hr4 - Noch mehr Gedudel oder Hessen-Welle?

Ich möchte keine Grundsatzdiskussion hier beginnen, aber die Menschen über 85 werden wirklich stets rundfunkmäßig diskriminiert.

Man könnte sich fast vorstellen, dass, wenn ein Ü85-jähriger bei hr4 oder bei einer sonstigen Welle anruft und sich beschwert, dass seine Musik nicht mehr läuft, diesem mitgeteilt wird: "Wie, Sie leben noch? Das kann nicht sein! Laut unserer Statistik müssten Sie schon so und so viele Jahre tot sein. Sie hören also gar kein Radio mehr. Wir kommen gerne vorbei, um diesen Fehler zu beheben..."
 
Man muß sich den Kontakt zwischen Hörer und Sender ohnehin als eine Slapstick-Szene vorstellen.

Das gilt aber auch für das Verhältnis Leser zu Zeitung, genau dasselbe.
 
Auch die Vorlieben der älteren Hörer seien nicht mehr zeitgemäß, weil hr1 zum Formatradio umgebaut werden sollte.

Kleine Zwischenbemerkung, Schneeschmelze: In der Zeit unmittelbar vor Gründung von hr4 (85/86) sprach man bei weitem noch nicht davon, hr1 zu einem Formatradio umzubauen. Das war noch die Ägide von Programmdirektor Dr. Wicht. Der hätte einen Teufel getan. Das dauerte noch eine lange Zeit, bis Gramsch und Weber kamen und alles durcheinander warfen. hr1 war damals definiert als Einschaltradio mit Flaggschiff-Charakter. Ein Vollprogramm mit ausgeprägt journalistischen Elementen wie dem "Frankfurter Gespräch", "Passiert notiert", "Argumente" oder "Heute aktuell". Die klassische Unterhaltung wurde auch erst in den 2000er Jahren nach und nach gekillt. Einzig der Frühsendung "Guten Morgen allerseits" ging es bereits 1988 an den Kragen, als das journalistische "Format" (davon sprach allerdings damals kein Mensch) "Start" eingeführt wurde. Die Sendung sollte ursprünglich sogar "Frühstart" heißen. Der Titel wurde dann aber gestutzt. Und - es gab damals noch viele Jahre lang keinen Musik-Pool für die Welle. Nur persönlichen Geschmack. Da saßen Musikredakteure mit jeweils eigenen Vorlieben. Es existierten jedoch Generalabsprachen, um eine Konsensfarbe von hr1 zumindest in ähnlichen Programmleisten zu treffen. Das geschah meist über das Ausschlussverfahren (Keine Rockmusik, kaum Anglo-Pop, und wenn, dann nur melodisch, möglichst keine E-Gitarren, nur leichte Klassik z.B. sonntags - und abends prinzipiell Spezialsendungen in Wort und Musik).
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass ein öffentlich-rechtliches Programm ab 20 Uhr komplett dicht ist, geht aus meiner Sicht überhaupt nicht. Okay, es war auf hr4 noch nie anders und die Masse der Zuhörer sitzt da natürlich vor der Glotze, trotzdem könnte man aus meiner Sicht für die ''anderen'' zumindest zwischen 20 und 22 Uhr analog zu WDR 4 was Spezielles bieten. Wenn die Fernsehzuschauer dann ab 22 Uhr mit dem Radio in den Schlaf dösen, kann man ja gerne wieder die dazugehörige Musik liefern.

Man könnte auch mal anstaltsübergreifend überlegen, die ARD-Hitnacht schon vor Mitternacht beginnen zu lassen.
hr4 ist sechs Tage die Woche ab 20 Uhr unmoderiert, WDR 4 sieben Tage ab 22 Uhr. Bei den beiden SWR4s hat die Ausweitung des gemeinsamen Abendprogramms auch nur die Verlängerung der Musikstrecken (immerhin mit Moderator) herbeigeführt, deren Qualität sehr davon abhängig ist, wer genau die gespielte Titelauswahl verantwortet. Und sonntagabends langt's ab 22 Uhr nun - abgesehen von Verkehrs- und Wetterberichten - für gar keine Moderation mehr.

Schaut man sich diese Zustände genauer an, dann könnte man durchaus zu der Erkenntnis gelangen, dass die Streichung der ersten 95 Minuten des damaligen ARD-Nachtexpresses Ende der 90er bei seinem Nachfolger vielleicht mal wieder rückgängig gemacht werden sollte.
 
Ansich kein schlechter Gedanke, aber 1. dürften sich dazu nun nicht mehr genug "Abnehmer" finden und 2. ist wohl jede Automation günstiger als weitere Stunden aus Saarbrücken.
 
Nur, damit wir uns nicht falsch verstehen, @Maschi: Für die Abnehmer eines gemeinsamen Nachtprogramms ab 22:30 Uhr wäre die Übernahme ebenso kostenfrei wie eine eigene Automation. Eher sogar noch günstiger, da das Redigieren der eigenen Automation wegfiele. Kosten entstünden lediglich beim Geber SB für Personal und evtl. Technikbereitschaft.
 
Okay, nur letzteres meinte ich eigentlich auch, hab ich mich ungeschickt ausgedrückt ;)
 
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Einschaltradio mit Flaggschiff-Charakter

Ich lese viel Frust in Deinem Post. Was mir leid tut. Nur war hr1 damals kein Flaggschiff. Damals begann ein furchtbarer Niedergang der Zuhörerzahlen, der wenige Jahre später darin gipfelte, dass ein Mitbewerber mit einem einzigen Sender mehr Hörer hatte als der hr mit ... weißt Du bestimmt besser ... vier oder fünf?

Warum nur?
 
Die Fakten:

MA 2000, Zielgruppe Gesamt brutto in Tsd.:
hr 1: 79
hr 3: 281
hr 4; 294
FFH: 485

MA 2002/I, Zielgruppe Gesamt brutto in Tsd.:
hr 1: 65
hr 3: 354
hr 4: 280
hr XXL: 29
FFH: 602

MA 2003/I, Zielgruppe Gesamt brutto in Tsd.:
hr 1: 90
hr 3: 271
hr 4: 295
hr XXL: 21
FFH: 640

MA 2003/II, Zielgruppe Gesamt netto in Tsd.:
hr 1: 89
hr 3: 278
hr 4: 304
hr XXL: 23
FFH: 664

MA 2004/I, Zielgruppe Gesamt netto in Tsd.:
hr 1: 87
hr 3: 302
hr 4: 326
YOU FM: 30
FFH: 650

MA 2004/II, Zielgruppe Gesamt netto in Tsd.:

hr 1: 86
hr 3: 319
hr 4: 350
YOU FM: 26
FFH: 617

Wann jetzt hatte FFH mehr Hörer als vier Wellen des hr?
 
Vorm Absturz der Welle gibt sich Ingo Lücke noch einmal eine kleine Ehre:
http://www.hr4.de/hr4-gottesdienst-am-ostersonntag,sendung-3822.html

"Aus Trauer wird Freude" ist das Motto des Gottesdienstes am Ostersonntag in der evangelischen Schlosskirche Weilburg. Pfarrer Guido Hepke hält die Predigt und gestaltet gemeinsam mit seinem Team den Gottesdienst. Die Moderation und die Lesungen übernimmt der pensionierte hr4-Moderator Ingo Lücke.

Neben dem Hamburger Michel und der Frauenkirche in Dresden zählt die Weilburger Schlosskirche zu den wichtigsten evangelischen Barockkirchen Deutschlands. Sie erhebt sich malerisch über der Lahn und der Altstadt und ist mit prachtvollen Stuckarbeiten und Gemälden ausgeschmückt. Das zentrale Gemälde am Altar verweist auf die Geschichte von Ostern: Das Grab ist leer, Christus ist auferstanden.

Aus Trauer wird Freude
Pfarrer Guido Hepke Bild © hr/Ev. Medienhaus Frankfurt/Nicole Kohlhepp
Das Motto des Gottesdienstes lautet: "Aus Trauer wird Freude". Die biblischen Geschichten berichten: Die Frauen, die Jesus in seinem Leben und unter dem Kreuz begleitet hatten, haben erfahren, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist. Am Ostersonntag 2017 erzählen drei Frauen aus Weilburg, wie sie neue Zuversicht fanden nach schweren Erfahrungen. Sie berichten von erwachendem Lebensmut nach dem Tod des Ehepartners. Darüber hinaus von einem lebendigen Miteinander von alteingesessenen Weilburgern und neuen Bürgern, die nach ihrer Flucht eine neue Heimat in Weilburg gefunden haben.
Pfarrer Guido Hepke nimmt diese Erlebnisse auf in der Predigt über die Ostererzählung des Matthäus-Evangeliums. Auch heute kann sich unerwartet Traurigkeit in Freude verwandeln.

Oster-Oratorium von Bach
Die Kantorei der Schlosskirche und die "Capella Weilburgensis" musizieren Stücke aus dem Oster-Oratorium von Johann Sebastian Bach, BWV 249. Die musikalische Leitung hat Dekanatskantorin Doris Hagel, die auch den Sopran-Solo-Part übernimmt. Die Gemeinde singt bekannte Osterlieder wie "Christ ist erstanden" und "Wir wollen alle fröhlich sein".

Persönliches Gespräch suchen
Hörerinnen und Hörer haben anschließend die Möglichkeit, über ihre eigenen Erfahrungen mit Pfarrer Guido Hepke und Pfarrer Wolfgang Schinkel zu sprechen. Sie sind von 11:00 bis 13:00 Uhr unter der Telefonnummer 06471 5160487 erreichbar. Die Predigt zum Nachlesen und weitere Informationen finden Interessierte im Internet auf www.rundfunk-evangelisch.de.
 
Yep, ich meinte aber die damalige funkinterne Definition "hr1 als Leitwelle".

Als Informationsleitwelle war hr1 jedenfalls bis zur Mitte des letzten Jahrzehts auch bei den Hörern fest verankert. Irgendwann in den 90ern wurde auch der Claim "Das Informationsradio" eingeführt.

Die Zahlen von countdown sind übrigens durchaus aufschlussreich. Sieht man doch, dass hr3 seit der Jahrtausendwende trotz immer engerer Formatierung, kleinerer Rotation und der Streichung sämtlicher Spezialsendungen langfristig nahezu keine Hörergewinne gegenüber FFH verbuchen konnte.

Bei hr4 ist es im Prinzip ähnlich, die vierte Welle steht jetzt (2016/II: 257 Tsd., 2017/I: 265 Tsd.) sogar schlechter da als im letzten Jahrzehnt.
 
Heute um 17 Uhr gab es ja in den hr4-Nachrichten eine lustige Panne. Während ein Beitrag lief, ertönte plötzlich ein flottes Instrumental, das ging so eine halbe Minute, parallel zu dem Beitrag. Dann lief nur noch das Instrumental einige Sekunden lang. Dann war Stille. Die Nachrichtensprecherin entschuldigte sich für das technische Problem, machte mit den Meldungen weiter und wollte wieder einen Beitrag abfahren. Wieder ertönte das Instrumental.
Kommentar:"Das Problem ist wohl doch noch nicht behoben. Entschuldigung." Hörbar genervt beendete sie die Restnachrichten mit Meldungen ohne O-Ton.
Nach den Nachrichten kommentierte Michael Meyer dann: "Das war aber eine schöne Musik bei dir in den Nachrichten" und bekam einen Lachanfall. Er versuchte seriös das Wetter vorzutragen, das gelang aber nicht, denn der Lachanfall ging in einen Lachhusten über. Schließlich gelang es ihm, die Verkehrslage zu Ende zu bringen und beendete die Panne mit: "Das waren gerade lustige Nachrichten, aber wir bekommen das noch in den Griff".

Wenn man nun böse denkt, könnte man meinen, dass ein Redakteur absichtlich das Instrumental dort eingebaut hat, als Rache dafür, dass sie ab Mai bei hr4 so ziemlich verschwunden sein werden...

Hat jemand zufällig einen Mitschnitt davon?
 
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Heute um 17 Uhr gab es ja in den hr4-Nachrichten eine lustige Panne. Während ein Beitrag lief, ...
Echt? Laufen jetzt schon Beiträge in den Nachrichten?

Edit:
Die hr4-Nachrichten kommen aus Frankfurt.
Und da interessiert sich ehrlich gesagt absolut niemand für hr4 in Kassel.

Die Nachrichten wurden nur für hr4 gesprochen. "Amorada" von Ricky King war das Schlussinstrumental von 15:57 Uhr. Warum es während des O-Tons (!) um 17:00:39 Uhr gestartet wurde, wissen wohl nur die Nachrichtenfrau und die Technikkollegen in FFM und Kassel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich meine damit einfach nur, dass viele ältere Hörer und Hörerinnen keine Lieder aus ihrer Jugend mehr im Radio zu hören bekommen. Das finde ich ein armutszeugnis von einen öffentlichen Rundfunk (hr4), der sich einmal als Sprachrohr der älteren Generation verstand.

Musik hat doch nichts mit dem Alter zu tun. Das denkt man zwar in den Führungsetagen, aber es entspricht nicht den Tatsachen. Jugendliche machen mit großem Engagement Volksmusik (und damit meine ich nicht volkstümlichen Schlager), Mitt-30er gehen auf Schlagerpartys ab und Rockmusik könnte ich gar nicht einer Altergruppe zuordnen, wenn ich wollte. Und da sprechen wir noch gar nicht von "Sparten" wie Country, Jazz oder auch klassischer Musik.

Die Denkweise, dass ein Schlagerprogramm automatisch nur von Rentnern gehört wird, ist auf jeden Fall falsch.
 
Ich lese viel Frust in Deinem Post. Was mir leid tut. Nur war hr1 damals kein Flaggschiff. Damals begann ein furchtbarer Niedergang der Zuhörerzahlen, der wenige Jahre später darin gipfelte, dass ein Mitbewerber mit einem einzigen Sender mehr Hörer hatte als der hr mit ... weißt Du bestimmt besser ... vier oder fünf?

Warum nur?

Aber was interessiert es das damalige hr1, wie viele Hörer FFH hat? Die beide Programmen hatten - das behaupte ich jetzt einfach mal - null Überschneidungen. Ich würde das alte hr1 durchaus als Flaggschiff bezeichnen. Als inhaltliches Flaggschiff, das ich immer ganz gerne mit dem heutigen Bayern 2 vergleiche.
 
Meine Güte. Pannen passieren. Überall, so auch beim Hörfunk. Und wenn sie mit Humor genommen werden, ist es doch gut. Allerdings erhöhen Umschaltungen zw. verschiedenen Standorten die Pannengefahr, das dürfte bekannt sein. Insofern ist es mir bis heute ein Rätsel, wieso man HR4 nach Kassel ausgelagert hat. Blödsinn, in meinen Augen.
 
Ist doch ähnlich wie bei WDR 4, aber noch getoppt durch den NDR mit 4 regionalen Tagesprogrammen (NDR 1 Welle Nord, 90.3, NDS und M-V). Das könnte, so wie früher üblich, aus zentral Hamburg gemacht werden und dann zur regionalen Berichterstattung auseinandergeschaltet werden. Was für eine Gebührenverschwendung hier wie dort.
 
Naja, man möchte wahrscheinlich das zweitgrößte Studio des Landes mit einer wichtigen Aufgabe versorgen und beim WDR war Dortmund über Jahrzehnte für verschiedene Radioprogramme zuständig.
Nachdem WDR 2 dann seine Sendung dort abzog, lag es nahe, allerdings sendet WDR 4 ja (bisher) nur halbtags von dort.

Durch die Unit mit hr1 und Angleichung an deren Musikformat könnte ich mir schon vorstellen, dass man langfristig zurück nach Frankfurt zieht und vielleicht hr2 dort unterbringt? Kassel ist ja immerhin auch documenta-Stadt.
 
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Warum gibt es seit 1981 die NDR-Landesprogramme? Weil die Politik es so wollte. (Zugegebenermaßen auch nicht schlecht, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatten NDR und WDR ja noch das Erste Programm als gemeinsames NWDR-Überbleibsel.)
Warum ist hr4 nach Kassel gezogen? Damit die Politik zufrieden ist und nicht mehr sagen kann, der HR ist so Rhein-Main-lastig. Die Frage, warum Bayern plus nach Nürnberg gezogen ist, dürft ihr jetzt selbst beantworten. Ob es sinnvoll ist, einzelne Wellen vom Mutterhaus abzutrennen, ist nochmal ein ganz anderes Thema.
 
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Man könnte sich fast vorstellen, dass, wenn ein Ü85-jähriger bei hr4 oder bei einer sonstigen Welle anruft und sich beschwert, dass seine Musik nicht mehr läuft, diesem mitgeteilt wird: "Wie, Sie leben noch? Das kann nicht sein! Laut unserer Statistik müssten Sie schon so und so viele Jahre tot sein. Sie hören also gar kein Radio mehr. Wir kommen gerne vorbei, um diesen Fehler zu beheben..."

Danke Terhorst151! Das ist eine richtige und subversive Kritik. Ich denke auch, dass man mittlerweile in einem Stadium angekommen ist, in dem das Alter nicht mehr bedeutend ist für die Rundfunkwelt. Ich werde im Dezember 91 Jahre alt. Mein lieber Enkel hat mir dieses Forum eingerichtet. Ich bin Hörer des Hessischen Rundfunks, seitdem ich denken kann. Ich war 1986 so glücklich, dass es hr4 gab. Aber heute bin ich ernüchtert und traurig über das Vorgehen von "Oben". Ich denke, dass schöne Musik immer bleiben wird, auch wenn dies nun von hr4 ignoriert wird.
 
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