AW: In einer Nacht mit NRJ Sachsen hast DU gemischte Gefühle
Hallo zusammen!
Zunächst möchte ich auch sagen, daß man die Anfangszeit nicht überbewerten sollte. Diese Zeit war chaotisch und durchaus dilettantisch. Verwunderlich ist das nicht weiter, wenn man bedenkt, daß damals wohl nur Adam Hahne, Arno Köster und Conny Scholz(?) überhaupt Radioerfahrung hatten und wenigstens etwas Ruhe in LE ausstrahlten. Alle anderen waren völlig "unbeleckt" und hatten nur die ersten drei Wochen im Juni 93 Zeit zum üben. Wenn ich mich recht entsinne, wurde Ende Mai in den Räumen in der Nonnenstraße sogar noch gebaut.
Wie hier im Thread schon geschrieben wurde, war die technische Ausstattung sehr dürftig. In LE sah es so aus:
Im Sendestudio standen drei CD-Player, drei Cartmaschinen und eine Bandmaschine mit dem obligatorischen Notband drauf. Diese Maschine lief kurioserweise nur mit 19cm/s. Wer also im Produktionsstudio mit 38cm/s gearbeitet hat, hatte ein kleines Problem.
Im Produktionsstudio befanden sich zwei Bandmaschinen, zwei Plattenspieler, DAT-Recorder, Tapedeck, CD-Player und Cartmaschinen. Technisches "Highlight" des Produktionsstudios war ein Effektgerät mit Mini-Sampler (nur wenige Sekunden Speicherplatz).
Selbst der Verkehrspiepser kam von Cart (und leierte zusammen mit dem folgenden "NRJ-Jingle" sowie dem Musikbett einige Monate später ganz fürchterlich).
Die Redaktion war zu Beginn auch sehr spartanisch ausgestattet. Wichtigste Informationsquelle war der Videotext. *hüstel* Der PC mit der Satschüssel für den Empfang der Agenturmeldungen kam erst einige Wochen nach dem Sendestart.
Geschrieben wurde auf zwei PCs mit "Write" unter Win 3.1. Selbstverständlich schmierten die PCs ab. Schlecht, wenn man fünf Minuten vor Sechs dem Moderator die Nachrichten ausdrucken will. Was tun? Logisch - man reicht die letzten News vom Vorabend ins Studio. Ein banges "hoffentlich versendet sich das, es ist ja Wochenende". Falsch gedacht. Kurz nach Sechs klingelte das Telefon und Arno war dran... "Ähm ja - sorry. Nächste Stunde gibts neue News."
Irgendwann hatte es auch jemand geschafft, die Redaktions-PCs mit einem Virus zu infizieren. Sehr lustig.
So begann "Deine Energieversorgung im Radio".
Damals lief es so ab, dass für die Lokalstationen in der lokalen Sendezeit das Programmgerüst, d.h. Musik, Werbung und die Musikbetts für die damals noch vorhandenen Beiträge aus Leipzig gefahren wurden und sich der Moderator des Lokalstudios a) am Sendeplan und vor allem b) am Hörempfinden orientieren musste. [...]
Yepp - eine undankbare Aufgabe für alle beteiligten Moderatoren. Damit diese Nummer überhaupt funktionieren konnte, wurden die genau ausgestoppten Sendepläne per Fax nach CH und DD geschickt. Trotzdem hing natürlich alles am seidenen Faden. Genaugenommen hing das Timing maßgeblich von dem auf dem Sendepult in LE stehenden Funkwecker ab. Außerhalb der Lokalzeit kam es bei NRJ ja nicht auf die Sekunde an. Ob der "Top of the Hour" - Jingle nun zwei Minuten vor oder nach der vollen Stunde gespielt wurde, hat niemanden ernsthaft interessiert. Im Prinzip ließ man damals die Musik immer über die volle Stunde laufen oder startete den neuen Titel halt früher ein.
Und darum hat auch längere Zeit niemand gemerkt, daß der Funkwecker im Elektrosmog des Studios kein DCF-Signal empfing. In LE klang das Lokalfenster selbstverständlich perfekt, wenn der Moderator ansonsten keinen Fehler gemacht hat. Nur die Mädels und Jungs in CH und DD haben sich sicher nicht nur einmal an den Kopf gegriffen.
Dieses beknackte System entsprang allerdings der Paranoia des damaligen PD Köster, die Lokalstationen könnten eventuell "machen was sie wollen" und seinen Sendeplan missachten.
Das ist wohl nicht ganz korrekt. Die Lokalfenster (5-9 und 18-21 Uhr) in der oben angesprochenen "Fahrweise" gab es schon zu Zeiten als die "Wetter- und Verkehrsversorgung" noch Mode waren. Diese Begriffe wurden ja relativ schnell abgeschafft.(Wann genau, weiß ich nicht mehr.) Jedenfalls war AK damals "nur" Chefredakteur. Ich würde sogar meinen, daß diese Mantelgeschichte technisch notwendig war, da es an der Technik in CH & DD mangelte.
Dass alles aber immer noch besser war, als der Mix aus Kösters Stoppok-Lindenberg-Selig-BAP Rotation
.
Oh ja - "Dumpfbacke" und "Tunesisches Bier" fallen mir da spontan ein.
Richtig schlimm wurde es aber erst, als T.F. im Sender auftauchte und Adam Hahne bei der Programmgestaltung "unterstützte".
Meatloaf - I do anything for Love
Byan Adams - Please forgive me
Mariah Carry - Without you (später Dreamlover) wurden bis zum Erbrechen gedudelt.
T.F.: "Wir brauchen unbedingt 'Born in the USA' in der Rotation."
"Gute Entscheidung." (Nur leider stand die CD nicht im Archiv.)
"Kein Problem, spielen wir von Cart. Mach mal."
Kurz darauf wunderten sich die Hörer, warum dieses Lied nie vollständig ausgespielt wurde. Es war einfach zu lang für die Cart und wurde bei der Aufnahme rechtzeitig ausgeblendet.
Es gab damals aber auch noch helle Momente. Nicht so sehr bei T.F., sondern beim noch amtierenden Musikredakteur. "Enigma - Return to Innocence" lief beispielsweise schon wenige Stunden nachdem die Platte bei ihm auf dem Tisch lag.
vg
Zwerg#8
PS@Regie: Danke für die Müllentsorgung!