Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Vielleicht sollten wir einräumen, dass der Nachrichtenredakteur (oder die Redakteurin), welcher die News formuliert, unter Zeitdruck oder Stress stand. Wir haben hier ja die Muse, uns tagelang den Satz zurechtzulegen und darüber nachzudenken.
Vielleicht sollten wir das, ja. Vielleicht aber auch nicht. Bei aller Liebe zur Nachsicht, aber es ist auch ein Unterschied, ob Karl-Gustav von der Werkbank einen Text schreibt oder ein Nachrichtenredakteur. Letzterer verdient mit der Sprache sein Geld, da sollte er sie beherrschen. Wo er das nicht tut, sollte er wissen, dass er es nicht tut, und sich informieren, bevor er sich mit seinem Sprachkonglomerat an die Öffentlichkeit wendet.
Schließlich erwarten wir von besagtem Karl-Gustav von der Werkbank auch, dass er seinen Job beherrscht und zügig korrekte Werkstücke abliefert. Schließlich verdient er damit sein Geld und ist kein hergelaufener Nachrichtenredakteur, der sich aus Versehen an einer Werkbank versuchen darf. Hier würde ich einem Nachrichtenredakteur nahezu jeden Fehler nachsehen.

Bitter ist das "anything goes" in den Köpfen der Sprachverhunzer, die meinen, deshalb auf rein gar nichts mehr achten zu müssen, "weil Sprache sich ja auch entwickelt".
"Ja, du Depp! Und mit dir entwickelte sie sich zurüüüüüüück!"
 
Gebe Dir weitgehend Recht. Da landen wir wieder beim Kernproblem: Wer leistet sich noch einen ausgebildeten Redakteur oder gar einen professionellen Sprecher? Vom Profi erwarte ich (und bekomme ich auch) die von Dir angemahnte Qualität.
Aber inzwischen sind Profis nicht mehr die Regel, sondern eher die Ausnahme.
Schnellausbildungen, Pseudovolontariate, Quereinsteigertum und Praktikantenmissbrauch sind die Praxis. Was will ich da erwarten?
 
Diese Querstriche sind eine Hilfskrücke für Leute, die komplexe oder widersprüchliche Sachverhalte in Ermangelung von sprachlicher Ausdrucksfähigkeit nur mit Zeichensprache darstellen können.
 
der beobachter schrieb:
Bitter ist das "anything goes" in den Köpfen der Sprachverhunzer, die meinen, deshalb auf rein gar nichts mehr achten zu müssen, "weil Sprache sich ja auch entwickelt".
Oder anders: Wenn die Leute sich nicht den Regeln anpassen, dann muß man halt die Regeln den Leuten anpassen.
 
Es ist vollkommen irrelevant für die Grammatik des Satzes, wo die Arbeit stattfindet. Auch die Frage "80 Prozent wovon?" spielt keine Rolle. Der Kernsatz lautet "80 Prozent finden statt", "Arbeit" und "unter Wasser" sind zusätzliche Angaben, die keinen Einfluß auf die Grammatik des Satzes haben.
Richtig. Besonders deutlich wird die einzige richtige Schreibweise, wenn man einen Artikel hinzufügt:
"Die 80 % der Arbeit, finden unter Wasser statt" klingt ganz eindeutig "richtiger" als "Die 80 % der Arbeit findet unter Wasser statt" oder "Die 80 Prozent findet unter Wasser statt", wo man es noch deutlicher merkt, dass "finden", also der Plural hier hingehört.

Es gibt schon ein sachlich begründbares objektives "grammatisch richtig". Unsere Sprache ist bei weitem nicht so unlogisch, wie sie von manchen Sprachpanschern dargestellt wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke mal, es paßt schon in diesen Faden:
Gerade habe ich eine Werbung gehört, wonach der Hersteller eines bekannten Waschmittels mit einem "Dankomat" durch die Republik fährt :confused:
Von der Webebranche ist man einiges an Sprachlotterei gewöhnt, aber das toppt es irgendwie noch....
 
Ich weiß zwar nicht, was ein "Dankomat" ist, aber wenn sich diese Wortschöpfung aus "Dank" und "Automat" zusammensetzt, müsste sie im Dativ mit -en dekliniert werden. Meintest Du das?
 
80 Prozent sind aber ein Plural.
Wenn es aber absolut ausgedrückt weniger als 1 ist, ist es doch noch nicht einmal Singular. :D Der Plural von Prozent ist nicht Prozent.

Aus dem Tagesspiegel: "Die einfache Grundregel besagt, dass bei Prozentangaben mit allen höheren Zahlen als eins das Verb im Plural folgt. Nun ja, Ausnahmen sind zulässig. Folgt der höheren Zahl als eins das Subjekt im Nominativ Singular, darf das Verb im Plural oder im Singular stehen. Zehn Prozent Energie gehen/geht verloren." Eine amtliche Quelle wird leider nicht genannt...
 
Ich mach jetzt erst mal mein Jodeldiplom!

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:D@stereo
Auch wenn es ein paar Wochen gedauert hat, bis Du auf diese Replik gekommen bist: Alle Achtung! Das ist herrlich spitzindig. Der Plural von Prozent! Dass ich selbst nicht drauf gekommen bin. Es müsste also richtig heißen:
"80 Prozente sind aber ein Plural"
 
Ich bin ja normalerweise nicht sonderlich zimperlich, wenn es um "Versprecher" aller Art geht und normalerweise geht in diesem außerst liberalen Forum so einiges durch...

Ich könnte jetzt noch weiter um den heißen Brei drumrumreden oder die Nummer ganz einfach bringen. Das werde ich auch tun.

So richtig wohl fühle ich mich dabei aber nicht, denn der Inhalt der Meldung ist wirklich nicht witzig. Das interessiert aber den "Versprecher" nicht - der tauchte in dieser ernsten Meldung ja auch völlig ungefragt auf. "Unterdrücken" kann ich diesen Versprecher aber auch nicht, denn dann hätte ich ja eine Zensurschere im Kopf.

Wie weit darf/sollte man maximal gehen? Wo ist die Grenze des "guten Geschmacks" erreicht, der Spaß vorbei, wenn man hier Versprecher - natürlich auch mit einer gewissen Portion Schadenfreude (erzählt mir bitte nix) - ins Forum stellt?

Na dann zünde ich mal die "Hagelbombe"...
 

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Normalerweise hätte ich ja geschrieben "Versprecher haben hier nix zu suchen", aber die Dame liest ja doch recht langsam und konzentriert vom Blatt ab.
Hier liegt bestimmt eine Neurotransmitterlethargie vor...
 
Einen Kommentator dieser WM hab ich bei einer Lotterei abgehört und zwar Beni Thurnheer vom DRS: Benaglio, der schon viele Unhaltbare gehalten hat...
Es wird Zeit, daß er in Rente geht, also der Beni.
 
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Das ist aber eine weit verbreitete Unsitte, Fußballmoderatoren haben eben keine Ahnung, was "Unhaltbare" sind, standen sie in der Regel doch auch nie auf diesem Niveau in einem Tor.
 
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