Das ist falsch und das dürfte Herr Skuppin auch wissen.
Warum sollte er? Abgesehen vom grottigen Klang, der aber rein technischer Natur ist und erstmal nichts mit dem Inhalt zu tun hat, kann Radio1 durchaus auf eine mehr oder weniger treue Hörerschaft bauen. Und inhaltlich braucht sich das Programm trotz einiger Unzulänglichkeiten nach wie vor nicht verstecken.
Es gibt anderswo genug Menschen, die nicht zu den Hörfunkprogrammen passen, die ihnen von der regional zuständigen ARD-Anstalt serviert werden.
Die gibt es mit Verlaub überall. Wenn du danach gehst, müßte der ÖR hunderte verschiedene (Sparten-)Programme anbieten, denn es gibt mindestens ebensoviele Interessen. Und wenn man dann mal ganz nüchtern analysiert, welches rbb-Programm am ehesten einem "Gemischtwarenladen" gleicht, dann ist das nunmal Radio1, denn 88.8 und AB sind zielgruppentechnisch zu alt und Fritz ist zu jung.
in Mitteldeutschland leben nicht nur Vollpfosten. Es als nicht-Mainstream-Marionette in dieser weitgehend dumpfen Region auszuhalten, ohne langfristig psychischen Schaden zu nehmen, ist etwas, dass man diesen Menschen durchaus mal hoch anrechnen könnte, statt sie pauschal mit dem Bodensatz der Gesellschaft in einen Topf zu werfen und darüber zu witzeln.
Dummerweise ist Mitteldeutschland Hoheitsgebiet des mdr. Was hat Radio1 damit zu tun? Was können Skuppin und der rbb dafür, dass man dort kein anspruchsvolles Radio produzieren möchte? Wobei man sich dann auch noch streiten könnte, ob es im mdr-Ländle nicht vielleicht doch ein durchaus anspruchsvolles Radio gibt. Auf der Kulturwelle gibt es durchaus hörbare Sachen. Letztlich ist aber auch der Begriff anspruchsvoll so dehnbar wie ein Kaugummi. Es ist unterm Strich ganz private Geschmackssache. Schwierig wirds erst, wenn man diese private Geschmackssache für allgemeingültig erklären will und alle anderen für doof hält, nur weil man diese Sichtweise nicht teilt. Das nennt man dann übrigens elitär, also das was du Radio1 vorwirfst zu sein.
Das Programm ist genauso nervig verdödelt mit Selbstbeweihräucherungs-Jingles und Werbung wie andere auch,
Nimms nicht persönlich, denn ich weiß das du mit derartiger Kritik ausgerechnet von mir eher nicht gerechnet hast, aber vielleicht bist auch du ein Stück weit im Vorgestern stehen geblieben. Mir ist dieser Tage ein Mitschnitt von DT64 von 26.05.91 in die Hände gefallen, Hitkaravane mit Günter Jauch als Gast. Die komplette Sendung, incl. Moderationen, gespielter Musik und Smalltalk zwischendrin, könnte heute 1:1 bei irgendeinem x-beliebigen Hitradio laufen. Es würde niemanden auffallen! In der Erinnerung redet man sich manchmal manches schöner als es eigentlich war....
In Berlin hat halt die Gruppe der alternativ-Szene-affinen, sich cool findenden inzwischen-Besserverdiener ihr eigenes Unterhaltungsprogramm.
Das ist schlichtweg Blödsinn, denn dann hätte Radio1 andere Einschaltqouten. Die Gruppe der sich cool findenden Berlin-Hipster ist nämlich wesentlich kleiner als sich das mancher vielleicht vorstellt.
über die wesentlichen Dinge der menschlichen Existenz dann meist eher nicht. Dafür sind bei den Rezipienten des Unterhaltungskapitalismus' zu wenig Ressourcen übrig.
Dir ist aber schon klar, dass Radio im Allgemeinen in erster Linie Unterhaltung ist? Die Meinungsmache findet heutzutage nicht mehr im Radio statt und auch im Fernsehen nur noch bedingt. Diesen Part hat längst das Internet übernommen.
Dass Bayern ein echtes "Radio für Erwachsene" (Bayern 2) hat, kann angesichts der Quote im Gegensatz zu Radio Eins nichtmal darüber erklärt werden, sondern muss wohl mit letzten Resten von Anstand und Bewußtsein in der BR-Chefetage zu tun haben. Da habe ich doch wesentlich mehr Respekt, dass sie es bis heute (noch) tun.
Das ist wiederum Blödsinn. Bayern sind anders sozialisiert als Berliner. Und das meine ich jetzt keineswegs negativ. Was dort halbwegs gut läuft, muss hier noch lange nicht funktionieren. Und das solltest du eigentlich wissen. Für "Aussenstehende" mag sich Radio1 ja manchmal ein wenig überheblich anhören oder von mir aus auch selbstverliebt. Aber so sind die nunmal in Berlin und dem Speckgürtel drumherum. Also warum sollte man sich dieser lokalen Eigenheiten entledigen? Das tun die Bayern in ihren Programmen doch auch nicht. Die Leute in dieser Republik sind nunmal keine homogene Masse. Die haben alle ihre ganz spezifischen Eigenheiten, in jeder Region anders. Und das ist gut so!
Und gerade Hamburg hat auf NDR Info spätabends eine musikkulturelle Kompetenz, die der von Radio Eins nicht nachsteht
Merkste selbst, oder? Spätabends ist der Punkt. Bei Radio1 finden sich auch im Tagesprogramm nach wie vor einige musikalische Perlen. Und diverse Specials gabs vor allem in den letzten Wochen ja nun wirklich reichlich, in vielfältigster Form im Vorabend und Abendprogramm und nicht erst spätabends.