Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Es ging am Dienstag in "Der Abend" um 100 Jahre "1. Weltkrieg". Die Autorin des letzten Beitrags um kurz vor 22 Uhr meinte sicherlich das Wort "rationiert". Über den Sender gegangen ist aber ein völlig anderes Wort: "rationalisiert". Leicht daneben.

Wenn ich das merke, sollte das die Autorin eigentlich erstrecht merken (und nicht so einsprechen). Es würde mich aber auch nicht weiter wundern, wenn irgendeine "Automatische Rechtschreibkorrektur" das Wort im Manuskript eigenmächtig geändert hat: Einlesen und fertig...

http://www.swr.de/swr1/bw/programm/...90/nid=446250/sdpgid=914877/uogd8t/index.html


Niemand kann behaupten, daß dieser Thread "umsonst" ist. Dieser Thread wird schon gelesen! Wie der Volksmund schon sagt: Man trifft sich immer zweimal im Leben.

Das lief gerade über SWR1. Der "Vorher - Nachher Vergleich" - exklusiv hier im Thread.
 

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Ich trage normalerweise keinen Colt. Aber ich "sichere" euch beide natürlich, wenn ihr gemeinsam die Hörfunkdirektoren besucht. Man kann nie wissen. ;)

Und nein, mir geht gerade "keiner ab"! Wer das denkt, denkt völlig falsch.

Wir alle versuchen Profis zu sein. Aber weil wir "nur" Menschen sind, passieren auch Fehler. Die Fehlerquote des Menschen steigt massiv an, je mehr er unter Zeitdruck gesetzt wird!

Und das ist hier das eigentliche Problem!

Solche Fehler passieren nur, wenn ein Journalist massiv Zeitdruck hat! Außerdem hat die Endkontrolle versagt! Wer hat denn beim SWR1 den Hut auf?

Erzählt mir mal etwas. Ich bin ganz Ohr. Ich höre zu!



Wer mich verarschen will, sollte dann aber wirklich sehr gut vorbereitet sein...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob Zeitdruck, fehlende Endkontrolle, Schlamperei oder was auch immer. Seien wir ehrlich. So etwas passiert und kann immer wieder passieren. Im Eifer des Gefechtes. Und der Zeidruck muss ja nicht immer hausgemacht sein. Manchjmal kommt in letzter Minzute noch eine neue Meldung rein, muss schnell geschrieben, schnell in die News-Reihenfolge einsortiert, schnell ins Studio getragen werden, was auch immer - und schon verhaspelt sich einer, der sonst solide arbeitet. Ist mir alles in meiner Zeit als Nachrichtenredakteur und -Sprecher häufig genuig selbst passiert. Bei der nächsten Staffel wird der Fehler dann korrigiert und gut ist ...
 
Ich kenne doch auch diesen ganzen "Scheiß"!

Vielleicht hätte es auch völlig (aus)gereicht, wenn ich nur geschrieben hätte, daß der Beitrag geändert wurde.


Nee Leute! Das wäre absolut LAME ;)


Das ist hier ein Radioforum - man muß hier auch etwas hören können! Sonst macht es doch keinen Spaß!
 
Gestern habe ich auf SWR1 eine Nachrichtensprecherin ertragen, die sich in einer Meldung viermal verhaspelt hat. Ich bin kein solcher Mitschneidefetischist wie @Zwerg#8 und kann das deshalb hier nicht belegen. Aber neben dem, dass es mir natürlich aufgefallen ist und leichtes Mitleid bzw. Mitschämen ausgelöst hat, hat es am Wert der Nachrichten insgesamt wenig geändert. Was habe ich da umgekehrt von einem fehlerfreien Schnellschwätzer im Dudelfunk, der mir perfekt geglättet und astrein hochdeutsch inhaltsleere Nichtigkeiten oder oberflächliche Showsätze präsentiert? Dann lieber vier Verhaspler aber echten Content.
 
Es ist sind keine neuen Blüten, aber sie markieren Sprachlotterei im Sinn des Wortes und sie blühen und blühen und blühen:

-ick statt -ich bei -ig am Wortende und Silbenschluss und ein 'eh' statt eines 'ä'.

Es ist mir völlich gleichgültich, ob sich schon jemand zwanzich, dreißich oder vierzich mal darüber beklagt hat, aber -ig am Silbenschluss oder Wortende wird trotz allen Klugscheißerscheißertums auch im deutschen Hörfunk, vor allem dem öffentlich-rechtlichen, wie -ich gesprochen.
Die krankhafte Verickung des -ig führt sogar zu Schreiblotterei, wie ich dieser Tage ausgerechnet im Qualitätsmanagementhandbuch eines Unternehmens lesen musste. Dort bezeichnete man sich als mittelständiges Unternehmen. Einigermaßen mittelständig ist eine Nase oder ein Penis, aber ein Unternehmen, das im Mittelstand (was auch immer das sein mag) agiert, ist mittelständisch! Und es ist mittelständisch, nicht mittelstendisch!

Meine Damen und Herren Moderateusen und Moderatisten (um gleich noch möglich abstrakt und dämlich zu gendern): Wir haben in unserer Sprache das Ä, um es auch zu verwenden! Wir kaufen keinen Kehse und es ist auch nicht der Deutsche Stehdtetag, der sich über knappe Kassen beschwert und mit Gebührenerhöhungen droht.

Es bleibt mir ein Rätsel, warum ich immer mehr dieses Sprachmülls im Radio, namentlich in öffentlich-rechtlichen Infowellen hören und ertragen muss. Es mag daran liegen, dass Radio sonst für mich keine Rolle mehr spielt. Ich habe aber auch abseits vom Hörfunk die Entdeckung gemacht, dass vor allem Menschen, die sich für besonders gebildet halten, weder ein -ich am Wortende und im Silbenschluss phonieren, noch ein deutlich vernehmbares Ä. Je studierter, desto größer die Abneigung, als ob es eine Sünde wäre, einfach Deutsch zu sprechen.

Intelligent ist wohl eher, wer weiß, warum es Könickreich, aber Könichsweg heißt. Intelligent ist auch der, der bemerkt, dass es zwischen einer Bewehrung und einer Bewährung mehr als nur Unterschiede gibt und sie auch genau deshalb so ausspricht.
Im Radio interessiert niemanden, ob jemand Maschinenbau, oder die Mythologie des Neandertalers studiert hat. Auch Doktorarbeiten über die wissenschaftlichen Untersuchuchungen, warum es die Evolution bei der Dicke eines Schamhaares bei Drahtstärke belassen hat, während Microfasern längst gängiger Standard sind, sind Hörern und Lesern völlig egal. Sie wollen Deutsch!

Das dürfte in der Konsequenz heißen, dass diejenigen, an deren Stuhl vorerst nicht gesägt wird, hinterfragen sollten, was sie ins Mikrofon spucken, und die Entscheider, die entscheiden, ob jemand überhaupt etwas in ein Mikrofon spucken darf, sollten einfach mal hinhören.

Aber nach Aktenlage entscheiden ist ja einfacher, gell?
 
Deas Klage kann ich nur unterschreiben. Man muss allerdings bei diesen Sprachlottereien zwischen fahrlässiger Schlamperei und mangelndem Vermögen unterscheiden.
Hier im süddeutschen Raum, aus dem ich stamme, gehört zum Beispiel das Endungs-ig zur Dialektaussprache. Das heißt, wer hier aufgewachsen ist, der spricht in der Regel "zwanzig", "dreißig", "vierzig" etc. so aus, wie es geschrieben wird und nicht glattdeutsch "zwanzich", "dreißich" etc. Mir hat man es in mühsamen Sprecherschulungen nur unvollkommen ausgetrieben, denn immer wieder schlägt es auch heute noch durch. (Nebenbei einer der Gründe, warum ich mich vom Mikrofon verabschiedet habe).
Regional- oder Lokalsender dürften deshalb mit dem Thema "korrekte Aussprache" auch etwas anders umgehen, als Landes- oder Bundeswellen. Auch das Bayrische oder Sächsische bewahrt ja die eine oder andere Aussprachebesonderheit. Sie bei einem bayrischen Sender dann on air dem Moderator auch anzuhören, hat mich noch nie negativ gestört, sondern mich eher für diesen Sprecher und Sender eingenommen.
 
Ich habe regelrecht darauf gewartet, dass die Entschuldigung bzw. Erklärung bzgl. "Lokalkolorit" kommt. Volltreffer!

Das lasse ich aber so nicht gelten. Zu lokalem Kolorit bzw. Dialekt gehört fast ausnahmslos auch eine mehr oder minder schwere und entsprechend auffällige Verbildung vor allem der Vokale. Wenn ich - und ich weiß als Sachse mehr als genau, wovon ich spreche - versuche, das zu verhindern, dann kann ich auch gleich versuchen, Deutsch zu sprechen. Und genau das heißt eben nicht nur, eine möglichst lautreine Phonetik anzustreben, damit möglichst niemand hört, wo der Sprecher seine Wurzeln hat (schlimm genug, das man sich dafür schämen muss). Das heißt auch, auszumerzen, was grundsätzlich falsch ist!

Da halte ich die simple Regel, -ig im Silbenschluss und am Worteende werde wie -ich gesprochen, sofern keine Lauthäufung droht, für eine der einfachsten, die man sich verinnerlichen kann. Und ein Ä kann man einfach nur verlauten lassen, wo es im Wort auftaucht.

Vielleicht wäre es auch hilfreich, diesbezüglich zu hinterfragen, wie Sprecherzieher arbeiten. Neben der anatomischen und motorischen Funktionalität der am Sprechen beteiligten Körperteile ist Siebs' Regelwerk auch nicht außer Acht zu lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Deas Klage kann ich nur unterschreiben. Man muss allerdings bei diesen Sprachlottereien zwischen fahrlässiger Schlamperei und mangelndem Vermögen unterscheiden.
Regional- oder Lokalsender dürften deshalb mit dem Thema "korrekte Aussprache" auch etwas anders umgehen, als Landes- oder Bundeswellen.

Da ich weiß auf welchen
@dea schreibt, kann ich den Beitrag ersten nur unterschreiben. Vor allem, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel "zwanzig" in diesem Fall "zwanzisch" im Dialekt ausgesprochen würde, sprich, das -ich näher läge als das -ick. Die Ver-eh-hung des "Ä" widerum kann ich in dem Fall allerdings eher verstehen, da speziell in dieser Region, abgesehen vom flüssigen Lokalfavorit, sprachlich gern aus dem "Ä" ein "E" gemacht wird.

Allerdings kann ich @Mannis Fan in dem Punkt zustimmen, wenn er schreibt, dass
Hier im süddeutschen Raum, aus dem ich stamme, gehört zum Beispiel das Endungs-ig zur Dialektaussprache. Das heißt, wer hier aufgewachsen ist, der spricht in der Regel "zwanzig", "dreißig", "vierzig" etc. so aus, wie es geschrieben wird und nicht glattdeutsch "zwanzich", "dreißich" etc.
Die Jahre, die ich dort verbringen "durfte", lernten mich dasselbe - und ich ärgere mich noch heute darüber, denn diese "Schlamperei" wieder loszuwerden ist mehr als schwer.
 
Oder aus der Dekade von 1980 bis 1989, um es gewählt auszudrücken...
Jaja, diese Lokalkolorite... Furchtbar, insbesondere bei österreichischen Sendern wie bei Kronehit...
 
Das heißt, wer hier aufgewachsen ist, der spricht in der Regel "zwanzig", "dreißig", "vierzig" etc. so aus
Ja, und ich hab' mich bis heute nicht an dieses "Gezicke" gewöhnen können. Ich stell' mir dann immer vor, daß Ihr auch so schreibt. Zwanzick, Vierzick, Fünfzick...

Kese statt Käse zu sagen, finde ich auch nicht schön, aber ich betrachte es als regelrechte Sprachschlamperei, wenn umgekehrt aus dem E (noch dazu aus dem gedehnten) ein Ä wird. Wobei ich zugeben muß, daß aus Erde ziemlich schnell Ärde werden kann, was wohl am R liegt. Trotzdem ist es möglich, "ER" richtig auszusprechen, wie die ARD mit "Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen..." beweist. Achtet mal drauf!

Besonders verbreitet scheint mir das Ä-Phänomen bei jungen Menschen. Schätzungsweise 95% aller Schüler sagen, daß sie von einem Lährer unterrichtet werden. Ganz schlimm wird's, wenn einer von denen dann noch sagt, daß etwas gegen seine Ähre gehe. Ich muß dann immer an "leuchtendes Ährengold" denken.

Einen regelrechten Anfall - und jetzt komme ich wieder zum Thema 'Radio' - bekomme ich, wenn ein Nachrichtensprecher "Narichten" sagt. Merkt das in den Sendern eigentlich keiner?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hilde schrieb:
Ja, und ich hab' mich bis heute nicht an dieses "Gezicke" gewöhnen können. Ich stell' mir dann immer vor, daß Ihr auch so schreibt. Zwanzick, Vierzick, Fünfzick...

Holzweg! Wen dem so wäre, dann wäre die Analogie ja, dass alle Menschen mit korrekter Aussprache "zwanzich, dreißich, vierzich" schrieben. Das ist aber (hoffentlich) mitnichten so.
 
Christliche Zeitrechnung
Nochmals Dank an Ammerländer für den Wikipedia-Link

http://de.wikipedia.org/wiki/Christ...Geburt_als_Bezugspunkt_der_Jahresz.C3.A4hlung

Erinnert sich noch jemand an das Jahr-2000-Problem? - Dass wir heuer 2014 in der Jahreszählung im 21. Jahrhundert sind, ich noch im 20. Jahrhundert geboren wurde … kriege ich gerade noch auf die Reihe!

Zu: „Die 80er!“ komme ich schon wieder ins Schleudern: Zählen Songs aus 1974 schon zu den „80ern“, oder Songs aus 1994 noch zu den „80ern“???

Hm, für HEUTE auf jeden Fall:

„Wochenendalarm!“ für die Zeitumstellung von Sommerzeit zurück auf Winterzeit: „Wecker für die Nacht von SA zu SO auf 04:00am stellen. Dann um eine Stunde ZURÜCK stellen, weiter schlafen und SO zur 'richtigen' Zeit aufwachen!
 
Zählen Songs aus 1974 schon zu den „80ern“, oder Songs aus 1994 noch zu den „80ern“?

Naturgemäß nicht.

Und es gibt auch keine

Es gibt nur eine Mitteleuropäische Zeit, gern auch noch Normalzeit genannt, und eine Mitteleuropäische Sommerzeit. Aber auch das predigen die Nachrichten in diesen Stunden wie jedes Jahr selbstverständlich falsch. Deutscher Qualitätsjournalismus (normalen scheint es ja nicht zu geben).
 
Beruhigt Euch!

Wichtig ist doch >>
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