Hmmm, Gelb, jetzt bringst Du mich ins Grübeln, aber das ist ja auch gut so...
War das Senden aus den alten Studios damals wirklich heimeliger und gemütlicher? Ich entsinne mich, als ich den hr zum ersten Mal betrat, an Mief und Muff der frühen 50er. Dem Kollegen, der mich damals am Eingang empfing, wollte ich die Hand geben. Er raunzte mich an: "Das machen wir hier nicht! Das überträgt Krankheiten!"
Der olle, maus-stein-aschgraue, rissige Linoleumboden stank nach Krankenhaus-Reiniger, die Wände waren von den Karren der Botenstelle mit tiefen Schrammen verunstaltet, durch die Studiofenster in der Schallaufnahme zog es wie Forellenterrine, auf und über unseren Schränken im zweiten Stock sirrten und flirrten die Staubflöckchen, dass man ein Vogelnest draus hätte bauen können, die gusseisernen Studiotüren waren nur mit dem Kraftaufwand eines Schiffshebewerks zu öffnen, geschweige denn zu schließen, ins Hörspielstudio 7 tröpfelte es nach jedem feuchten Nass aus den Wolken und das ganze kreisenrunde Bauwerk war ein dermaßener Irrgarten, dass man - zumindest in den ersten Monaten der Tätigkeit - dauern in tote Gänge lief und plötzlich vor Wänden stand, die man dort nie vermutet hätte. Deswegen verpasste ich mal eine immens wichtige Zeitansage zum "Kurzhörspiel am Nachmittag". Tja, und das alte hr3, war es dort schöner?
Riesige Verkehrsredaktion mit klapprigen Schreibmaschinen (IBM-Kugelkopf der Frühsechziger), staubige Gummibäume, Blick durchs Fenster auf das verkratzte Oberlicht zum Sendesaal. Die Studios: Abstellkammern für Verkehrswarntafeln und alte Wandvorhänge. Trotzdem haben wir für damalige Verhältnisse dort manch' wirklich gute Sendung gestemmt.
Das neue Höfunkgebäude hat im Treppenhaus Sichtbeton, der Teppichboden ist mausgrau-funktional, die Studios erinnern an die Heimeligkeit einer Intensivstation. Trotzdem arbeite ich hier lieber als im ollen Rundbau.