Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Auch schön:

Sonne überschattet Feste
VON ANDREAS GRUHN - zuletzt aktualisiert: 14.07.2010

Mönchengladbach (RP) Vereine leiden unter der Gluthitze: Weil weniger Menschen ihre Feste besuchen und lieber in die Freibäder flüchten, sinken die Einnahmen. Viele sind aber darauf angewiesen.

Quelle
 
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In jedem Radioprogramm, auf jeder Internetseite (außer auf der, die ich betreue :D), in jeder Zeitung und in jedem Buch höre beziehungsweise lese ich falsch aufgebaute Sätze. Ein Beispiel von der Internetseite von Pommfritt-Radio Antenne Niedersachsen: „Schon seit längerer Zeit lässt sich Anastacia Botox spritzen und bereut es absolut nicht.“

Bei solchen Sätzen spüre ich immer einen Knoten im Kopf. Korrekt müsste es heißen: „Anastacia lässt sich schon seit längerer Zeit Botox spritzen und bereut es absolut nicht.“ Oder wenn denn unbedingt der ursprüngliche Einstieg gewünscht ist: „Schon seit längerer Zeit lässt sich Anastacia Botox spritzen, und sie bereut es absolut nicht.“

Lustig finde ich auch die Überschrift auf der selben Internetseite: „Schafft BP diesmal den Durchbruch?“ Eigentlich hofft die Welt doch auf das Gegenteil.
 
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Also ich finde "Sonne überschattet Feste" durchaus eine gute Metapher. Ob die allerdings auch jeder geneigte Zeitungsleser so versteht wie sie gemeint ist, wäre eine berechtigte Frage.
 
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Der Philosoph schweigt fünf Jahre lang und formuliert dann einen Satz, der Rätsel für die nächsten fünf Jahre aufgibt.
 
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Im Radio habe ich es (bisher) noch nicht gehört, aber gerade die "Bild" nutzt neuerdings gerne den Ausdruck Tornado, wenn es mal wieder ordentlich gewittert und lokal stürmt. Dass nach einer Woche mit über 35° Celsius im Schnitt sich teilweise heftige Gewitter entladen, ist fast die logische Konsequenz. Aber für den aufzuschreckenden Leser hört sich "Tornado" nunmal gefährlicher an, als "heftiges Gewitter". Und wer echte Tornados aus den USA kennt, weiß auch um den Unterschied.

Ich hoffe, die Radiosender sind noch nicht auf diesen Zug der Panikmache gesprungen. Oder doch?
 
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Kulti, mit Verlaub. Aber das ist keine Metapher sondern allenfalls ein Wortspiel. Und ich finde es nebenbei bemerkt nicht einmal originell.

Und um dem (!) Genitiv ein wenig Gerechtigkeit willfahren zu lassen:

Des Mannis Postings gereichen mitunter zu des Kobolds Belustigung. :D
 
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Im Radio habe ich es (bisher) noch nicht gehört, aber gerade die "Bild" nutzt neuerdings gerne den Ausdruck Tornado, wenn es mal wieder ordentlich gewittert und lokal stürmt. (...) Aber für den aufzuschreckenden Leser hört sich "Tornado" nunmal gefährlicher an, als "heftiges Gewitter". Und wer echte Tornados aus den USA kennt, weiß auch um den Unterschied.
Nun ja ... also zum einen hat der Deutsche Wetterdienst (dwd.de) in seinem allgemeinen Warnlagebericht zusätzlich zu Sturmbören und Gewitter mit Starkregen und Hagel explizit den Ausdruck "TORNADO" (ja, großgeschrieben!) verwendet*, zum anderen lese er bei unwetterzentrale.de / Meldungen der Benutzer mal nach: Dort finden sich recht viele Meldungen über kreisende Wolkenbewegungen, ein Auge des Sturms, manchmal sogar zum Boden reichende Schläuche aus der Drehbewegung heraus sowie Druck- und Temperaturabfall innerhalb kurzer Zeit.

Dass sich die Medien dann a) der Terminologie des DWD bedienen und b) Wetterbeobachtungen von Zeugen aus dem Internet auf ihre Weise verarbeiten, empfinde ich weder als verwerflich noch als Sprachlotterei.
Da ich selber durch diesen Sturm gefahren bin (ja, es kam eine Wand auf uns zu und ja, uns sind Einrichtungsgegenstände um die Ohren geflogen), würde ich das nicht als Panikmache bezeichnen.

Ein Kollege aus NRW konnte seine Internetradiosendung nicht fahren, weil bei ihm kompletter Leitungsausfall herrschte und er sich zudem um den überraschenden Baumbesuch auf seinem Grundstück kümmern musste. :eek:
Der im Rheingau gekenterte Segler (vier gerettete Personen) würde die Bezeichnung "heftiges Gewitter" im Radio als Untertreibung des Jahres bezeichnen und vermutlich beim Sender protestieren.
Die Wasserschutzpolizei sucht auch nicht umsonst den Rhein nach einer untergegangenen Person ab, weil ein leerer Rettungsring mit Warnleuchte gefunden wurde - er hatte sich ohne Personenunfall von einem Schiff gelöst, und die Rettungsringe sind in aller Regel gut befestigt (an dieser Stelle bitte ich MacCavity als Fachkundler um Hilfe).

Panikmache? Heftiges Gewitter?
Wie auch immer: Hier mal keine Sprachlotterei, nein.

*) Leider liegt mir das Dokument nicht mehr vor, sorry.
 
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Nachdem "Gewitter", "heftige Gewitter" und "Unwetter" längst abgenutzt sind, habe ich größtes Verständnis für alle Wettermen und Women, die nunmehr mit "Orkanen" und "Tornados" hantieren. Ich fürchte aber, sie werden bald zu "Weltuntergang" und "Apocalypse" greifen müssen, denn auch "Tornados" vermögen nur eine begrenzte Zeit lang zu imponieren, selbst wenn sie Bäume in Gärten werfen, herrenlose Rettungsringe durch den Rhein treiben und uns einen Stromausfall bescheren.
 
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Auch ich möchte entschieden gegen die Unterstellung der Sprachlotterei in Bezug auf die Tornados protestieren!

Wie nennt man es denn, wenn sich ein schnell rotierender Wolkenrüssel mit Bodenkontakt durch die Landschaft fräßt?
Eben, Tornado. Oder auch Windhose, wobei Windhose eigentlich ja schon etwas diminutives hat.

Die Bezeichnung Tornado ist völlig in Ordnung.
Torados hat es "immer" schon in Deutschland gegeben, nur in den USA sind sie halt meistens größer...
 
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Mannis Fan schrieb:
Ich fürchte aber, sie werden bald zu "Weltuntergang" und "Apocalypse" greifen müssen,
Das wird dann aber schwierig fürs Nachtprogramm. 'n Weltuntergang kannste nicht in der Wiederholung senden. :D
 
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Auch ich möchte entschieden gegen die Unterstellung der Sprachlotterei in Bezug auf die Tornados protestieren!

Wie nennt man es denn, wenn sich ein schnell rotierender Wolkenrüssel mit Bodenkontakt durch die Landschaft fräßt?
Eben, Tornado. Oder auch Windhose, wobei Windhose eigentlich ja schon etwas diminutives hat.

Die Bezeichnung Tornado ist völlig in Ordnung.
Torados hat es "immer" schon in Deutschland gegeben, nur in den USA sind sie halt meistens größer...

Das ist ja auch völlig richtig, nur macht die "Bild" halt aus jedem starken Gewitter inklusive Sturmböen gleich einen Tornado. Man sollte sich in Deutschland daran gewöhnen, dass es im Sommer öfters sehr warm wird (über 35 Grad) und dass die Winter evtl. auch schon mal strenger werden. Noch vor 7 Monaten titelte man bei Springer noch über den "Horrorwinter", weil es lange kalt war und viel schneite. Die sollen einfach bei den Tatsachen bleiben, wobei das leider nicht deren Art ist. Sex sells und Panic wohl auch...
 
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Auf jeden Fall ist der Autor des Artikels ein ganz Schlauer: Fachbegriffe durcheinander schmeißen und ja nicht versäumen, dabei noch die Sachsen zu erwähnen. Birne!
 
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