@Südfunk 3 Du meintest doch K
nopfmenschen, oder?
Nochmal etwas aus der Praxis.
In der Fernsehproduktion meines Arbeitgebers wird jedes einzelne und noch so kleine Programmelement (Trailer, Beitrag, Sendung, Langformatfilm) nach EBU R128 produziert.
Die Lautheit wird dabei zum frühestmöglichen Zeitpunkt, und das ist in der Regel im Schneideraum, gemessen und beachtet. Wenn ein Beitrag ins Mischstudio geht, haben die freistehenden Parts (O-Töne etc.) auf etwa -23LUFS ausgesteuert zu sein; praktikabel ist da eher der short term Wert, als integrated.
Der mischende Mensch am Pult braucht dann
theoretisch nur den/die Regler auf 0dB zu ziehen,
praktisch wird natürlich nach Notwendigkeit und Geschmack gefiltert und komprimiert.
Schlussendlich purzelt ein Beitrag heraus, der als ganzes -23LUFS +/- 0,5LU und -1dBTP einhält.
(Fremdproduktionen haben sich ebenfalls an diese Parameter zu halten, sonst rasseln sie durch die technische Abnahme).
Der Toningenieur in der Sendung braucht dann auch
praktisch nur den Regler der Zuspieler auf 0dB ziehen, die Live-Anteile passend dazu aussteuern (Toleranz +/- 1LU) und fertig ist die R128-Laube.
Der Jünger LevelMagic im Signalweg der Sendeabwicklung wird sich dabei gepflegt langweilen und allenfalls limitierend eingreifen, sofern Pegelspitzen es überhaupt soweit schaffen und nicht schon vorher abgefangen wurden.
Anders sieht es bei der Versendung von Archivmaterial aus, das nicht nach R128 produziert wurde (file-basierte Lautheitskorrektur gibt es derzeit nicht), da greift LevelMagic gegebenenfalls mit eher lahmen Regelzeiten ein.
Mehr passiert da nicht mit dem Ton. Muss auch nicht, es hat bei nahezu jedem Bearbeitungsschritt Fachpersonal Ohren und Hände dran. Und ich lehne mich soweit aus dem Fenster zu meinen, dass das jede Ö-R-Bude einigermaßen vergleichbar tut.
Da das seit etwa 2011/2012 so getan wird darf man davon ausgehen, dass die Missverständnisse und Fehler der R128-Pionierzeit längst beseitigt sind (ich hörte mal die skurille Fehlinterpretation, das Signal müsste zu
jedem Zeitpunkt -23LUFS haben, also Integrationszeit = 0! Hätte sicher interessant geklungen...). Im Alltag funktioniert R128 einfach, und ich habe bisher keinen fachlichen Kollegen getroffen, der das nicht als enorme Erleichterung der Arbeit empfindet, denn endlich zählt wieder der Klangeindruck und nicht die sklavische Einhaltung eines elektrischen Pegels, Dynamik darf und soll wieder gestalterisches Mittel sein.
Wenn an R128 etwas grundsätzlich „nicht passt“ wie Du
@ADR schreibst, habe ich die letzten knapp 10 Jahre wohl einen lausigen Job gemacht - denn das muss mir irgendwie entgangen sein.
Mich interessiert wirklich, was Du genau meinst, kannst Du Deine Kritikpunkte konkret benennen?
Allerdings - dass Privatsender die Angelegenheit durchaus anders handhaben, konnte ich an Serien und Spielfilmen auf RTL 2 feststellen. Da hört man eine AGC-Achterbahn vom feinsten, leise Atmo-Passagen werden locker 30dB hochgeregelt und beim nächsten Dialogeinsatz bretthart wieder runtergeprügelt. Am Ende stehen dann wohl auch integrierte -23LUFS auf dem Messeisen, aber verstanden wurde das Prinzip anscheinend nicht...