AW: Uhrzeit - Tonsignal
Vielen Dank! Das ist ja zu geil, da geht hier im öden Adlershof die Sonne gleich doppelt so schön auf
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Gut zu erkennen: die Großmembran-Mikrofone
UM70 für den Moderator, 2 für die Gäste gegenüber, angeschlossen mit Tuchel-Stecker. Die Akustik des Sprecherraums ließ auch den Auftritt kleiner Bands zu. Im Sprechertisch eingelassen sind die Regler für die Bandmaschinen zu erkennen, ganz rechts das Tastenfeld für die Intercom (die hieß freilich nicht so), Räuspertaste usw. Auf dem Tisch quer 4 Lampen: 2 gelb, 2 rot. Gelb war Mikrofon-Achtung, mußte ganz früher noch vom Moderator per Taste bestätigt werden, ging dann von blinkend auf Dauerlicht über. Erst dann konnten die Mikros vom Kontrollraum aus geöffnet werden. Rot war Mikrofon auf. Im schwarzen Auftisch-Gehäuse ein Timer, offenbar Eigenbau der Funkhaus-Technik. Ganz hinten die bekannte Studiouhr im Gehäuse mit Glasfenster, die solls noch geben
Das Fenster im Hintergrund ging raus ins Freie. Gegenüber vom Moderator die Scheibe zum Kontrollraum.
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Der Sprecherraum aus der Sicht des Kontrollraums. Im Hintergrund die Eingangstür (druckdicht schließend, mit riesigem Türgriff, hatte eine Tresor-Anmutung). Führte nach rechts in einen kleinen Gang, dessen Ende eine zweite solche schwere Tür verschloß. Also eine nette akustische Schleuse.
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Der Kontrollraum K6. An den Reglern: Britta Ebel. Ist heute AFAIK beim Inforadio. Rechts und links des Pultes sind U-förmig die Hauptzuspielquellen (zu DDR-Zeiten) angeordnet: 4 bleischwere Bandmaschinen des ungarischen Herstellers Mechlabor. Rechts unten auf dem Tastenfeld des Pultes sind 4 farbig abgegrenzte Tastenblöcke (Rot/Gelb) zu erkennen: damit konnten die 4 Maschinen vom Pult aus gesteuert werden (Rückspulen etc.). Rechts auf dem Pult der Korrelationsgradmesser ("Goniometer"), in der Mitte die aufrecht stehende LED-Pegelanzeige (nein, RTW gabs nicht). Links der völlig runtergenudelte Revox-Aircheckrecorder (der hatte schon erfühlbaren Graben in den Köpfen), der billige Sony-DAT kam später dazu (Marusha hatte AFAIR mit DAT in diesem Raum angefangen). Links die beiden Studer-CD-Player, die 1987 im DDR-Rundfunk Einzug hielten. Darüber das, was die jüngeren hier kaum noch kennen dürften: analoge Carts für die Jingles. Das Fenster ganz links führt nach draußen, vorn links im Bild die Scheibe zum Sprecherraum, in der Mitte der Eingang in den Kontrollraum von der Seite der Programm-Macher. In Zeiten des Rundfunks der DDR hatten die Postler von der Technik ihren Eingang von genau gegenüber. Im Vorraum gings zu den beiden Sprecherräumen, außerdem stand hier eine Mitschnittmaschine sowie der "WUP" (wählbarer Umfrage-Prozessor), so die scherzhafte Bezeichnung des Selbstbau-TEDs, der die eingehenden Anrufe auf 10 Leitungen per LED-Display zählte und in einem Holzrahmen residierte. Nicht zu sehen ist rechts vorn die Scheibe zum Nachrichten-Sprecherraum, der eine andere Nachhallzeit und eine angewinkelte Holzplatte für die Zettel besaß. In der Endzeit wurden die Nachrichten auch dort geschrieben. Unter dieser Scheibe gab es einen Not-Vorrat an Einzeltiteln auf 38er Bändern (!), die - so wies es ein Zettel aus - nur vom zuständigen Redakteur entnommen und nach der Sendung sofort wieder zurückgestellt werden sollten. Die Bänder gehörten Frank Menzel (jetzt bei Fritz).
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Hier sind noch einmal die Fernsteuertasten für die Bandmaschinen gut zu erkennen. Übrigens war der Anzug der Maschinen beim Rückspulen so groß, daß die Bänder dort oft wellig wurden. Markenzeichen vom Band gesendeter Einzeltitel war dann auch eine deutlich wahrnehmbare periodische Pegelschwankung gegen Ende. Links nicht zu erkennen sind 2 Plattenspieler, ebenfalls Mechlabor, bestückt AFAIR mit Shure-Systemen. Die waren auch sendefähig und hatten Sensortasten für die Nadelbeleuchtung. Hinten an der Wand noch ein großes Klinkenfeld, das Foto reiche ich nach.
Wie es dort heute aussieht, erspare ich uns lieber. Mehr als ein Graben im Fußboden dort, wo das Pult stand, ist nicht mehr vorhanden. Das Pult fand später Verwendung beim
HSF Ilmenau, wo es komplett neu aufgebaut wurde, inzwischen aber auch nicht mehr im Einsatz ist. Vielleicht kann ja jemand verraten, was daraus geworden ist.
Nachtrag: weiß vielleicht noch jemand zufällig, was sich im Regal unter den CD-Playern befand? Das eine ist AFAIR ein Limiter/Kompressor gewesen - aber bloß was für einer? Ich habe K+H in Erinnerung, aber die stellten sowas doch gar nicht her...