Lassen Sie uns einmal auf Ihre Hörfunkstruktur schauen. Braucht man wirklich sechs Sender?
MANFRED KRUPP: Natürlich gibt es Sender, die größer sind als wir und die eine andere Aufstellung im Hörfunk haben. Wir haben zwei Sender, die ganz besonders für unseren Auftrag stehen: das sind HR-iNFO und HR2-kultur und sie sind unsere teuersten Wellen. Diese Sender haben gute Hörerzahlen, erreichen aber immer nur eine begrenzte Anzahl von Menschen. Diese beiden Wellen stehen aber nicht zur Disposition, da sie Kern unseres öffentlich-rechtlichen Auftrags sind.
Nun, Sie haben ja noch mehr Sender.
MANFRED KRUPP: Ja, man könnte dann über die Populärwellen nachdenken. Das haben wir auch mal durchgerechnet. Stelle man beispielsweise HR3 ein, würden wir die stärkste Welle schließen. Das heißt, wir verzichteten auf den Kontakt zu sehr vielen Menschen – und würden finanziell nicht profitieren, da wir eine werbetreibende Welle und somit Werbeeinnahmen verlören.
Also ein Plädoyer für ein Weiter-wie-bisher, tiefer rein ins Schuldenparadies?
MANFRED KRUPP: Nein, wir gehen einen anderen Weg. Wir haben eine sogenannte „Pop-Unit“ mit YOU FM und HR3 gebildet. Das heißt, wie kappen an der Spitze Positionen und schaffen Synergien. Und wir machen jetzt das Gleiche mit HR1 und HR4. Wir haben dann jeweils nur noch eine gemeinsame Leitung für die beiden Units. Der Hörer bekommt davon nichts mit – er hört weiterhin seinen Sender.
Sie reduzieren also lediglich Führungspersonal. . .
MANFRED KRUPP: Wir reduzieren Führungspersonal und arbeiten auf der Ebene darunter noch stärker Hand in Hand. Gleichzeitig lassen wir die Eigenständigkeit und das Profil der Sender weiterbestehen.
Nun hört man aber, dass speziell bei HR3 die dortigen Kollegen alles andere als begeistert sind über die „Pop-Unit“. Man kann zurzeit geradezu von einem Exodus der langjährigen Mitarbeiter von HR3 sprechen. Soll der Sender nicht doch mittelfristig abgewickelt werden? Zumal er – folgt man den kritischen Stimmen im Haus – sich ohnehin nur noch zu einem Abklatsch von Radio FFH entwickelt . ..
MANFRED KRUPP: Ganz klares Nein. Wir erreichen mit keinem anderen Sender so viele Menschen wie mit HR3. Und dort erreichen wir eine extrem wichtige Zielgruppe: Familien und beispielsweise in Vereinen engagierte Menschen. Multiplikatoren also, die für den Sender wichtig sind. Das sind Beitragszahler, die prägend auf ihre Kinder und somit die nächste Nutzergeneration einwirken. Sind also zukunftstragend für unseren Sender.
Quelle:
http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Der-Sender-muss-eigenstaendig-bleiben;art675,2032920