Das Dokument enthält doch nur ganz konkrete Sprachregelungen. Das ist Standard. Wenn du davon ausgehst, dass deine Organisation viele Anfragen zum selben Komplex bekommt und die Anfragen von vielen Leuten bearbeitet werden, die selbst nicht im Thema drin sind, gibt man ihnen einen Antwort-Leitfaden.
Wenn das zu sagende korrekt wäre...
Der Audiostandard AAC-LC ist Bestandteil des DVB-S2-Standards und wird von allen standardkonformen Empfängern (Set-Top-Box oder Fernseher) unterstützt.
...ist beispielsweise eine leicht zu widerlegende Behauptung. Es sei denn, die Industrie hat den Markt in Deutschland mit nicht standardkonformen Geräten geflutet.
Codecs sind nur in bestimmten Märkten / Regionen verpflichtend und so etwas muss in Abstimmung mit der Industrie Jahre vorab geklärt werden. Da das offenbar nicht erfolgte, findet nun die "Fernabschaltung" der Endgeräte bei den Rundfunkbeitragszahlern statt. Natürlich werden die meisten Fernseher AAC spielen, aber Fernseher nutzt man nunmal nicht allzu häufig für Radio. Ausgerechnet die für Radio am besten geeigneten Receiver bleiben nun stumm.
Stattdessen bietet sie ein neues, umfassendes Angebot an, dass kosteneffizient ist - bei größtmöglicher Kompatibilität zur vorhandenen Empfangstechnik.
Die "größtmögliche Kompatibilität" hieße: Layer II. So wie bei SRG / SSR in der Schweiz. Trotz Platzmangel auf dem nun einzigen Transponder 256 kBit/s MPEG 1 Layer II. Das wäre bei der ARD sehr wahrscheinlich auch möglich gewesen, warten wir mal, was sie dem TV an Datenrate wegnehmen und schauen dann mal, was man hätte stattdessen machen können. Da fänden sich eventuell überraschende Lösungen.
Und der Mehrkanalton ist in AAC völlig inkompatibel. DVB-S2/C ist nicht DVB-T2. Und selbst dort kommt oft nur Stereo raus, wo 5.1 erhofft wurde.
Durch den Wegfall des bisher für die Verbreitung genutzten Transponders 93 entstehen jährliche signifikante Einsparungen.
... die, was die anteiligen Kosten des Hörfunks betrifft, ungefähr auf dem Niveau von 2,75 "Tatort"-Produktionen pro Jahr liegen. Bei über 30 "Tatort"-Produktionen pro Jahr fiele das deutlich weniger auf, als den Hörfunk inkompatibel zu machen.
Und das ist nur ein Beispiel. Da gäbe es gewiss noch ganz andere im TV, ich kenne mich da nur nicht aus, ich besitze keinen TV. Spontan fallen mir nur so befremdliche Serien ein ("Sturm der Liebe"), bei denen mir einst von 15 Sekunden "Passivzuschauen" beim Queren des elterlichen "Arbeitszimmers" (da ist dort der TV versteckt) schon aufgrund der abgesonderten situativen "Energie" übel wurde.
Der Audiostandard AAC-LC ist mittlerweile Bestandteil des DVB-S2-Standards und wird von allen seit ca. 2012 im Markt erhältlichen, standardkonformen DVB-S2-Empfängern (Set-Top-Box oder Fernseher) unterstützt.
Mir tun die Hotliner jetzt schon leid, wenn sie den Anrufenden erklären müssen, dass sie wohl irgendwas falsch machen, da ihr Gerät das doch eigentlich können müsste.
Ältere Receiver, die nur den DVB-S-Standard empfangen können, müssen ersetzt werden. Gute DVB-S2-fähige Set-Top-Boxen sind ab 50€ aufwärts verfügbar.
Ich kann die Frage nur wiederholen und die ARD wird sie hoffentlich zu gegebener Zeit beantworten: welche radiotauglichen Geräte sollen das sein? Also 43 cm breit, 16-stellige Programmnamenanzeige, Aufnahme auf USB oder eingebaute Festplatte (und am PC auslesbar), ggf. Netzwerkanschluss, ggf. RDS-Anzeige - solche Geräte werden jetzt nämlich entwertet. Die 30-EUR-Dosen aus Fernost, die man bei Amazon mit zig Brandings und immer gleicher Bedienungsanleitung kaufen kann, sind damit doch hoffentlich nicht gemeint, oder? Also die mit der Nummernanzeige?
Hörer*innen mit einem DVB-S2-fähigen Empfänger, können ab dem 20. Juli 2021 einen Sendersuchlauf durchführen und das neue Angebot nutzen.
Meine Satantenne am Hauptwohnsitz ist wegen Fassadenarbeiten derzeit demontiert. Ich muss die dann wirklich schnellstens wieder installieren und mir den Spaß machen, mich wegen des nicht mehr spielwilligen DVB-S2-tauglichen HDTV-Receivers durch die technischen Hotlines zu klingeln und zu mailen. Das wird gewiss nicht so lustig wie das Radio-PSR-Sinnlostelefon.
Hörer*innen, die noch keinen DVB-S2-fähigen Receiver/Empfänger haben und nach dem 31. Dezember 2021 weiterhin Hörfunk über Satellit nutzen wollen, benötigen einen DVB-S2-fähigen Empfänger.
Wenn Handel und Hersteller bis dahin nicht die vielen nicht AAC-tauglichen Geräte (auch Kabel!) entsprechend kennzeichnen, geht ganz lustiger Spaß los - nur für den Handel wird er unlustig werden. Ist das Gerät nun defekt? Erfüllt es nicht den "Standard"? Muss der Kaufvertrag rückabgewickelt werden oder trifft den Händler keine Schuld? Ich habe da gerade so zwei Kabelreceiver vor meinem geistigen Auge, einen Single, einen Twin, beide zeigen Programmnamen an, beide sind aktuell im Handel - und beide unterstützen kein AAC. Und beide werden auch als Radiogeräte beworben. Aber vielleicht bekommen die ja dann doch noch ein AAC-Update.
Hörer*innen, die nicht weiter Hörfunk über Satellit nutzen wollen, können auf UKW und DAB+ oder Internetstreaming und die ARD-Audiothek zurückgreifen.
Klar doch. Gern in Diktergerätequalität (MDR, WDR) und auf das regionale Angebot beschränkt via DAB+ oder in 128 kBit/s MP3.
... dann hätte ich nichts gegen diesen Leitfaden.
Aber ich kenne sowas aus der Industrie. Vor Messen bekamen wir richtig hartes Fragen-Antworten-Korsett direkt vom obersten Boss. Konzernleitung. "Zulässige" Fragen von Standbesuchern wurden dort mit den exakt zu gebenden Antworten serviert. Die Antworten waren letztlich auswendig zu lernen. Alle weiteren Fragen waren nicht zu beantworten und mussten an die Presseabteilung verwiesen werden.
Von daher ist das wirklich normal und harmlos, was die ARD macht. Möglicherweise wissen die, die das erstellt haben, auch tatsächlich nichts von den Untiefen dieser einschneidenden Umstellung.
Naja, ist auf jeden Fall eine klare Aussage, die sich so liest, als wäre die DVB-Verbreitung der Hörfunkwellen sogar komplett auf der Kippe gewesen. Um die Entscheidung nachvollziehen zu können, bräuchte man noch die Nutzungsdaten.
Für die ARD scheint ihr eigener Hörfunk tatsächlich nur noch aus den Quotenwellen mit dem Dauerdudel zu bestehen - für den genügen ja auch die Hauptwege UKW, Stream ("Alexa, spiele...") und DAB+. Auf Qualität kommt es da auch nicht an.
Zahlen hatte ich bissl weiter vorne genannt: die Zahlen für Sat und Kabel steigen wieder, wenn auch nur extrem gering. In Summe haben Sat und Kabel demnach 22,5% von "irgendwas", bei dem nach gleicher Zählung DAB+ 25,3% hat. Was genau gezählt wurde, erschließt sich mir immer noch nicht (Digitalisierungsquote Hörfunk im Trend"), hier auf S. 24:
https://www.die-medienanstalten.de/..._Audio/DigiBericht_2020_AUDIO_D_final_WEB.pdf
Bei der meistgenutzten Empfangsart fallen diese beiden stationären Wege freilich komplett hinten runter (S. 26). Da dominiert natürlich der Weg, der im Auto genutzt wird: UKW. Man sieht schön, wie da auch der kabelanschluss (in Form von UKW) gekillt wurde mit der Abschaltung in den großen Netzen.
Aber selbst wenns fast niemand über Kabel und Sat hören würde: ich halte es schon für wichtig, dass die ARD die teuer produzierten Programme auch auf einem leicht zugänglichen Weg in hochwertiger Qualität anbietet.
Bestmögliche Qualität ist in der Produktion m.W. nicht (mehr) das Ziel. Man setzt auf "good enough" und steckt das Geld im Zweifel lieber in Inhalte als in höchsten Ansprüchen genügende technische Qualität. Dazu in anderem Kontext z.B. der NDR-Produktionsdirektor im letzten Jahr: "Technische Qualität ist längst nicht mehr so wichtig wie Inhalte. Der Zuschauer soll sehen, wofür wir sein Geld ausgeben."
Ahh ja. Deshalb ist NDR Blue qualitativ so lausig. Mit per Pegelerkennung reingestanzten Nachrichten, mit hübschem Rauschen in manchen Autorensendungen, mit abartiger Kompression.
Die ARD möge sich dann bitte aber auch nicht wundern, wenn es Menschen gibt, die sich für ihre teuren Thaler nicht am akustischen Schweinetrog abspeisen lassen wollen.