AW: Bildungsniveau ... gesucht? gefunden?
Hallo Jasemine,
danke für das Lob, geht mir mit deinen Beiträgen ebenso!
Jasemine schrieb:
Wo ist das Problem bei Zielgruppenorientierung? Und die Masse ist etwas sehr abstraktes und relatives. Wie groß die Masse sein muss, damit ein Sender als erfolgreich gilt oder wirtschaftlich tragfähig ist, hängt in Deutschland von Faktoren ab, die die Radiomacher nur schwer ändern können. Sie können nur die Produktion eines Radioprogramms verbilligen.
Das ist mir zu passiv und ein Ausdruck der "Nutznießermentalität".
Jasemine schrieb:
Zu angeblicher Stagnation und Deiner Wahrnehmung, nichts würde von außen eindringen: Die Aktion von BigFM mit Pinks Zunge und die noch aufmerksamkeitsstärkere Kopie dieser Idee von 104.6-RTL nehme ich als kreative, innovative Promotionidee aus einem ausländischen Radiomarkt wahr. Das fand Medienecho (weiß ich), erzeugte Gesprächswert (vermute ich), erhöhte die Bekanntheit (behaupte ich).
Also, die RTL-Fussball-Aktion fand ich einfach grandios, eben weil sie keine Kopie, sondern ein verfälschtes Zitat war. Das war witzig und durchdacht und funktionierte auf verschiedenen Ebenen. Es war eine Karikatur der Zungenaktion, die absolut daneben war und mit der Vergabe des schwarzen-Spielverderber-Peters an Pink noch tiefer in den Keller rutschte. Bei RTL hingegen war von Anfang an klar, dass es sich um einen Spaß handelte. Da wurden selbstironisch die Spielregeln des eigenen Mediums verulkt: der ewiggleiche Appell an die Gewinngier der Zuhörer als Zuhörmotivation, gefakete PR-Aktionen. ABER (auch wenn Herta ein wenig vorgeführt wurde, aber das war nicht bösartig): die Aktion war ohne Häme und wurde mit einer Charity-Aktion aufgelöst. DAS war meisterhaft. Ich weiß nicht, wer für die Aktion verantwortlich war, aber es muss (wir wollen ja wieder auf das Thema des Threads zurückkommen
) ein kluger Kopf gewesen sein.
Jasemine schrieb:
Sicher kann bei einer miesen Führungskraft mit willfährigen Radfahrern keine gute Unternehmenskultur aufkommen. Aber Differenz führt noch lange nicht automatisch zu Wachtum, Stärke und Intelligenz. Da braucht es noch ein paar andere Faktoren, die meiner Ansicht darauf hinauslaufen, dass du eine oder mehrere kompetente Führungskräfte brauchst, wenn Du das Potential deiner Mitarbeiter, deiner Marke, deiner Kommunikationskraft usw. voll ausschöpfen willst.
Da hast du sicher recht, auch mit der Differenz muss richtig (moderierend) umgegangen werden. Dafür brauchst du Führungskräfte, die nicht nur fachliche, sondern auch soziale Kompetenzen aufweisen. Wer allerdings nicht in der Lage ist, in einer mittel- bis längerfristigen Perspektive zu denken, oder Angst um seinen eigenen Stuhl hat (gerade in Krisen), wird kritische, weil unbequeme Mitarbeiter (und das sind meist, nicht immer, die erfahrenen und gut ausgebildeten) scheuen wie der Teufel das Weihwasser.
Ich hatte vor ein paar Monaten das Glück, eine "Grande Dame" des Privatradios (inzwischen leider in einer anderen Branche tätig, die Erfolgsleiter emporgeklettert) kennenzulernen. Eine großartige Frau, die einige Jahr GF bei einem privaten Spartensender war. Sie hat (als die Vermarktung ihres Programmes über RMS nicht funktionierte) auf Druck der Gesellschafter das Programm zunächst weitgehend automatisiert (-> kostengünstige Produktion). Bei den Mitarbeitern hat sie auf eine kleine, aber qualifizierte Rumpfmannschaft geachtet. Diskurs war erwünscht und wurde gefördert. Sie hat sich mit diesem Zustand nicht zufrieden gegeben, sondern alternative Vermarktungskonzepte entwickelt, die sich unmittelbar auf die Programmqualität auswirkten. Und dies höchst erfolgreich. Nach 2 Jahren wurden schwarze Zahlen geschrieben, die Hörerzahlen stiegen (bei stagnierender technischer Reichweite). Dann wurde sie von einem Headhunter abgeworben. Die Gesellschafter krempelten das Konzept analog zu der allgemein gebräuchlichen Formel um, formatierten das Programm, setzten wieder auf Spotwerbung, betrieben Marktforschung ... vergebens. Trotz Expansion im Frequenzbereich sanken die Hörerzahlen rapide, die Vermarktung funktionierte nicht. Das professionalisierte Programm passte ins Schema, wurde aber nicht angenommen. Ok, das ist ein Beispiel für ein Spartenradio und auf Massen-Wellen nur bedingt zu übertragen. Aber mir hat es gezeigt, dass der Mut, einen anderen Weg zu gehen von Erfolg gekrönt sein kann. Panikstarre bringt nichts.
Gruß postit