So ist es. DVB-S2 ist eine Weiterentwicklung, das auch u.a. eine andere Modulationsart kann, die komplexer ist und nen effizienteren Fehlerschutz hat. S2 kann deshalb mehr Datenrate auf gleicher Transponder-Kanalbreite unterbringen, ohne dass der Empfang wackliger würde.
In DVB-S haben die schmalen Astra-Transponder meist eine Symbolrate von 22000 kSymb/s und einen Fehlerschutz von 5/6 (1/6 der Datenrate geht für den Fehlerschutz ab, 5/6 sind Nutzdaten). Moduliert wird in QPSK - nur das können DVB-S-Receiver. Das ergibt 33,8 MBit/s netto auf den schmalen Transpondern und bei Umsetzung in Kabelnetze mit alten Umsetzern, die keine "Stopfnullen" auffüllen können, kommt man damit auf die bekannten Parameter 64 QAM, Symbolrate 6111 kSymb/s im Kabelnetz. Beispiel derzeit noch: TP 51 mit Tagesschau24 SD, One SD, arte SD und Phoenix SD (sowie dem lustigen "Test-R", das sich minütlich wechselnd mit Bild und Ton von arte bzw. Phoenix schmückt, das hat man dereinst aufgeschaltet, damit man gleich im Laden Geräte von der Kaufabsicht aussondern kann, die die Regionalprogrammumschaltung via dynamisches PMT nicht beherrschen). Oder auch der SD-Transponder von Pro7 / Sat1 (TP 107).
Der gleiche schmale Transponder könnte in DVB-S2 mit der effizienteren Modulationsart 8PSK, 22000 kSymb/s und FEC 2/3 gefahren werden. Mit Pilot-Signal sind das dann schon 42,6 MBit/s. So machen es die deutschen Öffis auf ihren HD-Transpondern. Auch HD+ macht es teilweise so. Mit etwas Einschränkung in den Empfangs-Randbereichen kann man auch auf FEC 3/4 gehen und hat dann 47,8 MBit/s netto verfügbar. So läuft das z.B. beim HD+ Transponder von RTL. Damit ist man bei Kabelumsetzungen schon nahe an den dort möglichen 50,8 MBit/s bei 256 QAM.
Die breiten Transponder auf Astra laufen üblicherweise mit einer Symbolrate von 27500 kSymb/s. In DVB-S mit QPSK wird normalerweise der Fehlerschutz FEC 3/4 genutzt, das ergibt 38 MBit/s und bei Umsetzung in Kabelnetze mit alten Umsetzern, die keine "Stopfnullen" auffüllen können, kommt man damit auf die bekannten Parameter 64 QAM, Symbolrate 6875 kSymb/s im Kabelnetz. Beispiel: TP 93, der Hörfunktransponder. Oder TP 89, der TP mit den SD-Programmen der RTL-Gruppe.
Diese Datenrate füllt einen Kabelkanal mit 64 QAM Modulation beinahe vollständig aus. Das passte in der digitalen Anfangszeit perfekt zusammen. Heute will man im Kabel aber auch nichts verschenken. Es passen 50,8 MBit/s netto in 256 QAM rein.
Betreibt man so einen Sat-Transponder in DVB-S2, kann man mehrere Dinge machen. Sinnvoll in Deutschland (wegen Umsetzung ganzer Transponder in Kabelnetze und der dortigen Begrenzung auf 50,8 MBit/s netto je Kanal) ist z.B., DVB-S2 mit QPSK zu kombinieren (auch das geht nur mit S2-tauglichen Receivern!) und bei einer Symbolrate von 27500 kSymb/s mit einem Fehlerschutz von 9/10 (!!!) zu arbeiten. FEC 9/10, also nur 1/10 Fehlerschutzdaten, sieht schlimm aus, ist aber nicht schlimm, denn DVB-S2 ist robuster und QPSK ist robust. Man hat also letztlich vergleichbare Empfangssicherheit und kommt nun mit Pilot-Signal auf 49,2 MBit/s netto, also einen Kabelkanal fast perfekt ausgenutzt. Sky macht das mit vielen seiner Transponder.
Würde man den Hörfunktransponder behalten und irgendwann auf S2 umstellen, könnte man das dann auch so machen und hätte zu den ca. 24 MBit/s Radio dann nochmal ca. 24 MBit/s frei, um z.B. mit UHD-Sendungen anfangen zu können. Der Preis dafür wäre, dass DVB-S-Receiver die Radioprogramme nicht mehr empfangen könnten. Und auch Kopfstellen-Umsetzer, die UKW daraus machen, wären dann meist raus. Betroffen sind u.a. der Blankom STR821, die Astro X-FM Octopus / Quad / Duo sowie der Kathrein UFO 313. Die haben alle nur DVB-S-Empfangsteile.
Geht man auf 8PSK, kann man deutlich über 50 MBit/s kommen. Knapp 60 MBit/s sind dann auf den breiten Transpondern möglich (DVB-S2, 8PSK, 27500 kSymb/s, FEC 3/4). Das ist in Deutschland eher nicht zu erwarten, denn damit kann man Kabelnetze nicht mehr einfach via Transmodulation des gesamten Transponders versorgen.
Sky macht genau das trotzdem mit Transponder 99. Der passt nicht in Kabelnetze. Dort packt Sky aber auch ein paar Programme drauf (ich glaube, derzeit noch 4), die aus vertraglichen Gründen von direkt übernehmenden Netzbetreibern nicht eingespeist werden dürfen. Filtert man diese Programme und ihre Komponenten raus, passt der Rest wieder in einen Kabelkanal. Blöderweise zicken manche Kopfstellenumsetzer dabei schrecklich, hängen sich gerne auf, verlieren die Filter nach gewisser Zeit (dann gibt es Datenüberlauf und Klötzchen-Terror) oder haben Probleme, die nicht dauerhaft aktiven Sport-Feeds zu signalisieren, so dass die beim Suchlauf im Kabelnetz nicht gefunden werden. Schon manche Software-Updates für Kopfstellentechnik wurde wegen Sky TP99 nötig. Und auch manche Handarbeit, um über "schmutzige" Tricks mit händisch angepasster und manuell ausgespielter Programmtabelle (SDT) doch noch komplettes Einlesen in Endkundenreceivern zu ermöglichen. Kleinkabler "lieben" TP99...
Im Kabelnetz (also DVB-C) ist es allerdings wurscht, ob das mal von DVB-S oder von DVB-S2 kam. Es gibt für die Receiver keinen Unterschied, es ist dann ja in beiden Fällen DVB-C.
Der Plattformbetreiber M7 / Kabelkiosk, der für PYUR und viele mittlere und große Stadtnetze die Privaten in HD und weitere verschlüsselte Zusatzangebote bündelt und bereitstellt, läuft über Eutelsat 9° Ost. Die nehmen DVB-S2, 27500 kSymb/s, FEC 2/3, Pilot on und haben damit 53 MBit/s. Das passt doch gar nicht ins Kabel! Richtig. Man hält in den Transportströmen einen gewissen Anteil "Stopfnullen" vor, netto kratzt man irgendwo bei 49 MBit/s herum. Das passt also in einen Kabelkanal - wenn der Umsetzer dazu in der Lage ist, die Stopfnullen zu entfernen und dann neu auf Kabelkanal-Datenrate "auszupolstern". Und zack, zumindest ein Kopfstellenhersteller hatte da gepatzt und Kabelkiosk lief nicht. Es war ein Software-Update fällig...
Und noch etwas, das im ersten Moment vielleicht nicht ganz klar ist: "HD" oder "UHD" ist nicht an die Modulationsart gekoppelt. Man kann durchaus HD auf DVB-S-Transpondern verbreiten - siehe WDR. Man kann auch UHD auf DVB-S-Transpondern verbreiten - siehe TP 13 mit RTL UHD. Läuft in herrlich antiquierten DVB-S, QPSK, 22000 kSymb/s, FEC 5/6 mit 33,8 MBit/s Nettodatenrate des Transponders. Das kann man auch mit den ältesten Kopfstellenumsetzern umsetzen. Die sind so "dumm", die bekommen gar nicht mit, dass in den Daten, die sie demodulieren und wieder modulieren, ein moderner Standard drinsteckt.