sowas kostet auf direktem Wege immer Geld, genau wie z.B. das Bildungswesen. Auf Umwegen mag es sich refinanzieren, aber soweit denkt und blickt niemand.
Ausflug nach Deutschland: wieviel werden die ganzen Polizeieinsätze, Feuerwehreinsätze, Touristen-Gewinnausfälle, Wirtschaftsschäden durch Fachkräfte-Abwanderung in Sachsen bereits gekostet haben? Die Ausfälle aufgrund der nun massiv und offen zur Schau gestellten und in Taten umgesetzten rechtsextremen, nationalsozialistischen und rassistischen Einstellung gewisser Bevölkerungsteile? Wieviel hätte das nun für die Symptomvertuschung und kurzfristige Gefahrenabwehr ausgegebene Geld denn bringen können, hätte man damit frühzeitig in intelligenten Hörfunk und andere Maßnahmen zur langfristigen Gesunderhaltung der Gesellschaft investiert in den vergangenen 25 Jahren? Das ist die "Umwegrentabilität", die ich meine. Und das ist in Österreich offenbar nicht anders, denn für Österreich gilt ja offenbar die Aussage von Robert Menasse, die perfekt auch Ostdeutschland hätte beschreiben können:
http://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=e2445d85-80e6-405e-a602-2ca6691ff256 - ab 3:15 bitte besonders gut hinhören.
Zurück nach Österreich und zum ORF: hier steht etwas
http://noisey.vice.com/alps/blog/oe3-verlor-marktanteile-warum-oesterreicherquote-384 und hier
http://images.derstandard.at/2014/07/30/oesterreich-anteil-oe3.jpg und Tagesreichweiten 10+ findet man auch einige.
1. HJ 2009 - 1. HJ 2010: FM4 3,7 -> 3,9%
http://www.mecglobal.at/assets/Uploads/Reports/Resources/Radiotest1HJ2.pdf
1. HJ 2012 - 1. HJ 2013: FM4 3,3 -> 3,7%
http://images.derstandard.at/t/12/2013/07/25/1373562474744-radiotestoe.jpg
1. HJ 2014 - 1. HJ 2015: FM4 3,5 -> 3,9%
http://zenithoptimedia.at/radiotest-1-halbjahr-2015/
2. HJ 2014 - 2. HJ 2015: FM4 3,7 -> 3,9%
http://zenithoptimedia.at/radiotest-2-halbjahr-2015/
Das ist also immer stabil bei FM4, und angesicht der niedrigen Fallzahlen sogar extrem stabil.
Die Tagesreichweite 14-49 liegt damit bei je ca. 6% - auch in einer Zeit, in der jeder Jugendliche und junge Erwachsene die ganze Welt der Musik auf 0,4 cm zusammengepresst in der Tasche mit sich herumträgt. Was wäre da zu reagieren und zu handeln, außer weiterhin langfristig wachsam und am Weltgeschehen zu bleiben und zu schauen, wie man noch näher an junge Menschen rankommt, ohne das Programm zu ruinieren?
Die Handlungsnot haben allein die Popdudler, denn die werden durch das bidirektionale Gerät mit Funkanbindung namens Smartphone zunehmend obsolet. Dagegen hilft Inhalt - dann sinkt die Quote aber auch radikal (Inhalt polarisiert), das Programm hat aber vielleicht langfristig eine Existenzchance. Eine reine Popwelle ohne relevanten Inhalt, der als Alleinstellungsmerkmal dienen kann, wird diese Chance nicht haben.
FM4 hat bislang dieses Alleinstellungsmerkmal in mehrfacher Hinsicht (sowohl im Wort als auch in der Musik) und könnte es bei einer "Neuausrichtung" nur verlieren.
Also Finger weg von FM4 und auch von OE1! Diese Programme werden, wenn man sie leben läßt, die Überlebenden des Radiosterbens sein.
Wer müsste dem alles zustimmen?
Wenn es so läuft wie in Deutschland, wären alle Lichter faktisch auf "grün" mit der Wahl der Führungsetage. Sieht man doch super beim WDR, wie nun ohne jede Intervention durch diesen sogenannten Rundfunkrat der Hörfunk vernichtet wird. Sieht man auch gut beim MDR, wo die neuerliche Zerstörung von Sputnik 2010 ebenfalls ohne Widerstand durchgewunken wurde. Letztlich sind das Monarchien, wenn einmal abgenickt wurde. Eigentlich wäre in vielen Anstalten mal ein Putsch nötig.